Nach dem Schock über den Sieg der Taliban haben Afghan:innen in mehreren Städten Afghanistans gegen die Taliban demonstriert. Es gab mehrere kleinere Demonstrationen in Kabul und eine grössere Demonstration in Jalalabad. In den sozialen Netzwerken gibt es dazu viele Bilder. Eines prägt sich besonders ein. Eine Gruppe Frauen demonstriert in Kabul für das Recht auf Bildung, vor einer Gruppe von Taliban Kämpfern.
Die Taliban zeigen schon jetzt ihr wahres Gesicht. Ebenfalls im Internet kursiert ein Video in dem Taliban einen Jungen auf einem Fahrrad erschiessen. Sein Vergehen war die afghanische Flagge auf seinem Fahrrad zu haben.
Anführer der Taliban sprachen in einer Pressekonferenz von Frieden für alle Menschen. Bei der ersten grösseren Demonstration gegen ihre Herrschaft gingen die Taliban sofort mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor. Mehrere Menschen wurden in Jalalabad erschossen. Die Demonstranten hatten die Flagge der Taliban auf dem Hauptplatz der Stadt entfernt und durch die afghanische Flagge ersetzt.
Es bleibt die Frage ob 60 000 Taliban ganz Afghanistan terrorisieren können so wie sie es 1996-2001 gemacht haben. Die ersten Afghanen und Afghaninnen zeigen schon unglaublichen Mut.
Khalida Popal Koordinatorin der afghanischen Frauenfussballnationalelf twitterte was die Fußballerinnen in Afghanistan ihr derzeit schreiben. „Die Frauen in Afghanistan haben an die Versprechen geglaubt, aber sie sind gegangen, weil es keine nationalen Interessen mehr gibt. Warum dann all diese Versprechen? Das sagen meine Mädchen, die weinen und Sprachnachrichten schicken. Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr einfach so gehen würdet? Dann hätten wir uns wenigstens selber schützen können. Sie weinen. Sie weinen nur… sie sind traurig. Sie sind einfach nur verzweifelt. Sie haben so viele Fragen. Was mit ihnen geschieht, ist nicht fair.“ Popal lebt in Dänemark und versucht den Frauen aus der Ferne zu helfen. Ein Rat ist sich von den Nachbarn entfernen, sich zu verstecken und alle Beweise zu vernichten jeweils Sportlerin gewesen zu sein. Ebenso ergeht es Lehrerinnen und Journalistinnen.
Und auch die Ortskräfte die für die westlichen Armeen arbeiteten sind alles andere als sicher. Nach Angaben des privat organisierten Partnerschafts-Netzwerkes Afghanische Ortskräfte haben hunderte Menschen und Familienmitglieder die so genannten „Safe Houses“ verlassen müssen. 350 Ortskräfte haben in Kabul ihre von einer deutschen gemeinnützigen Organisation organisierten Sammelunterkünfte verlassen müssen. Das teilte ein ehemaliger Übersetzer der Bundeswehr in Masar-i-Scharif der Nachrichtenagentur dpa mit. Der Übersetzer sagte, sie seien gegen Mittag aus den Häusern ausgezogen. Es habe Informationen gegeben, dass die Taliban, die ab Sonntagabend im Zuge ihrer faktischen Machtübernahme Häuser durchsuchten.
Deswegen habe der Verwalter des „Safe Houses“ gebeten, die Unterkunft so schnell wie möglich zu verlassen. Nun würden die etwa 350 Menschen alle einzeln in Kabul wohnen. „Die deutsche Regierung hat keine Möglichkeit mehr, Sie zu retten“, wurden die Ortskräfte informiert.
Auf Twitter hat die FAZ-Journalistin Livia Gerster ein Video geteilt. Dort ist ein Übersetzer, der unter anderem für die deutsche Spezialeinheit KSK arbeitete, in einem Video zu sehen. Er klagt an:
Wenn die Deutschen uns vor einem Monat oder zumindest vor zwei Wochen gesagt hätten, dass wir euch nicht mitnehmen, dass wir euch nicht helfen, dann hätten wir zumindest nach Pakistan fliehen können. Aber jetzt sitzen wir hier und sind einfach festgenagelt.