Ein Wimmelbuch für Liechtenstein und Gross und Klein

Illustratorin Eliane Schädler mit „ Maskottchen“ Polizist Markus

Vor kurzem entstand das erste Liechtensteiner Wimmelbuch anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Jungen Theaters Liechtenstein. Gsi.News sprach mit den beiden Verantwortlichen, der Urheberin Beatrice Brunhart-Risch und der Illustratorin Eliane Schädler.

Wie entstand die Idee zum Wimmelbuch? Was war euch bei der Umsetzung wichtig? 

Beatrice Brunhart-Risch: Die Idee dieses Buch zu lancieren hatte ich vor drei Jahren. Es wundert mich, dass niemand davor darauf kam. Ich wollte, dass das Buch zum Gastgeschenk wird. Daher habe ich den Historiker Fabian Frommelt gebeten über jede Gemeinde einen kurzen Text zu verfassen. Diese Texte sind über einen QR-Code abrufbar. Somit können sich die Erwachsenen über unser Land und die Gemeinden informieren und haben beim Erzählen noch mehr Hintergrundwissen. Das war mir sehr wichtig. Gewisse Vorgaben habe ich gemacht: Welche Gemeinde in welcher Jahreszeit dargestellt wird, jeder Gemeine ist ein Tier zugeordnet, auf jeder Bild ist das Gemeindewappen und Ortsschild zu sehen, typische Sagen werden dargestellt. Das Buch erschien zum 20. Jubiläum des jungen THEATERs und war damit ein geeignetes Projekt in Zeiten von Corona.

Kannst du die einzelnen Arbeitsschritte erklären? Hast du von Hand oder am Tablett/PC gezeichnet und wie lange bist du i.d.R. für ein doppelseitiges Wimmelbild dran respektive wie lange für das ganze Buchprojekt?

Eliane Schädler: Zuerst spazierte ich in meinen Gedanken durch die Gemeinde und hielt skizzenhaft alle für mich wichtigen Dinge fest. Anschliessend folgten reale Spaziergänge und lange Streifzüge durch Google Earth. Durch den Blick aus der Höhe erfuhr ich in der Regel die Topografie der Gemeinde erstmals vollständig. Mit Bleistift zeichnete ich das Bild auf Papier, scannte es anschliessend ein und koloriere jedes Detail Schritt für Schritt am Computer mit einem Tablett. Das kann man sich wie einen digitalen Pinsel auf einem digitalen Papier vorstellen: Alle Pinselstriche, die ich mit dem Stift auf dem Tablett mache, werden direkt im Computer angezeigt. Vom ersten Strich bis zum letzten Glanzpünktchen benötigte ich pro Doppelseite ca. 120 Stunden. Für das ganze Projekt investierte ich also ungefähr 1500 Stunden.

Kinder lieben es, immer wieder neue Dinge zu entdecken. Ganz beliebt ist es bei den kleinen Lesern, Polizist Markus zu suchen. Wie hat er reagiert, als ihr ihm gesagt hat, er werde auf jeder Seite des Buches vorkommen? 

Beatrice Brunhart-Risch: Die Gallionsfigur „Polizist Markus“ ist zufällig entstanden. Eliane hat ihn auf dem ersten Entwurf des Schaaner Bildes dargestellt. Das hat dem Vaduzer Bürgermeister gefallen! Da Markus Ott heuer in Pension ging, und so viele Kinder ihn kennen, haben wir uns für „Polizist Markus“ entschieden.

Viele Gebäude oder Dinge findet man im Buch, doch offensichtlich hatten nicht alle Platz darin. So fehlt in Eschen etwa das SZU mit dem Hallenbad. Warum ist das so und wie habt ihr die Auswahl getroffen?

Eliane Schädler: Um auf 52 x 34 Zentimeter eine ganze Gemeinde abzubilden muss natürlich stark reduziert und selektioniert werden. Gerade grosse Gebäude oder Gebäudekomplexe brauchen viel Platz und geben oft visuell nicht sonderlich viel her. Deshalb entschied ich selbst, was ich in den einzelnen Gemeinden zeigen wollte. Da flossen einerseits offensichtlich wichtige Dinge für die Gemeinden hinein, eigene Vorlieben, historische Ereignisse und Geschichten. Manches entschied ich aber auch nur aus visuellen Gründen. Die Bilder sollten schliesslich auch in sich eine schöne, geschlossene Komposition haben, voll aber nicht überfüllt sein. Damit jedoch nichts wirklich Wichtiges vergessen ging, haben die einzelnen Gemeinden die Möglichkeit bekommen, Inputs für ihre Gemeinde zu liefern: Orte, Gebäude, Anekdoten. Meistens deckte sich das mit den eigenen Ideen.

Beatrice Brunhart-Risch: Alle 11 Gemeinden konnten als Partner gewonnen werden. Sie haben das Buch nicht finanziell unterstützt, sondern ihr Wissen zur Verfügung gestellt und Vorschläge gemacht, welche Motive auf ihrem Wimmelbild nicht fehlen dürfen. So haben wir erreicht, dass die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden sich mit dem Bild identifizieren können.

Wie kann das Buch etwa im Kindergarten oder in der Primarschule im Unterricht verwendet werden?

Beatrice Brunhart-Risch: Das pädagogische Konzept, um das Wimmelbuch als Lehrmittel zu verwenden wird in einem zweiten Schritt erarbeitet. Dies soll in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen geschehen, welche als Experten ihre Wünsche und Erfahrungen einbringen. Das Wimmelbuch ist bereits jetzt schon in vielen Kindergärten und 1. Klassen eingeführt und dient, wie jedes Bilderbuch, als wertvolles Anschauungsmaterial für den Erwerb verschiedener Kompetenzen im sprachlichen Bereich, wie z.B. der Begriffsbildung und Wortschatzerweiterung.

Plant ihr ein Folgeprojekt? 

Beatrice Brunhart-Risch: Ich habe ein Jahr lang nach einer Illustratorin gesucht. Dass ich sie in Liechtenstein fand war ein grosses Glück! Eliane hat den Auftrag nicht erhalten, weil sie Liechtensteinerin ist, sondern weil ich von der Qualität ihrer Arbeit überzeugt bin: Sie ist eine unglaublich kreative Künstlerin. Ihr Humor und ihre Fähigkeit zur Empathie machen Sie zur grandiosen Wimmelbuchmacherin. Die Atmosphäre, die sie in ihren Bildern schaffen kann, haben mich überzeugt – und so geht es auch vielen kleinen und grossen Betrachterinnen und Betrachter. Das Buch soll Generationen zusammenbringen (Ein Hauptthema in meiner theaterpädagogischen Arbeit). Eliane und ich werden weitere Projekte gemeinsam verfolgen. Ich freue mich sehr über diese Zusammenarbeit. Wir ergänzen uns gut und passen einfach zusammen. 

Zur Person: 

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Das Buch ist erhältlich bei: 

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