Alle Jahre wieder finden in den meisten Schulen sog. Schuleröffnungsgottesdienste statt. Auch wenn sie in einigen Bildungsstätten coronabedingt abgesagt wurden, werden sie in anderen entweder Mitte oder Ende der ersten Schulwoche durchgeführt. Und dann gibt es noch Schulen, die diese Kirchgänge noch mehr priorisieren und gleich am Montagmorgen machen (die Entscheidung dafür obliegt der Schulleitung).
Beispiel Volksschule: Auch wenn in Österreich Kirche und Staat – zumindest auf dem Papier – getrennt sind, ist die Katholische Kirche in der Schule omnipräsent (und ich spreche jetzt nicht vom Kruzifix im Klassenzimmer). Gerade an Schulen, bei denen der migrantische Anteil der Schüler respektive die Zahl der Nicht-Katholiken sehr hoch sind, ergibt sich die Frage ob der Gottesdienst vor dem eigentlichen Schulstart stattfinden soll. Fühlen sich die Kinder und deren Eltern, die eine andere Konfession haben, nicht ausgeschlossen? Wollen gerade Erstklässler, die z.B. ohne Bekenntnis sind, nicht trotzdem dabei sein und nicht mit den türkischen oder syrischen Kindern auf die anderen warten?
Natürlich sind im Gotteshaus alle willkommen, doch kann dies nicht ohne subtilen Zwang in der Freizeit geschehen? All jene, die sich nicht innert der ersten fünf Tage vom katholischen Religionsunterricht (in der Volksschule gibt es nämlich noch keinen Ethikunterricht) abmelden, sind automatisch dabei. Und selbst jene, die diesen Unterricht (der je nach Anmeldungen 1 – 2 Lektionen beträgt) nicht besuchen, werden im Laufe der Schuljahre ständig mit katholischer „Tradition“ zwangsbeglückt: Martinifest oder Nikolaus, Krippenspiele und Weihnachtsfeiern. Meiner Meinung nach muss Religion Privatsache sein und hat in Schulen und Bildungseinrichtungen nichts verloren. Bei diesem Thema besteht dringender Handlungsbedarf zum Wohle aller Kinder und Konfessionen.