Wenn der Entertainer zum Ententrainer wird: 1. Liechtensteiner Lachnacht

© Bandi Koeck

Wenn sich fünf deutsche Komiker in Schaan die Bretter, die für sie die Welt bedeuten teilen, dann kann dieses Unterfangen nur eines werden: Verdammt lustig. So geschehen bei der ersten Auflage der Liechtensteiner Lachnacht im TaK – Theater am Kirchplatz.

Von Bandi Koeck

Gerade weil es in diesen pandemischen Zeiten für die meisten wenig zu lachen gibt, ist eine Veranstaltung wie die Liechtensteiner Lachnacht eine äusserst willkommene Gelegenheit, die Alltagssorgen mit Inzidenzen und Impfstatistiken einmal zu vergessen und herzhaft zu lachen. Durch den Abend führte Ole Lehmann, Wahl-Berliner und wie seine Kollegen hinter der Bühne nicht auf den Mund gefallen. Ole schaffte es gleich zu Beginn, das Publikum, welches aus Liechtenstein, der Schweiz und Österreich kam, mit seiner lockeren und offenherzigen Art zu beeindrucken. Selbst seine offenkundige Homosexualität und sein keckes Witzereissen darüber („Dass die Berner langsam sind weiss ich, seitdem ich mit einem geschlafen habe. Das ist schon zehn Jahre her. Gestern rief er mich an und sagte mir, dass er gerade gekommen sei!“) kam beim Publikum gut an. Hätten ihn seine Kabarett-Kollegen nicht unterbrochen, hätte er locker den ganzen Abend durchgeplappert. „Während dem Lockdown habe ich Dinge, die ich sonst nicht mache, exzessiv getan. Ich bin spazieren gegangen. Und zwar vom Prenzlauer Berg bis Berlin Mitte, bis zum Schild `Sie verlassen den amerikanischen Sektor`“.

Pandemisches Grundgesetz

Lehmanns erster Gast war Boris Stijelja, der im knallroten Anzug erschien und seine serbokroatischen Wurzeln und den deutschen Migrationshintergrund ganz gewaltig auf die Schippe nahm. Denn wer über sich selbst lachen kann, kann eigentlich nichts falsch machen. Seine Bühnendarbietung war schliesslich ein Mix aus Cevapcici, Weinfest und Slivovic: Während Stijeljas Kindheit arbeitete sein Vater als Gastarbeiter in Deutschland, war nie da, dafür habe er Spielsachen zuhauf erhalten: „Mein Kinderzimmer war das kroatische Zentrallager von Toys `R US und mein Vater die Vorstufe von Amazon Prime.“ Über seine Berufswahl Stand-Up-Comedian sei sein Vater nicht erfreut gewesen und habe ihn nicht als Entertainer, sondern als Ententrainer vorgestellt. Der Kölner Komiker Christoph Brüske wurde von Lehmann als „aus der schwulsten Stadt Deutschlands“ vorgestellt. Der sehr erfahrene rheinländische Kabarettist dachte, dass er in der „Fürst-Hans-Adam-Halle“ bzw. in der „Erbprinz-Alois-Mehrzweckhalle“ spielen würde, textete die Liechtensteinische Nationalhymne kurzerhand um und appellierte für das „pandemische Grundgesetzt: „Riechst du den Furz, war die Maske zu kurz! Hörst du den Schnief, sass die Maske zu tief!“

Monarchie als Sonntag der Regierungsformen

Nach Brüskes Genderversuchen (die Stadt Mannheim wurde kurzum zu „Menschheim“, ein „dicker Veganer“ zu einem „pflanzlichen Fetten“, der Duden zur „Düdin“, Schwarzfahrer zu „people of no tickets“ und jemanden den „schwarzen Peter“ zuschieben zu „ein maximalpigmentierter Max Mustermann“) kam noch der Musikkabarettist Sebastian Krämer, der mit seinen berührenden und zugleich überraschenden Texten am Bösendorfer zu beeindrucken wusste. Mit seiner filigranen Stimme machte er lapidare Scherze, die äusserst kurzweilig waren. Lutz von Rosenberg Lipinsky durfte das Finale machen. Bei ihm brauchte es etwas, bis er so richtig in Stimmung kam und nicht mehr über die Coronapandemie sinnierte. Lipinsky fragte sich und das Publikum, ob es denn Querdenker in Liechtenstein gebe. „Wahrscheinlich nicht, weil bei euch kann man gar nicht quer denken, da sind ja überall Berge“ so seine Schlussfolgerung. Er sinnierte über die Vor- und Nachteile von gewissen Regierungsformen und kam zum Schluss, dass „Monarchie der Sonntag der Regierungsformen ist“: „Da musst du nichts machen und kannst dich bequem auf den Rücken legen. Demokratie ist der Montag, das ist verdammt anstrengend!“

In gut einem Jahr, am 27. Oktober 2022 wird es dann wieder lustig in Schaan, denn da ist die zweite Liechtensteiner Lachnacht geplant. Und das ist auch wirklich gut so!

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