Im Rahmen der Bewerbungsphase von Dornbirn plus um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ hat die in Wien lebende und aus Vorarlberger stammende Künstlerin Sabine Marte 2019 eines der damaligen „Startprojekte“ in Form einer Fassadenzeichnung an der Fachhochschule Dornbirn umgesetzt. Das Kunstwerk besteht nach wie vor. Weithin sichtbar sind die gemalten Linien, die die Künstlerin „Körperschleifen/ Raumfragmente“ nennt. Sie erinnern an Körperteile, die von den Betrachterinnen im subjektiven Wahrnehmungsprozess vervollständigt werden müssen und viele Assoziationen ermöglichen.
Sabine Marte war schon mit ihren Filmarbeiten und Performances zu Gast im Saumarkt, aber das prominent platzierte Kunstwerk im öffentlichen Raum in Dornbirn hat dazu inspiriert, eine Arbeit im und am Saumarkt anzufragen.
Schon im vergangenen Jahr hat Sabine Marte also damit begonnen, den Saumarkt Innenraum mit ihren zeichnerischen Interventionen zu überziehen, in diesem Jahr führt sie sie in den Außenraum, auf die Saumarkt Fassade, die nun im städtischen Raum weit mehr Aufmerksamkeit als bisher auf sich zieht.
Nach vielen Jahren der medienkünstlerischen Auseinandersetzung mit dem Körper, der Sprache, der medialen Apparatur im filmischen Bereich, wie auch der multimedialen Arbeit auf der Bühne, hat sich Sabine Marte damit wieder der Zeichnung zugewandt. Sie erscheint ihr als spannendes Mittel, um Körperlichkeit im Verhältnis zu realem und medialem Raum auf eine neue Art zusammenzudenken.
Der durchdrungene, unabgeschlossene, instabile Körper ist es, der sie berührt und den sie in den Wandzeichnungen erneut verortet. Dabei sucht sie nach Schnittmengen aus gezeichneter Figuration und dem Raum/ bzw. der Architektur, auf die projiziert und letztlich gemalt wird. Marte spricht von einem „Interdependenzgeflecht aus Körpern, Projektion und Raum“.
Aufgrund der Pandemie konnte die Ausstellung im letzten Jahr im Theater am Saumarkt nicht ausreichend besichtig werden. Auch deshalb gibt es im Rahmen der ORF Langen Nacht der Museen erneut die Möglichkeit dazu! Zu dieser Gelegenheit präsentiert Sabine Marte zwei Siebdruckeditionen, die sich auf die Saumarkt Arbeit bezieht.
Die neuen Zeichnungen auf der Saumarkt Fassade werden nun in Anwesenheit der Künstlerin präsentiert. Sabine Marte merkt dazu an, dass bei allen ihren künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum „der Außenraum etwas Zwingendes hat, mit dem ich in Dialog zu treten habe …“ und stellt Dornbirn und Feldkirch in einen Zusammenhang: „In Dornbirn war es in erster Linie die Eigenheit der Wand, auf die ich dann zwei fragmentierte, unabgeschlossene Figuren gezeichnet habe. So auch hier im Saumarkt: Die Figuren sind skizzenhaft, unabgeschlossen bzw. gehen über das Gebäude hinaus. Oder sie sind an einem markanten Element der Fassade angebracht, in diesem Fall dem Fenster und werden zu Hybriden aus Architektur und Körper.“
Tatsächlich bezieht sie auch das unmittelbare städtische Umfeld mit in ihre Arbeit ein, wenn sie erklärt, dass sie im Kontext ihrer Saumarkt-Arbeit auch noch die ganzen Parkplatz-, Halteverbots-, Aufenthaltsmarkierungen am Mühletorplatz sieht: „Auch das ist Zeichnung im öffentlichen Raum und Inspiration für die Farbentscheidung: die Zeichnung als weitere Linie im öffentlichen Raum, gesellt sich zu den Parkplatzmarkierungen.“