Langeweile im Alter muss nicht sein: Nach einem befriedigenden Berufsleben etwas ganz Neues wagen, Gutes tun, gebraucht und geschätzt werden. Irene Ziesig (71) ist schon lange in Pension. Als Betreuerin beim Mobilen Hilfsdienst Feldkirch unterstützt und begleitet sie andere Senioren. So bleibt sie jung und verdient sich ein willkommenes Taschengeld. Wir haben Irene Ziesig ein paar Fragen gestellt.
Von Bandi Koeck
Gsi.News: Wie lange arbeitest du schon für den MOHI und wie bist du dazu gekommen?
Irene Ziesig: Seit Juli 2018. Ich bin Ende 2014 nach 45 Jahren wieder von Zürich zurück nach Feldkirch gezogen. Ausser meiner Familie und ihren Freunden hatte ich keine Bekannten mehr. Ich bin zwar nicht schüchtern, aber es ist nicht einfach, neue Kontakte zu knüpfen. Meine Schwester ist schon viele Jahre Klientin beim MOHI und sagte mir: „Melde dich da an, die brauchen immer wieder ‚Aushilfen‘“. So war es dann auch, man kann sich einfach im Büro bewerben.
Gsi.News: Was empfiehlst du anderen Menschen, die gerade frisch in den Ruhestand kommen und sich für eine Arbeit beim MOHI interessieren?
Ziesig: Man muss für sich entscheiden: Wie viele Stunden will/kann ich mich einbringen? Wo liegen meine Kompetenzen, welche Art Dienste kann ich übernehmen?
Gsi.News: Welche Fähigkeiten braucht man, um beim MOHI zu betreuen?
Ziesig: Geduld. Ein Blick für das, was gerade gebraucht wird. Gerne mit den verschiedensten Leuten plaudern und Zuhören können.
Gsi.News: Wie viele Klienten werden/wurden von dir betreut?
Ziesig: Wenn ich richtig mitgezählt habe, waren es mittlerweile insgesamt 46. 10 davon betreue ich zurzeit regelmässig. Die Situationen der Klienten verändern sich oft (24h-Pflege oder krankheitsbedingte Veränderungen).
Gsi.News: Welches sind deines Erachtens Vorteile und Nachteile der MOHI-Arbeit?
Ziesig: Gebraucht werden ist vor allem für Alleinstehende wie mich sehr schön. Der MOHI bietet gute Fortbildungen und Veranstaltungen. Nachteile habe ich noch keine erfahren.
Gsi.News: Gibt es Geschichten und Begegnungen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Ziesig: Eine „100-Jährige“ hat mir „Skip Bo“ (Anm.: Mau-Mau) beigebracht. Beim zweiten Einsatz sagte sie: „Jetzt kannst du es eh schon gut!“
Gsi.News: Hattest du auch schon einmal Klienten in deinem Alter?
Ziesig: Ja, da ich auch schon über 70 bin, gibt es diese Situation schon, aber selten.
Gsi.News: Kannst du dir vorstellen, selber einmal vom MOHI betreut zu werden und wie wäre deine persönliche Wunschbetreuerin?
Ziesig: Auf jeden Fall, wenn man auch hofft, dass es nicht nötig wird. Nett, hilfsbereit, kontaktfreudig aber diskret, unkompliziert, jemand mit dem man auch plaudern kann…
Gsi.News: Inwieweit hat die Corona-Zeit deine Arbeit beeinflusst?
Ziesig: Ausser, dass ich im Frühjahr 2020 ein paar Wochen nicht eingesetzt werden durfte, hatte ich keine Einschränkungen. Ich war froh, dass ich dank meiner Tätigkeit beim MOHI schon sehr früh geimpft wurde. Die AHA- Regeln empfinde ich nicht als Einschränkung. Einfach mit gesundem Menschenverstand auf einander achtgeben.
Gsi.News: Herzlichen Dank für das nette Gespräch und weiterhin alles Gute und viel Freude!
Factbox:
- MOBILER HILFSDIENST FELDKIRCH
- Magdalenastraße 9
- 6800 Feldkirch-Nofels
- Bewerbung gerne per E-Mail an:
- mohi@feldkirch.at
- Tel. 05522/32732