Die heute wahrscheinlich größte Spielzeugfirma Europas gerät immer und immer wieder in Ungunst von Kritikern, Eltern und Fans. Auch wenn es scheint, als würde der jetzt fast 90 Jahre alte Konzern stetig innovative Züge spielen, bröckelt diese Fassade und dahinter kommt eine ganze Menge Düsternis hervor.
Von Daniel Andres
Lego, ein Familienkonzern:
Der Tischler Ole Kirk Christiansen gründet nach dem Nah-Aus seiner Tischlerei 1932 die Firma „Lego“. Der Name kommt vom dänischen „leg godt“, auf Deutsch heißt das „spiel gut“. Sein Ziel war es, qualitatives Holzspielzeug für Kinder herzustellen. Ikonisch für diesen Lego-Abschnitt ist die Lego-Ente, die jeder Lego-Fan kennt.
Nachdem Christiansen mit seinem Sohn ein Muster des britischen „Kiddicraft“-Steins fand, das dem Lego-Stein fast bis aufs Haar ähnelt, entscheiden die beiden dasselbe zu machen, allerdings mit einem Patent in Dänemark. Kiddicraft geht bankrott, da es nur nach England liefert, Lego jedoch nach ganz Europa. Um die Steine universeller zu machen, werden Röhren an der Unterseite angebracht, wodurch sie sich auch versetzt fixieren lassen. Nach einigen anderen Entwicklungen (wie Fahrzeuge, Schilder, Figuren) wächst die Popularität um die bunten Klötzchen rasant. Dann begannen sich Themenwelten zu Formen, und Lizenzprodukte (wie Star Wars-Sets) wurden eingeführt. Außerdem kamen Actionfiguren und weitere experimentelle Produkte hinzu, die zuerst erfolgreich waren, nach deren Abschaffung die Marktumsätze aber noch stärker stiegen.
Ein weiterer Aspekt, den Lego im 21. Jahrhundert einführte, war das Programm „Lego Ideas“, bei dem Lego-Fans ihre eigens konstruierten Sets vorstellen konnten, und für andere Sets stimmen, damit diese dann als Regel-Sets auf den Markt kommen. Aber das wars dann auch mit der Kunden-Freundlichkeit, auf die Lego in den Anfangsjahren so gesetzt hat.
Der Verrat an der Community:
Kleine Firmen erhoffen sich immer Feedback, um sich zu verbessern. Wenn sie größer werden, verzichten sie lieber darauf, und machen gerne einfach nur viel Geld. Ob Käufer zufrieden sind, ist ihnen egal. Lego ist das Paradebeispiel dafür. Natürlich kann man nicht verallgemeinernd sagen, dass alle Sets komplett überteuert sind, aber die meisten sind genau das. Wenige Steine für viel Geld, dafür dass das fertige Modell nichts oder sehr wenig kann, und dazu noch leicht auseinanderfällt. Lego setzt außerdem alles darauf, Marktführer zu bleiben. Koste es was es wolle. Keine Sekunde wird gezögert, bevor man eine Klage aussendet und mit dem Anwalt droht.
Zum Beispiel versuchten sie einen deutschen kleinen Fachverkäufer zu verklagen, da er für seinen Youtube-Kanal einen blauen Klemmbaustein (so heißen die Klötze die Lego produziert eigentlich) als Logo verwendete. Das Ganze eskalierte explosiv, da der Verkäufer, namentlich Thomas Panke, seine Erfahrung mit seiner nicht kleinen Youtube Community teilte, und diese sich natürlich auf seine Seite stellte. Er löste den Streit, indem er nun künftig keine Lego Sets verkaufen würde, sondern deren Konkurrenten unterstütze. Und das wird Legos größtes Problem werden, immer häufiger wenden sich ehemalige Fans an kleinere, preisgünstigere Firmen und kehren Lego den Rücken zu. Wenn Lego noch was erreichen will, dann müssen sie drei Punkte beachten: konstruktive Innovation, kindgerechte Preise und weniger Lizenzprodukte, dafür mehr günstige Qualität.