Der Startschuss für das ALPINALE Kurzfilmfestival ist gestern, am 10. August 2021, bereits zum 36. Mal gefallen. Bis zum 14. August 2021 findet das Festival bei guter Witterung Open-Air auf dem Raiffeisenplatz Bludenz, bei Regen im Stadtsaal Bludenz statt – und für jeden ist etwas dabei: Ob Groß oder Klein; bei der ALPINALE werden Kurzfilme diverser Kategorien gezeigt.
Von Claudia Wachter
„Wir lieben Kurzfilm.“ – Diesen Satz wählt der Vizeobmann der ALPINALE Johannes Rinderer, um das ALPINALE Kurzfilmfestival in nur drei Worten zu beschreiben. Diese Liebe erkennen Besucher des Festivals auch sofort: Von etwa 720 aus 62 verschiedenen Ländern eingereichten Kurzfilmen mit insgesamt 166 Stunden Laufzeit wählte das Team der ALPINALE 70 Kurzfilme aus, die an vier Tagen in Bludenz laufen werden. Die Kurzfilme, die neben europäischen Ländern auch aus Indien, Israel, Korea und dem Iran stammen, werden in der Originalfassung, aber immer mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.
Am Eröffnungsabend der ALPINALE konnten Festivalbesucher bereits die ersten sieben Einreichungen erleben, die abwechslungsreicher nicht sein hätten können: Neben dem Oscar-nominierten Eröffnungsfilm „White Eye“ des Regisseurs Tomer Shushan aus Israel, der ein Ereignis, das ihn als Person verändert hatte, verfilmte, wurden die Animationsfilme „Precious“ von Paul Mas aus Frankreich und „Benztown“ von Gottfried Mentor aus Deutschland gezeigt. Nach „10 Euro Zuschuss“ von Elias Rauchenberger, der seine Zeit als freiwilliger Zivildiener in Österreich während des ersten COVID-bedingten Lockdowns thematisierte, gab es eine kurze Pause, in welcher sich Besucher Erfrischungsgetränke oder Knabbereien besorgen konnten – eventuell auch mit einem Gutschein, welcher zu Beginn des Abends während des Emoji-Filmrätsels gewonnen werden konnte. Anschließend kam das Publikum in den Genuss drei weiterer Spielfilme: „Intermission“ von Anthony Lemaître aus Frankreich, „Good Thanks, You?“ von Molly Manning Walker aus dem Vereinigten Königreich und „Masel Tov Cocktail“ von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch aus Deutschland schlossen den Abend um Mitternacht ab. Impressionen des Eröffnungsabends können hier gesichtet werden: https://youtu.be/wMoQkiP0PyM
Das ALPINALE Kurzfilmfestival wurde 1982 in Bludenz gegründet, wechselte 2003 seinen Standort nach Nenzing und findet seit 2020 wieder in der Alpenstadt statt. Landtagsabgeordneter Christoph Thoma freut sich über die Rückkehr des Festivals: „Als ehemaliger Stadtrat von Bludenz freue ich mich, dass es uns gelungen ist, das Festival nach Bludenz zurückzuholen. Jetzt im zweiten Jahr kann man sehen, wie es hier zu leben beginnt. Wir haben natürlich auch das Glück, dass das Wetter so toll ist. Ich bin ein großer Fan von Filmen, da diese eine sehr niederschwellige Kunstform sind, aber dennoch fordern – besonders der Kurzfilm.“
Obfrau Manuela Mylonas und Vizeobmann Johannes Rinderer geben gsi.news einen Einblick hinter die Kulissen der ALPINALE.
Was sind Ihre Aufgaben bei der ALPINALE?
Mylonas: Ich bin die Festivalleiterin und die Obfrau des Vereins. Es gibt ganz viele Aufgaben: Wir sind das ganze Jahr über mit den Vorbereitungen beschäftigt und ich kümmere mich speziell um die Jury, die Filmauswahl, die Zusammenstellung des Programmes, also an welchen Tagen welcher Film laufen wird, und außerdem um alle Fragen, die sonst noch auftauchen, wie das Ansuchen von Förderungen, Finanzierung,… Viele Dinge!
Rinderer: Ich bin im Verein als Vizeobmann tätig und kümmere mich vor allem um die Organisation, Vorjury und die Öffentlichkeitsarbeit des Festivals.
Wann beginnen die Vorbereitungen für das ALPINALE Kurzfilmfestival und wie kann man sich diese vorstellen?
Rinderer: Nach der ALPINALE ist vor der ALPINALE. Nach der ALPINALE beginnen bereits die Planungen für die ALPINALE Horrorkurzfilmnacht zu Halloween und im Anschluss sichten wir – etwa 30 Personen – dann die rund 700 eingereichten Filme pro Jahr. Ab Mai steht das Programm in etwa fest und dann werden Filmschaffende und Jury ausgewählt. Das Marketing, die Redaktion des ALPINALE-Magazins oder die Gestaltung der Website sind weitere Aufgaben, die erledigt werden müssen. Darüber hinaus kümmert sich meine Schwester, Rebekka Rinderer, als Teilzeit-Mitarbeiterin ganzjährig um die Organisation des Festivals. Julian Dünser macht den Technik-Support. Der Rest des A-Teams und der Vorjury arbeitet ehrenamtlich mit.
Welche Kriterien müssen Kurzfilme erfüllen, um sich für die ALPINALE zu qualifizieren?
Rinderer: Dauer unter 30 Minuten. Kurzfilme können in verschiedenen Kategorien eingereicht werden. Außer bei den v-Shorts (Vorarlberger Beiträge) sind keine Dokumentationen erlaubt. Wir zeigen Animationen und Spielfilme.
Was macht die ALPINALE in Ihren Augen besonders und sehenswert?
Rinderer: Kurzfilme erzählen in kreativer Art und Weise eine Geschichte und lassen alles Überflüssige weg. Die ALPINALE bringt jährlich 70 spannende Kurzfilme nach Vorarlberg. Die Filmschaffenden schätzen die familiäre Atmosphäre und natürlich auch unsere Lebensqualität (Natur, Berge).
Worauf können sich die Besucher dieses Jahr einstellen?
Rinderer: Ein fabelhaftes Kurzfilmprogramm: https://alpinale.at/filmprogramm-2021/
Auf was freuen Sie sich bei der diesjährigen ALPINALE am meisten?
Rinderer: Auf gutes Wetter, damit wir möglichst immer die schöne Open-Air-Atmosphäre auf dem Remiseplatz genießen können. Natürlich freue ich mich auch über viele Besucher_innen, die Filmschaffenden und auch die Zusammenarbeit mit unserem A-Team. Viele Vorbereitungstreffen konnten wir in den vergangenen Monaten nur online durchführen. Umso mehr freut es mich, dass es die Rahmenbedingungen erlauben, dass wir die ALPINALE durchführen dürfen.
Mylonas: Ich freue mich besonders, dass die ALPINALE stattfinden kann. Außerdem freut es mich, endlich die ganzen Kurzfilme auf der großen Leinwand sehen zu können. Grundsätzlich freue ich mich natürlich auf alle Programme – Wir haben ja ganz viele Programmpunkte vom Internationalen Wettbewerb, über die Vorarlberger Kurzfilme, Kinder-Kurzfilme, Horror-Kurzfilme bis hin zu Virtual Reality-Kurzfilmen. Es ist vieles dabei, aber ich freue mich besonders auf die Vorarlberger Kurzfilme, da es das Filmschaffen im Ländle zeigt und die Filme sehr breitgefächert und bunt sind. Wir zeigen nach Möglichkeit auch alle Einreichungen dieser Kategorie, damit einfach jeder Film auch die Möglichkeit hat, vor Publikum gezeigt zu werden – Was ich sehr wichtig finde, da Filme ja gemacht werden, um angeschaut zu werden und Feedback zu bekommen. Deshalb finde ich die v-shorts ganz besonders.
Wenn Sie die ALPINALE mit nur drei Worten beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?
Mylonas:Familie, Fabelhaft, Magisch.
Rinderer: Wir lieben Kurzfilm.
Zwei unabhängige Jurys verleihen dieses Jahr das „Goldene Einhorn“, welches sich aus dem Wappentier der Stadt Bludenz ableitet, in den Kategorien „Kurzspielfilm“, „Animation“ und „VR-Shorts“, eine Filmklappe für „v-shorts“ und das „Blutige Goldene Einhorn“ in der Kategorie „Horror“.
Sie beide sitzen in der Jury – Was ist Ihnen bei Kurzfilmen besonders wichtig?
Anna Starzinger: Ich schätze es, wenn ein Film ein Anliegen hat und mir ist ein stringenter Bogen wichtig.
Felix Kalaivanan: Mir ist wichtig, dass ein Film fair und ehrlich mit seiner Prämisse und seinen Figuren umgeht und nicht die Technik im Vordergrund steht, sondern, dass die Technik der Geschichte folgt.
Was gefällt Ihnen an Kurzfilmen besonders im Vergleich zu längeren Filmen?
Kalaivanan: Der Kurzfilm kann wahnsinnig viel ausprobieren, da er nicht unter den budgetären, technischen oder personellen Mitteln krankt, unter welchen viele Großproduktionen schlussendlich leiden müssen, da kein Geld zur Verfügung steht oder der Mut fehlt, um so viel Geld zu investieren – Beim Kurzfilm sind Sachen möglich, die es als Langfilm niemals geben würde; Versuche, die aber auch scheitern können. Der Kurzfilm ist einfach unfassbar vielseitig und vielschichtig und frecher als der herkömmliche Samstagabendfilm.
Starzinger: Man kann viel in kurzer Zeit unterbringen und ich bin immer wieder überrascht, wie viel möglich ist.
Auf was freuen Sie sich in den nächsten Tagen am meisten? Gibt es Highlights?
Starzinger: Am Freitag den Dreizehnten zu mitternächtlicher Stunde die Horrorfilme anzusehen.
Sind die Entscheidungen eigentlich bereits gefallen?
Kalaivanan: Nein, wir sichten die Filme tatsächlich gemeinsam mit dem Publikum zum ersten Mal – bis auf die VR (Virtual Reality)-Filme, die haben wir heute Nachmittag bereits gesehen, da es aus pandemischer Sicht nicht möglich ist, dass diese vom Publikum eingesehen werden können. Aber die restlichen Filme schauen wir uns live mit dem Publikum gemeinsam an.
Wenn Sie die ALPINALE in nur drei Worten beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?
Kalaivanan: Eine große Familie.
Starzinger: Das hätte ich auch gesagt – es ist wirklich sehr schön hier.
Auch das Publikum darf die Sieger mitbestimmen: Die Publikumsfavoriten des „Kinderfilms“ und des „Internationalen Wettbewerbs“ erhalten ebenfalls ein „Goldenes Einhorn“. Die Preisverleihung findet am Samstag, den 14. August 2021, statt und die preisgekrönten Filme werden im Anschluss noch einmal in voller Länge gezeigt werden.
Von Dienstag bis Freitag können täglich ab 20:30 Uhr internationale Kurzfilme gesichtet werden, während die sogenannten „v-shorts“, Kurzfilme aus Vorarlberg, am Mittwoch und Donnerstag ab 18:00 Uhr laufen. Für Kinder und Familien werden am Freitag, den 13. August 2021, ab 15:00 Uhr acht ausgewählte Kurzfilme gezeigt, die entweder ohne Dialog oder auf Deutsch gesprochen sind. Für Fans des Grusels werden am Freitag den Dreizehnten kurz vor Mitternacht sechs nominierte Horror-Filme vorgeführt, die das Einschlafen nach dem Festival gewiss nicht erleichtern werden.
Beim Kartenkauf im Vorverkauf erhalten die Besucher einen Gratis-Fahrschein für alle öffentlichen Vorarlberger Verkehrsmittel. Es gelten die aktuellen COVID-Bestimmungen in Vorarlberg für alle Festivalbesucher.