Er ist wohl einer der bekanntesten Fotografen Österreichs. Der gebürtige Vorarlberger Christian Holzknecht, hat viele Jahre in den USA verbracht, wo er mit eindrücklichen Model-Shootings von sich reden machte. Zurück im Land und im Ländle wird er nie müde, außergewöhnliche Projekte zu realisieren. Das Neueste nennt sich „Drive by Austria“, bei dem er mehrere Stationen im Rheintal einlegte. Dieses Projekt beschäftigt sich mit Menschen in der Pandemie und was sie an Positivem aus der Krise mitnehmen.
Von Bandi Koeck
Gsi.News: Wie kam es zur Idee und was genau möchtest du mit diesem Projekt erreichen?
Christian Holzknecht: Mir ist an mir selber aufgefallen, dass ich mich während des Lockdowns auch auf jene Dinge konzentriert habe, die nicht mehr möglich waren. In meinem Fall USA Reisen und die internationalen Fotoaufträge. Irgendwann, einfach weil ich mir das auch angewöhnt habe, fragte ich mich, was denn noch möglich ist, bzw. was ich im Moment alles machen kann. Dabei war schnell klar, ich habe eine Kamera, ich habe ein Auto und ich habe eine Idee. Ich fahre durch Österreich, begegne dabei jenen Menschen, die während der Pandemie etwas Wertvolles oder Positives erlebt haben. Warum jene? Weil ich das Gefühl hatte, dass wir bereits mehr als genug Negativschlagzeilen hatten. Das will ich mit diesem Projekt umdrehen.
Gsi.News Du hast allein auf Social Media (Facebook und Instagram) einen Aufruf zur Mitwirkung gemacht. Das Interesse war enorm. Warst du überrascht davon?
Holzknecht: Eigentlich ja. Ich habe ein großes und sehr aktives Netzwerk und es waren doch viel mehr Teilnehmer, als ich aufnehmen konnte. Das schöne daran war, dass so viele Menschen auch schon das Gefühl hatten, wieder anfangen zu wollen auf die positiven Dinge zu schauen.
Gsi.News: Welche Begebenheiten von Interviewten wirst du wohl länger in steter Erinnerung behalten?
Holzknecht: Es gab immer wieder vielfach die selben Erlebnisse, wie beispielsweise die Familien sind näher zusammen gerutscht oder mehr Zeit mit den Kindern. Dennoch gab es ein paar sehr originelle und herzberührende Geschichten. Etwa haben in der Steiermark zwei Frauen im Alter von 83 und 86 Jahren ein Jodelduo gegründet. Oder hier in Wien hat eine Frau und Fotografin wegen der fehlenden Aufträge angefangen, vegan für Freunde zu kochen. Daraus ist jetzt ein Restaurant und Lieferservice geworden. Es gab sehr viele derartige Geschichten. Wir alle erleben das selbe im Aussen – und im Innen macht es doch immer eine andere Emotion auf.
Gsi.News: Viele Menschen aus allen neun Bundesländern haben dir ihre ganz intimen Geschichten, Gedanken und Gefühle preis gegeben. Doch wie ging es einem Christian Holzknecht während Coronakrise, Lockdowns und Impfmarathons?
Holzknecht: Ich habe zum Glück lange vor der Pandemie gelernt, wie ich mir unabhängig vom Aussen mein Leben meiner Träume erschaffe. Noch dazu war ich einige Jahre mit der Waffe in den Krisengebieten dieser Welt unterwegs und hab mit dem Wort „Krise“ ein ganz anderes Bild. Mein größtes Glück ist es, dass ich gelernt habe, die Veränderung zu lieben, sie dankbar anzunehmen und immer nach dem Tollen Ausschau zu halten. So mache ich jetzt mehr Trainings in meiner Seminarfirma, bringe den Menschen ein Wissen bei, dass sie genau in dieser unsicheren Zeit super brauchen können. Ohne die Pandemie wäre ich diesen Schritt erst viel später gegangen.
Gsi.News: Was kommt nach Covid-19? Welche Pläne hegst du für die nahe Zukunft?
Holzknecht: Ich glaube „nach“ Covid-19 wird noch etwas dauern. Auch wenn wir irgendwann gelernt haben, mit dem Virus zu leben, wird der Schaden, der dadurch entstanden ist noch lange wirken. Wer so wie ich die Veränderung liebt, lebt gerade zur perfekten Zeit. Die meisten dieser Veränderungen werden uns ein besseres Leben bereiten, auch wenn zuerst noch die großen Schmerzen ansteigen werden. Die Menschen der neuen Welt werden wahrhaftiger, ehrlicher, stolzer sein und wir werden wieder lernen, Mutter Erde besser zu schützen. Die Habgier der Menschen wird verschwinden und der Liebe weichen. Das spür ich ganz stark.
Gsi.News: Was nimmst du mit aus Vorarlberg und was bedeutet dir das westlichste Bundesland ganz persönlich?
Holzknecht: Ich bin in Vorarlberg geboren und ich liebe das Ländle. Die Berge und die Natur dort geben mir unglaublich Kraft. Ich bin weit gereist und habe viele schöne Länder gesehen. Vorarlberg ist da ganz weit vorne und egal wo ich lebe, ich bin und bleibe ein Vorarlberger.
Gsi.News: Herzlichen Dank für das tiefgründige Gespräch, viel Erfolg mit dem Projekt und alles Gute weiterhin!
Zur Person:
- Christian Holzknecht
- Geboren am 4. Jänner 1968 in Schwarzach
- Beruf: 20 Jahre Berufssoldat in Krisengebieten, Personenschützer, Fotograf u.a. für Playboy
- 1994 nach Los Angeles ausgewandert
- Hobby: Crossfit, Biken, Roadtrips, Abenteuer
- Pure Sould Photography, Wien
- Kontakt: www.christianholzknecht.com