Lukas Allgäuer aus Feldkirch lebt den „American Dream“

Man könnte das abenteuerliche Leben Von Lukas Allgäuer, der in Feldkirch-Gisingen aufwuchs, mit einem Wort bezeichnen: „Überflieger“. In den Staaten hat er es vom Touristen zum erfolgreichen Unternehmer gebracht.

Abenteuer Amerika

Angefangen hat Allgäuers Amerika-Abenteuer nach eigener Aussage ganz unspektakulär mit einem Urlaub in Miami: “Mein Vorhaben war es, innerhalb von drei Monaten kreuz und quer durch die USA zu reisen, um Land und Leute kennenzulernen”, sagt der ehemalige Verwaltungsassistent. Bereits bei seiner Einreise hatte er großes Glück: Am 10. September 2001 kam er in die USA – einen Tag später wär dies nicht mehr möglich gewesen, weil das große Chaos ausbrach. “Dieser tragische Event trug dazu bei, dass ich länger als geplant in Florida blieb, was sich als absoluter Glückstreffer für mich erwies, da ich so meine zukünftige Frau Jill kennen lernte”, verrät Lukas mit einem breiten Schmunzeln. Die gebürtige New Yorkerin hatte zu dieser Zeit gerade ihren Bachelor in New York beendet und war aufgrund eines Job-Angebotes in Florida gelandet, wo sich die beiden über den Weg liefen. Die nächsten Monate wohnte Lukas, der zuerst beim Rathaus Feldkirch die Lehre absolviert hatte, bei seinem Onkel in St. Petersburg/Florida. Zusammen mit Jill erkundete er den Sunshine State und die beiden verliebten sich unsterblich ineinander: “Es war bald klar, dass wir beide nicht durch einen Ozean getrennt voneinander leben konnten.”

Bilderbuch-Senkrechtstarter

Nach Haupt- und Polytechnischer Schule machte Lukas seine Lehre im Feldkircher Rathaus. In den Staaten arbeitete er die ersten paar Jahre hart, um zumindest einen kleinen Teil seiner Ausbildung zahlen zu können. Seine anfänglichen Tätigkeiten umfassen den Verkauf bei Tommy Hilfiger, bei einer Firma für Lohnabrechnungen, wo er sechs Monate lange in einem Keller Checks kopierte oder in einem Swimmingpool- Geschäft, wo er nach nur zwei Monaten als Manager befördert wurde, nachdem sein Vorgänger wegen Steuerhinterziehung schwedische Gardinen von innen betrachten durfte. Seine Flugausbildung fing am 14. Juni 2004 an, nachdem sich Allgäuer zwei Jahre lang darauf vorbereitet hatte. “Es ging Schlag auf Schlag: 18 Monate lang Go-arounds, Approaches, Stalls, Landings, Emergencies, Theorie, IFR Flüge, VFR Flüge, Cross Country Flüge, Nachtflüge und natürlich dutzende mündliche, schriftliche und praktische Prüfungen.” Nach erfolgreichem Abschluss folgte das erste tolle Jobangebot im Privatsektor: “Ich hatte dort das Glück, auf vielen verschiedenen Mustern zu fliegen und viel Flugerfahrung in Nord-, Zentral- und Südamerika sowie der Karibik zu sammeln.” Nach vier Jahren ergab sich für “Allge”, wie ihn seine Freunde nennen, die Möglichkeit, mit relativ geringer Eigeninvestition in die Selbstständigkeit zu wechseln. “Seither klingelt das Telefon 500 Mal am Tag und ich bin im Besitz jeder Platinum-Hotel-Karte, die es gibt. Ich habe auch in kürzester Zeit gelernt, dass mir die unzähligen Feiertage und mindestens vier Wochen Urlaub, die Herrn und Frau Österreicher zustehen, gewaltig abgehen. Der gesetzlich vorgeschriebene Urlaubsanspruch den man in Amerika bekommt beträgt ‘null’ Tage”, spricht er offen über Vor- und Nachteile überm großen Teich.

Mitternachtssport oder Notlandung

Durch seinen Beruf hat er allerhand spannende, interessante, einzigartige aber auch stressige Momente erlebt. Oft wisse er nicht, in welcher Stadt oder in welchem Land sein Tag enden würde. “Speziell die ersten paar Jahre war es immer wieder ein Erlebnis, wenn wir von unseren Klienten nach einem Flug auf deren Yacht oder Villa eingeladen wurden, wo uns oft ein exquisites Essen aufgetischt wurde. Der Nachteil von diesem Vorteil war allerdings, dass ich meine täglichen Sporteinheiten verdoppeln musste, um nicht auf amerikanischen Standard heranzuwachsen”, sagt er lachend.

Lukas, der als Pilot durchgestartet ist und heute mehrere Gulfstreams unterhält, wohnt in einem gemütlichen Haus in West Palm Beach. Lustige Stories kennt Luc zuhauf, eine Begebenheit blieb ihm besonders in Erinnerung: “Ich hatte einen Charter-Flug mit einem sehr bekannten Schauspieler. Es war eine angenehme Reise, bei dem ich die Chance hatte, mich einige Zeit mit unserem Gast zu unterhalten. Da er selber begnadeter Pilot ist, hatten wir durchaus genügend Gesprächsstoff. Auch über Sport, Hobbys und Familie wurde geplaudert. Spät abends, als der Flug zu Ende war und ich es mir zuhause gemütlich gemacht habe, klingelte es an der Tür. Jill öffnete sie und kam mit großen Augen zurück ins Schlafzimmer, um mir zu berichten, dass mein Passagier mit seinem Bodyguard vor der Tür stehe, und wissen wolle, ob ich mit ihm eine Mitternachtsrunde mit den Rollerblades drehe. Ich hätte ihm doch nicht erzählen sollen, dass vor unserem Haus ein toller Radweg vorbei führt.”

Es gebe aber auch stressigere Geschichten, wie bei einem Transatlantikflug nach Nizza, wo es um drei Uhr in der Früh auf 12.500 m einen Druckabfall gab und Luc den Flieger im Sturzflug auf ein niedrigeres Flightlevel bringen, die Maschine neu konfigurieren und in Island notlanden musste, weil nicht genügend Kerosin vorhanden war. Luc sieht aber in allem etwas Positives: “Wir hatte so die Möglichkeit, Island für einige Tage zu erkunden. Unsere Passagiere waren leider nicht so erfreut wie wir, da sie zu spät zu ihrer Modeschau in Südfrankreich kamen.” Allgäuers Kundschaft besteht zum Großteil aus Celebrities aus Film, Fernsehen oder der Musikbranche. “Es kommt öfters vor, dass jemand Platz in der Kabine nimmt, den man aus Hollywood kennt oder schon mal auf einem Konzert gesehen hat.” Es fehle aber auch nicht an Politikern, Bankern, Investoren oder Unternehmern.

Lustenauer Senf auf Vorrat

Einen typischen Tagesablauf gebe es bei Allge nicht, da er keine fixen Arbeitszeiten habe. “Die nächsten paar Wochen schauen bei mir z. B. so aus: Vier Tage New York, dann geht es einen Tag lang auf Atlanta, gefolgt von einem kurzen Hop nach Nashville am gleichen Tag. Am nächsten Abend geht es von dort nach London, wo wir drei Tage verbringen. Dann weiter nach Toulon/Frankreich für zwei Tage, von dort nach Brügge/Belgien für drei Tage, gefolgt von Paris und Birmingham, bevor es via Bangor, Atlanta, Fort Worth zurück nach Atlanta und dann auf West Palm Beach geht, wo ich hoffentlich ein paar Tage in der Badehose am Strand verbringen kann.” Eben dort verbringt Lukas seine freie Zeit am liebsten mit Kitesurfen und Tauchen. “Da sich die Sonne bei uns wirklich fast nie einen freien Tag nimmt, fehlt es uns nicht an Outdoor-Aktivitäten.” Sein Kühlschrank sei übrigens prall gefüllt mit Leckereien aus der Heimat. Mittlerweile sei es möglich, einen Bergkäse oder guten Speck in einem Gourmetladen in New York City zu kaufen. “Sogar Milka-Schocki sieht man in vielen Läden”, berichtet Lukas. “Natürlich haben wir immer einige Tuben Lustenauer Senf in Startposition. Alles andere wird regelmäßig aufgefrischt, wenn ich unterwegs bin. Mehr als das Essen gehen mir jedoch meine Familie und Freunde, die Berge, die frische Luft und die nicht so hektische Lebensweise der Vorarlberger ab.”

Natürlich habe Allgäuer, der älteste von fünf Geschwistern auch Heimweh. “Meine Familie geht mir sehr ab”, sagt der charismatische Pilot, der seit über zehn Jahren in den USA lebt. “Da mich meine Arbeit oft nach Europa verschlägt, nutze ich diese Chance, so oft ich kann, um mein Heimweh im Ländle abzustreifen”, weiß er sich selbst zu helfen. Da sein Zuhause in Florida direkt am Strand liegt, fehle es auch nie an Besuchern aus der Heimat.

Kürzlich ist er zusammen mit seiner Frau Gil in den Bundesstaat New York gezogen. Wie lange er schlussendlich in den USA bleiben werde, sei sehr schwer zu sagen. “Ich habe das große Glück, dass unser Service sehr gefragt ist, und darf auf den modernsten Langstrecken-Jets viele tolle Destinationen dieser Welt besuchen. Sobald mir das auf den Wecker geht, packe ich meine sieben Sachen und komme zurück ins Ländle”, lacht er.

ZUR PERSON

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