Des Öfteren kommt es vor, dass Musiker Lieder schreiben, die von vielen Musikfans falsch interpretiert werden. Das kann zu lustigen Situationen oder dem Aussteigen eines Künstler aus der Branche führen. Hier sieben prominente Beispiele.
Von Daniel Andres
Pumped up Kicks:
Aufgeblasene Treter – und umgeblasene Kinder. Im Lied „Pumped up Kicks“ von „Foster the People“ geht es nicht um eine Gruppe Jugendlicher mit großen Schuhen, sondern um ein amerikanisches Schoolshooting. Da die Musik fröhlich wirkt, wird der Song auf vielen Partys gespielt, ohne langes Nachdenken. Wer aber kurz auf den Text hört, merkt schnell, um was es geht. Der Text spricht aus der Perspektive eines psychotischen Kindes, das Mordgedanken hegt und im Refrain potenzielle Opfer warnt.
Every Breath you take:
Der 1983-Track der Band “The Police“ ist ein nicht weniger hartes Lied, dabei handelt es doch scheinbar von einer klassischen Liebessituation? Nein, hier darf man Metaphern wörtlich nehmen, und ein wenig interpretieren. „Jeder Atemzug, jede Bewegung, jedes gebrochene Versprechen, jeder Schritt, ich werde dich überwachen“, alles deutet auf einen kontrollsüchtigen Mensch hin. Wahrscheinlich wird mit „You“ der Partner gemeint, denn das Lied stammt aus dem Ehe-Ende vom Leadsänger Sting.
American Girl:
Als Tom Petty mit den Heartbreakers seinen ersten Hit aufnahm, hatte er nichts Böses im Sinn. Daraufhin bekam man zu sehen, was zu viel Interpretieren anstellen kann. Gerüchte formten sich, dass Petty vom Suizid einer Studentin sang. Und diese Gerüchte formten sich zu einer richtigen „Urban Myth“ – einem Mythos. Tom Petty wies anschließend mehrmals diese Annahmen zurück, es sei ein einfaches Liebeslied.
London Calling:
Als die Punks langsam New Wave machten, nahmen die Clash ihr drittes Album auf, betitelt „London Calling“, benannt nach dem kurz zuvor erschienenen gleichnamigen Lied. Die Kritiken fassten auch dieses Album der Hochpunks als Punk-Werk auf, und verstanden dementsprechend die Wörter von London Calling als eine politische Äußerung. Doch dabei war das eigentliche Thema ein viel aktuelleres als blinder Anarchismus – die Klimaerwärmung, die anhand der Themsen-Überschwemmung zu spüren war, und die nukleare Störung von Three Mile Island. Diese zwei Themen nahmen die Songschreiber als Inspiration für ein apokalyptisches London, das vom Fluss runtergespült wird.
Born in the USA:
Das wahrscheinlich prominenteste Lied dieser Liste von Bruce Springsteen verkündet keinen Nationalstolz. Im Gegenteil, der Vietnam-Krieg wurde kritisiert, zusammen mit dem anderen Müll, der in den USA zur damaligen Zeit vor sich ging. Und wer verwendet den Song prompt für seine patriotische Präsidentschaftskampagne? Ronald Reagan, stolz verkündete er „I am born in the USA“ und spielte den Song mehrere Male.
Rockin in the free World:
2015 stieg Donald Trump begleitet von der Parole „Keep on rockin‘ in the free world” aufs Rednerpodium, wo er seine Kampagnen startete. Aber dieser Artikel heißt nicht „Top 10 patriotische amerikanische Kampagnenlieder“. Auch dieses Lied von Neil Young war ein USA-kritisierendes Lied. Der in Reagans Fußstapfen tretende Trump hatte wohl so Einiges im Lied überhört. Oder eben falsch gehört. Young verwendete einige Wahlslogans von Republikanern, um sie auf die Schippe zu nehmen. Dabei kritisiert er in den ersten zwei Strophen die US-amerikanische Regierung sehr direkt und konfrontativ.
A Tout le Monde:
Das Thrash-Metal-Lied von Megadeth, das teils auf Französisch gesungen wurde, handelt nicht von Suizid, wie viele Fans dachten. Nein, Dave Mustaine wollte die Gelegenheit nutzen, um auszudrücken, wie man nach dem Tod einer nahestehenden Person sich schlecht fühlt, und dieser Person noch etwas sagen möchte. Trotzdem wurde das Musikvideo vom MTV wegen der vermeintlichen Suizid-Verherrlichung verbannt.
Auch „American Pie“ wurde oft missinterpretiert. Ich empfehle den früheren Artikel „Der Tag, an dem die Musik starb“: