Von Albert Wittwer
Rassismus und Political Correctness.
Die schon in der Kindheit heutiger Großeltern beliebten Geschichten von Donald Duck und Co., vom großartigen Karl Barx verfasst und der allgemein gepriesenen Frau Doktor Erika Fuchs kongenial ins Deutsche übersetzt, werden neu politisch korrekt lektoriert. Sprachliche Bezeichnungen, die heute als rassistisch oder diskriminierend gelten, werden umgeschrieben, Sie teilen das Schicksal mit einiger Weltliteratur.
Mein Tai-Chi-Lehrer, erzählte uns, daß es in seiner Kindheit in China ein Spiel gab: „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“. Man drohe den Kindern, die nicht brav sind noch immer damit, daß „der weiße Mann kommt und sie mitnimmt.“ Gut, dort gilt auch nicht die Europäische Menschenrechtskonvention, aber das ist ihre Sache. Die Menschenrechte mögen zwar universell sein, aber es ist Aufgabe der Chinesen, sie im eigenen Land zu leben oder nicht.
Wie lautet der aktualisierte Titel für Shakespeares „Der Mohr von Venedig“? Freilich, die empfindsameren Jugendlichen boykottieren Vorlesungen und Aufführungen mit anstößigen Inhalten – wie sensibel und wiss-unbegierig. Die weniger Empfindsamen schließen sich – vom Zeitgeist verärgert – schlagenden Verbindungen an.
Angeblich aktualisiere die Umbenennung diskriminierender Bezeichnungen zunächst ihren Unrechtsgehalt, der sich in den Stereotypen sprachlicher Konvention verflüchtigt habe. Zugleich werde mit der Tilgung des Unwortes das Unrecht ein für alle Mal aus der Welt geschafft. Ähnliches Vertrauen wie die aktuelle Political Correctness in die Macht der Sprache hatte der vermeintlich alle Widersprüche verdauende dialektische Materialismus, Staatsreligion in der UDSSR.
Haben Sie jemals Bier der Mohrenbräu oder Meinl Kaffee getrunken oder Mohr im Hemd gegessen und sich zugleich was Rassistisches gedacht oder sich als Angehöriger der überlegenen Herrenrasse gefühlt? Sehen Sie!
Nichts könnte unzutreffender sein als die Vorstellung, semantische Bezeichnungen, die nicht Beschimpfungen sind, seien a priori diskriminierend. Vermutlich hat deshalb auch noch niemand die Mohrenbrauerei gerichtlich belangt. Die internationalen Übereinkommen zur Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung sind fünfzig Jahre alt und in Österreich in Verfassungsrang. Aber wird dieses geltende Recht, abseits aller Kosmetik, auch gelebt?
Es ist für das tägliche Leben von Menschen mit von der Mehrheitsbevölkerung abweichender Hautfarbe irrelevant, wenn irgendein Geschworenengericht einen Polizisten als Mörder verurteilt, während seine Kollegen nach Herzenslust die Schwarzen und Latinos perlustrieren und sekkieren. Angeblich sei die rassische Diskriminierung schon in der Gesichtserkennungssoftware der AI implementiert.
Wer Rassismus beseitigen will, muß zuerst die Mitarbeiter der Bürgerservicestellen der Behörden, der Polizei, die Schaffner, die Bankangestellten usw. ausbilden, trainieren und im Stile von Mystery-Shopping auch überwachen. Diese notwendige Verhaltensänderung zielt auf Vordergründiges ab. Es kann uns egal sein, ob wir dem Zöllner oder Wohnungsvermittler sympathisch sind. Es genügt, wenn er uns korrekt, höflich und gleich behandelt.
Anmerkungen:
„Der Mohr hat …“; Schiller: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
Mohrenbräu – Das Vorarlberger Bier: Rassismusdebatte:https://vorarlberg.orf.at/stories/3054696/
Ronald Pohl: Die Verbesserung der Welt durch Lektorat;