Ö1 doublecheck hat in einer Recherche eine sehr fragwürdige Medienkooperation in Vorarlberg herausgefunden. Wir zitieren Ö1:
„Der Wirtschaftsbund-Direktor verdient an jedem Inserat, das in Zeitschriften der Wirtschaftskammer Vorarlberg erscheint, mit – und das sind viele Inserate. In der Bilanz der Wirtschaftskammer für 2020 sind Erlöse aus Inseraten von knapp 532.000 Euro verbucht, das war eine Steigerung um 7,5 Prozent gegenüber dem Jahr davor. An diesem Kuchen nascht aber eben nicht nur der ÖVP-Mann Kessler mit, sondern auch Russmedia – hinter der die Privatstiftung der Familie Russ steht. Politisch und medienethisch eine sehr problematische Konstruktion.“
Konkret hält Kessler über sein Unternehmen kessler consult GmbH 49,9 Prozent an der Media Team Kommunikationsberatung GmbH. Weitere zehn Prozent hält der Geschäftsführer Markus Steurer. Die Verlagsgruppe Russmedia hat 40,1 Prozent.
Media Team ist als Verlagsbüro in den Bereichen Anzeigenmarketing und Medien-Gestaltung tätig. Im erstgenannten Bereich betreut das Unternehmen Anzeigenkunden zum Beispiel für die Medientitel „Die Wirtschaft“, „Thema Vorarlberg“, „Unser Ländle“, „Jagd & Fischerei“, „WIFI Kursbuch“, „Bauakademie“, „Arzt im Ländle“, „Forum Gesundheit“ und in diversen Kursbroschüren von Volkshochschulen. Die Medientitel „Thema Vorarlberg“, „Vorderlandhus Zitig“, „Jagd & Fischerei“ sowie „Palliativstation Hohenems“ und „Check! Check! Lehre“ werden von Media-Team darüber hinaus auch gestaltet.
Scharfe Kritik kam von der Opposition. Die NEOS Klubobfrau Sabine Scheffknecht äußerte sich in einer Presseaussendung sehr deutlich: „Schamlosigkeit ist zwar nicht illegal, aber eine Kammer, die auf dem gesetzlichen Prinzip aufbaut, dass dort jeder automatisch Mitglied sein muss, steht unter einem hohen moralischen Anspruch. Diesem Anspruch wird der Wirtschaftsbund – eine ÖVP-Vorfeldorganisation – hier nicht gerecht! Es ist vollkommen inakzeptabel, dass ein Parteiangestellter die eigene Kammerstruktur ausnutzt, um sich einen persönlichen finanziellen Vorteil daraus zu sichern und Inserate von Unternehmen dazu nutzt, um in die eigene Tasche zu wirtschaften!“
Manuela Auer von der SPÖ forderte Antworten von LH Wallner: „Es steht der Verdacht der indirekten Parteifinanzierung im Raum. Wir möchten ausschließen, dass die Vorarlberger Volkspartei dieselbe Praxis anwendet wie die Bundes-ÖVP unter Altkanzler Sebastian Kurz. Solche Methoden wollen wir in Vorarlberg nicht. Nachdem der Landeshauptmann die Medienanfragen in dieser Sache bislang ignoriert hat, möchten wir über diese Anfrage zur Aufklärung beitragen“, erklärt Auer.
FPÖ Klubobmann Bitschi meinte ss brauche bei allen politischen Verantwortungsträgern die notwendige Sauberkeit und Transparenz – vor allem im Umgang mit Steuergeldern. Von dieser notwendigen Sauberkeit und Transparenz könne bei dieser Konstruktion und diesen Geschäftspraktiken keine Rede sein.
Bleibt die Frage die Ö1 nicht beantworten konnte. Warum will ein unabhängiges Medienhaus unbedingt an Inseratenschaltungen in Kammerzeitungen verdienen?
Die Antwort liegt für Vorarlberger auf der Hand. Geld. Oder doch nicht? Vielleicht ist es die Gier eines Monopolisten auch ein Mitspracherecht an allen Blättern zu haben? Oder ist es die Allmachtphantasie alle Medien in Vorarlberg zu beherrschen?
Alle…nein, ein kleines Medium namens gsi-news definitiv nicht.