Lisa Suitner: Clownfrau Lillilu, Musikerin, Mutter und noch viel mehr

Für viele ist sie die vielleicht schrägste Feldkircherin. Lisa Suitner aus Tosters ist jemand, der auffällt und lange im Gedächtnis bleibt. Die charismatische Clownfrau hat nicht nur mit ihrem «Teehaus» für Furore gesorgt.

Von Bella Koeck

Wann immer man Lisa trifft, dann erzählt sie von einem neuen Projekt. Der stets gut gelaunte Rotschopf scheint stets das zu machen, wonach ihr der Sinn ist. Oft sind es Dinge, die sich viele nicht trauen würden oder die einfach zu schräg sind. Nach ihrem TRIOPALIMO-Projekt ist sie 2022 zum einen in „Jennys Kinderquiz“ (morgen Samstag, 22. 1. um 15 Uhr im Theater am Saumarkt) zusammen mit Jenny Dietrich zu sehen. Am Samstag, 12. Februar um 18 Uhr ist sie dann mit der anderen Clownfrau „Allaschka“ alias Alla Abramova (Ukraine) ebenfalls im TaS in dieser neuen Konstellation.

Kindheitstraum erfüllt

Lisa Suitner ist als jüngstes Kind ihrer Familie in Feldkirch geboren, war damals schon groß und die roten Backen sind auch schon seit jeher gewesen. „Für meinen Volksschullehrer war ich anstrengend. Ich habe immer schon viel gefragt, noch mehr geredet und meine Geschichten waren ihm immer zu lang“ plaudert sie gewöhnlich aus dem Nähkästchen. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie hauptsächlich in der Eishalle. Das lag daran, dass ihre Geschwister und auch sie dort täglich trainierten. Sie liebte das Eislaufen sehr. „Mit sechs Jahren begann ich in der Musikschule Feldkirch mit Blockflöte und verliebte mich gleich in Hans Varch, meinen Musikschullehrer und späteren Firmpaten“ lenkt sie auf ihre Wurzeln des Künstlerischen. Ihr damaliger Lehrer habe ihre Liebe zur Musik auf jeden Fall entfacht, gefördert und vertieft. Der kleinen Lisa imponierte damals, dass Varch ganz viele Instrumente spielte. „Daraufhin beschloss ich, Musikschullehrerin zu werden, damit ich dann ganz viele Musikerkollegen habe, die mir ihre Instrumente beibringen können.“ Als sie Jahre später vor der Entscheidung stand, ins Landeskonservatorium zu wechseln, habe sie sich dagegen entschieden. Ausschlaggebend war, dass Suitner zu der Zeit beim Volleyballclub SSK Feldkirch in der ersten Bundesliga aktiv war und auch im Jugendnationalteam mitmischte. „Da konnte und wollte ich mich nicht nur auf die Musik konzentrieren“ gibt sie offen zu. Mittlerweile sei sie aber doch in der Musikschule angestellt. „Ich habe mir also über einen ganz eigenen Weg einen Kindheitstraum erfüllt.“ Mittlerweile spielt sie sieben Instrumente. „Dank der Offenheit und des Mutes des Musikschuldirektors Nikolaus Netzer bin ich heute der erste Musikschulclown Vorarlbergs.“

Die Welt bereist

Lisa Suitner leidet am Peter-Pan-Syndrom: „Ganz ehrlich, ich stecke immer noch mitten in meinen besten Jugendjahren.“ Nach der Matura begab sie sich auf Reisen. Sie war sechs Jahre fast ununterbrochen unterwegs in Ländern wie Indien, England, Irland, der Türkei, in Albanien, Marokko, Finnland, Bulgarien, in Spanien und Portugal, Frankreich und noch in vielen anderen Ländern. „Beim Reisen habe ich begonnen, Straßenmusik zu machen und gemerkt, dass ich damit recht gut durchkomme.“ Zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Taiyo, der 2008 in Katalonien das Licht der Welt erblickte, wurde sie dann in Feldkirch sesshaft. Die 32-jährige hat eine dreijährige Clown- und Comedyschule in Deutschland gemacht, ist seither zertifizierter Gesundheit!clown und diplomierte Schauspielerin für Clownerie und Comedy. Seit 2012 ist sie selbstständig als freischaffende Künstlerin aktiv. Und das mit der Sesshaftigkeit hielt auch nicht sehr lange an, denn im Jahr 2016 ging sie nach Granada im südlichen Spanien, um eine zweijährige Zirkustheater-Ausbildung zu machen. Erst kürzlich hat sie diese Ausbildung abgeschlossen und ist ins Ländle zurückgekehrt. Suitners Schwerpunkte lagen neben Theater und Clown auf Schlappseil (Seiltanz auf einem durchhängenden Schiffstau) und Partnerakrobatik.

Richtige Rampensau

„Ich war immer schon eine Rampensau, sowohl als Kind bei Familienfeiern als auch beim Musizieren in der Musikschule.“ Sobald Lisa ein Publikum hatte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Die Straßenmusik habe ihr gezeigt, dass sie Menschen berühren und Atmosphäre schaffen könne, egal wo sie sich gerade befindet. „Nach der Geburt meines Sohnes habe ich nach einer Ausbildung gesucht, die mich danach unabhängig und frei leben und wachsen lässt.“ So ist sie irgendwie auf den Clown gestoßen und habe es noch keinen Augenblick lang bereut. „Mein Clown wächst immer noch und wird mit dem Alter und der Erfahrung besser. Es gibt keinen Stillstand, keine Routine, keinen Alltag.“ Das sei sehr spannend, erfordere aber auch viel Mut und Energie. „Zurücklehnen kann ich mich nie.“ Für sie als Tausendsassa und vielseitig interessierten Menschen bedeute der Clown aber auch, dass sie alle ihre Talente und Kunstformen miteinander vermischen könne: Sei es Tanz, Musik, Schauspiel oder Regie.

Über sich selber lachen

Liililu – Suitners Clown Figur – ist in Feldkirch und Umgebung schon recht bekannt und sie fühlt sich als Clown sehr geschätzt in Vorarlberg und in Feldkirch im Speziellen. Oft hört sie: „Du bist doch der Clown!“ Das freut sie natürlich. „Der Clown ist ein sehr wichtiger Teil in meinem künstlerischem Werdegang und in meinem Schaffen.“ Lisa habe schon die spannendsten Aufträge gemacht, sei es als Architekturvermittlerin, als rosa Plüschgorilla oder als Artistin beim größten Kinderfest Europas. „Der Clown ist ein Teil von mir, ich will aber nicht darauf reduziert werden. Ich freue mich immer, wenn man meine künstlerische Vielseitigkeit erkennt.“ Lisa, die nie müde wird, Neuland zu betreten, hat sich auch ans Metier Film gewagt: „Ich habe im Film erst ein bisschen rein geschnuppert, etwa im Ogablick-Film ‚Der Fremde‘.“ Im Theater fühle sie sich sehr zuhause, aber ihr aktivstes Metier sei sicher das Zirkus-, Bewegungs-, und Straßentheater. Die Rolle ihres Solotheaterstückes „Ablaufdatum“ mit der freien Gruppe SchauSpielRaum in welchem es um Sterbehilfe ging, hat sie sehr bewegt. „Ich fand es äußerst spannend und anregend, mich mit diesem Tabu auseinanderzusetzen und die Thematik aus mehreren Perspektiven zu beleuchten, ohne dabei belehrend zu sein, dafür aber die Zuschauer ihre eigenen Antworten finden zu lassen.“ Dem nicht genug leistet Lisa auch theaterpädagogische Arbeit, sie gibt Clown- und Schauspielworkshops für Kinder und Jugendliche. „Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten. Sie sind so authentisch und voller Lebensmut“ schwärmt sie. Gemeinsam mit der Feldkircher Unternehmens- und Kommunikationsberaterin, Autorin und Bloggerin Christiane Mähr hat sie seit Kurzem auch Erwachsenen-Workshops zum Thema Leichtigkeit und Glück im Angebot. „Wir möchten dabei Firmen, Vereine und Privatpersonen erreichen.“ Der Clown böte jedem die Chance, über sich selber hinauszuwachsen, andere Blickwinkel zu erreichen, über sich selber lachen zu können und das Scheitern als einen Weg zum Erfolg zu sehen.

Komfortzone verlassen

Jemanden wie Lisa über Zukunftsziele zu fragen ist kein leichtes Unterfangen, da sie jemand ist, die ständig etwas Neues macht: So hat sie gerade gemeinsam mit den Vorarlbergern Stefanie Momo Beck und Paolo Geminiani eine Zirkustheater- Compagnie gegründet. „Ab Herbst 2019 kann man uns dann auf den Bühnen des Landes sehen“ verrät sie. Es werde eine Symbiose aus Theater, Clown, Zirkus und Artistik geben und man dürfe gespannt sein. Jetzt gerade steckt sie mitten in den Proben zu einem Tanzstück für Kinder vom Theater der Figur in Nenzing, welches im Dezember 2018 Premiere feiert. Dabei handelt es sich um ihre erste Rolle als Tänzerin. „Ich liebe es, mich neu auzuprobieren und meinen Wortschatz in meinem künstlerischen Ausdruck zu erweitern. Deshalb habe ich dieses Engagement und die damit verbundenen Herausforderung angenommen. Mit dem Theater der Figur zusammenzuarbeiten bringt mich wieder mal auf neue Pfade und lässt mich wachsen. Das liebe ich sehr!“ Eine Thematik, welcher sie sich in Zukunft künstlerisch annehmen möchte, ist die Hospitz- und Sterbebegleitung. Aber auch das ist nur ein Teil ihres aktuellen Interessensgebietes. „Mich beschäftigt derzeit die Spaltung, die ich in der Gesellschaft beobachte und die Angst, die ich bei so vielen Menschen wahrnehme.“ Global gesehen ginge es uns heutzutage so gut wie noch nie. Trotzdem fehle uns das Vertrauen in die Zukunft. „Ich würde mir wünschen, dass wir aufeinander zugehen, offen sind für Neues und Fremdes und immer wieder mutig genug sind, unseren Horizont zu erweitern.“ Auch wenn das bedeute, unsere Komfortzone zu verlassen.

Zur Person

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