Zum Schulstart appelliert SOS-Kinderdorf an Solidarität von Gesellschaft und Politik: Kinder gehören in die Schule – Erneute Schulschließungen unbedingt verhindern!
„Der Schulstart in diesem Jahr ist mit keinem anderen bisher zu vergleichen. Es gibt Zweitklässler, die noch kein reguläres Schuljahr erlebt haben. Es gibt Kinder, die in die dritte Klasse Volksschule kommen und erst sechs Monate in ihrer Klasse erlebt haben. So etwas gab es zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist ein absolutes Krisenszenario. Ich fürchte, das Schulsystem und die Politik insgesamt haben noch nicht ganz realisiert, welche enormen Auswirkungen diese Situation auf die Kinder hat,“ sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.
Hilfen kommen nicht an
Von den vielen Ankündigungen aus dem Bildungs- und Sozialressort für Unterstützung für die strapazierten Kinder sei in der Praxis noch nicht viel zu sehen. „Die zusätzlichen Förderstunden kommen bei den Kindern nicht an, weil es zu wenige Lehrkräfte gibt, die bereit sind, diese zu leisten. Die zusätzlichen Mittel für psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung erreichen die Kinder nicht, weil schlicht die Fachkräfte fehlen. Hier braucht es Krisenpläne, die spontaner und flexibler sind, als unsere verkrusteten Strukturen es bisher erlauben,“ fordert Moser.
Die Schulen müssen für den Unterricht offenbleiben, so Moser vehement. Es gehe nicht um rudimentäre Betreuung, sondern um tatsächlichen Schulunterricht, der stattfinden müsse. Kinder brauchen ihre Schulausbildung und die Schule auch als Ort des sozialen Miteinanders. Ich möchte nicht, dass die Zukunft eines Kindes verspielt wird, weil sich Menschen aus nicht medizinischen Gründen nicht impfen lassen wollen“, so Moser.
Hohe Folgekosten für Gesellschaft
„Durch Corona verlieren nicht nur Menschen ihren Job oder ihr Unternehmen, eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen sind in Gefahr ihre Zukunft zu verlieren. Wenn der Anschluss an das Bildungssystem verloren geht, die Schule oder die Ausbildung abgebrochen wird, dann ist die gesamte Berufsbiographie vom Scheitern bedroht. Damit diese Menschen nicht in ein paar Jahren in der Sozialhilfe festhängen und Milliarden an arbeitsmarktpolitischen Mitteln kosten, muss jetzt dringend gehandelt werden“, so Moser abschließend.