Von Thomas Bertram
Mit diesem Film, dem 25. In der offiziellen Bondreihe, endet die Ära mit Daniel Craig als Bond. 6 Filme, die einen ganz anderen Bond zeigten, als seine Vorgänger. Und dieser Version bleibt der Film natürlich treu.
Vorweg: Die Bondreihe mit Daniel Craig sieht sich als eine in sich zusammenhängende Saga, der zweite Film fügte sich nahtlos an den ersten und dieser letzte wiederum fast nahtlos an den vorletzten. Die beiden dazwischen passen ebenfalls in die Gesamtgeschichte, in die sie im 5. Film dann (nachträglich?) eingepasst wurden.
Zum Inhalt: Bond ist seit Jahren im Ruhestand, seiner zweiten Liebe hat er im Opening den Laufpass gegeben. Ein Einbruch in einem streng geheimen biologischen Versuchslabor in London ruft auch die CIA mit Felix Leiter (Jeffrey Wright) auf den Plan. Der will Bond rekrutieren, um einen entführten Wissenschaftler zu finden. Gleichzeitig warnt ihn die neue 007 (Lashana Lynch), ihr nicht in die Quere zu kommen. Natürlich kommt es anders. Zu spät bemerken Leiter und Bond, dass der entführte Wissenschaftler tatsächlich mit dem neuen bisher unbekannten Oberschurken (Rami Malek als „Safin“) zusammenarbeitet. Felix Leiter kommt ums Leben.
Jetzt ist Bond bereit, wieder ernsthaft mitzumischen, doch sein alter Chef „M“ (Ralph Fiennes) weist ihn zunächst ab. Doch schließlich darf Bond seinen alten Widersacher Blofeld im Hochsicherheitsgefängnis aufsuchen. Der ist gar nicht so unkooperativ, wie es scheint, nur Bond kapiert die Anspielungen nicht.
Er muss sich mit seiner Verstoßenen (Léa Seydoux als Madelaine) wieder zusammentun, was nicht ganz einfach ist, da sie eine unmittelbare „Beziehung“ zu Safin hat. Der entführt sie und ihre Tochter. Es kommt zur finalen Rettungsmission, die ist typisch Bond, endet aber anders.
Kritik: Was kann man kritisieren? Dass Bond in diesem Film sehr viele Drinks kippt? Ja das tut er in der Tat. Dass zumindest gefühlt noch mehr geballert wird als in anderen? Es ist Bond! Dass er noch desillusionierter ist, als in den vorangegangenen Filmen? Das passt aber zu der Geschichte in diesem Film. Dass sein Körper nicht mehr so knackig ist, wie in Casino Royale? 15 Jahre gehen an einem Schauspieler nicht spurlos vorbei. Um es auf einen Nenner zu bringen: ich weiß nicht, was die Kritiker, die diesen Film nur mäßig beurteilt haben, eigentlich erwartet haben. Jetzt zähle ich stattdessen mal die Dinge auf, die diesen Film einmalig machen: wie er sich mit seinem Chef rumstreitet, das hat noch kein Bond je getan, erst recht nicht in diesem Stil. Dass die neue 007 nicht nur eine Frau, sondern zudem noch schwarz ist, lässt doch die Diskussion, wer ihn zukünftig beerben soll, im Keim ersticken. Das Anfangszitat „Wir haben alle Zeit der Welt“ aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, das gegen Ende in anderer Bedeutung wiederholt wird, ist geradezu mutig, mit der Wiederholung plus dazugehörenden Musikzitat absolut gewagt. UND erfolgreich. Damit kratze ich schon an einem Spoiler. Auch das „Stirb, Blofeld!“ ist ein Zitat, allerdings aus einem der Bücher, aus „Man lebt nur zweimal“. Auch da geht Bond Blofeld an die Kehle. Last but not least ist Ana de Armas als CIA-Agentin Paloma auf Kuba („ich hatte eine dreiwöchige Schnellausbildung!“) einfach der Wahnsinn. Bitte mehr von ihr mit dem oder der nächsten Bond.
Fast drei Stunden sehr gute Unterhaltung, viel Action, eine Geschichte ohne allzu viel Unsinn, viele heftige One-Liner. Kinotipp!