„Wir dürfen nicht mehr mit der Straßenbahn fahren, in keine Cafés oder Restaurants, nicht mehr in Parks und dort auf Bänke sitzen und auf dem Bürgersteig gehen auch nicht mehr. Was wir noch dürfen, ist hier zu stehen und miteinander reden.“ So oder ähnlich lautet ein Filmzitat aus Roman Polanskis Film „Der Pianist“ über den Shoah-Überlebenden Wladyslav Szpielman.
Dass es soweit kommen musste, dass es einen sog. „Lockdown für Ungeimpfte“ geben muss, dass sich die Gesellschaft derart spaltet, dass sich Geimpfte und Ungeimpfte derart bekämpfen, langjährige Freundschaften zerbrechen und neue Feindschaften entstehen, das ist himmelschreiend und einfach nur traurig. Ein Vergleich der aktuellen Situation in unserem Land mit dem Dritten Reich und der NS-Judenverfolgung darf es nicht geben, er ist schlichtweg falsch und unzulässig.
Wie oft habe ich in letzter Zeit Menschen schimpfen gehört, dass „nur noch die Armbinde mit dem Judenstern“ fehlen würde, wie oft wurde statt Impfausweis „Arierpass“ gesagt. Slogans wie „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“ hört man immer öfter.
Ist es schon so weit? Haben wir wirklich nichts aus unserer Geschichte gelernt? Ist es wirklich so, dass es derart viele Menschen gibt, die Angst oder Skepsis vor Impfungen haben oder könnte doch eine gewisse Haltung dahinter stecken, nicht nur zu nörgeln und zu schimpfen, sondern sich bewusst gegen diese Regierung aufzulehnen, weil es halt grad „en vogue“ ist?
Sind wir hierzulande nicht die Privilegierten, deren größte Sorgen es sind, nicht mehr zur Mani- oder Pediküre, ins Café oder Theater gehen zu können? Unser Gesundheitssystem ist ein Sicherheitsnetz, das dem Großteil der Menschen anderer Länder schlichtweg nicht zur Verfügung steht.
Es wäre wünschenswert, wenn gerade jetzt in der anbrechenden Adventszeit ein spürbares Mehr an Harmonie und Nächstenliebe entstünde und wir weniger Feindbilder in unseren Mitmenschen sehen würden!