Gebrüder Grimm lassen grüssen: Im Rahmen des zwanzigjährigen Jubiläums des Jungen Theaters Liechtenstein spielten die sechs bis neunjährigen im TAK „Die sieben Raben“ und verzauberten durch ihre Darbietung das Publikum.
Von Bandi Koeck
Die Geschichte mag so manchem noch aus eigenen Kindheitstagen in Erinnerung geblieben sein, denn es ist ein recht tiefgründiges Märchen, welches die Gebrüder Grimm der Nachwelt hinterlassen haben und das Beatrice Brunhart-Risch für die jungen Bühnenkünstler im Land gekonnt adaptierte. „Die sieben Raben“ handelt von Sehnsucht, Schuldgefühlen und Hoffnung: Einem Vater wird die langersehnte Tochter geschenkt und gleichzeitig die Söhne
genommen. Voller Schuldgefühle macht sich das Mädchen Jahre später auf die Suche nach ihren Brüdern, kann sie aber auf der ganzen Welt nicht finden. Weder die gefährliche Sonne, noch der bösartige Mond können sie aufhalten. Bei den Sternen findet sie Zuflucht und bekommt endlich einen guten Rat, wo ihre Brüder zu suchen sind. Denn nichts – kein Edelstein, kein Gold und Silberstaub der Welt ist mehr wert als ihre Geschwister.
Roter Faden
Das Junge Theater Liechtenstein feiert sein 20-jähriges Bestehen und damit auch die Gruppe der 6 bis 9-Jährigen, bei welchen das Theaterspielen höchste Priorität besitzt. Dieses Jahr habe es nur 14 Anmeldungen (insgesamt standen 36 Plätze zur Verfügung) gegeben, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tat – die Kinder durften somit in stolze fünf Rollen schlüpfen und unbeschwerte Aufführungen vor einem grossen Publikum erleben. Dies gelang dadurch, dass eine Schulklasse der Basisstufe Werkhof in Schaan (Klassenlehrerinnen Martina Hilti und Anja Kaiser) in das Projekt integriert wurde. Somit standen 31 Kinder auf der Bühne. Die Inszenierung ist vielschichtig und beeindruckt zum einen durch mehrere rote Fäden, die durchs Stück führen: Sei es das Schattenspiel, die tänzerischen Darbietungen, zwei Lieder mit Gitarrenbegleitung oder schöne Kostüme (für die Petra Beck verantwortlich zeichnete). Fürs Publikum war es schön zu sehen, dass alle Kinder aktiv mitmachen durften; zum einen das Gemeinschaftsgefühl, zum anderen Rhythmik und Motorik (etwa beim Klatschen im Takt, beim Spalier stehen oder Tuch schwingen) geschult werden. Beeindruckend ist auch, wie viel Text die Kleinsten auswendig erarbeitet haben. Es ist aber auch die ansprechende Choreografie zu bestens abgestimmter Musik (Technik: Benjamin Häni, Clemens Kaufmann), die gefällt. Sabine Hennig und Katharina Engler machten eine tolle Spielleitung.
Tiefgründig
Dass Märchen eigentlich für Erwachsene geschrieben haben, fällt bei dieser Adaption nicht ins Gewicht, denn das übergeordnete Thema der eigenen Wertigkeit steht im Mittelpunkt. Es stellt sich auf der Bühne – aber auch beim Betrachter – die Frage, für wen man durchs Feuer gehen würde? Wer oder was einem wichtiger ist als Gold und Edelsteine? Gerade in der heutigen Zeit ist es lohnenswert, sich mit dieser Fragestellung auseinander zu setzen.
Fazit
Somit kann das Junge Theater Liechtenstein getrost als Talenteschmiede von schauspielerischem Nachwuchs von Morgen bezeichnet werden.