Kasper/Zadra: Sichern wir jetzt die Zukunft des Tourismus, damit wir auch in 100 Jahren noch einen erfolgreichen Tourismus und eine intakte Natur haben
Vorarlbergs Tourismus steht unter Druck: Klimawandel, ausländische Investoren, starker Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel gefährden die Branche. „Wir wollen die Zukunft des Tourismus in Vorarlberg sichern, damit wir auch in 100 Jahren noch einen erfolgreichen Tourismus, eine intakte Natur und einen starken Wirtschaftszweig haben“, präsentieren Nadine Kasper, Grüne Tourismussprecherin, und Daniel Zadra, Landessprecher der Grünen, ihre Vision für einen nachhaltigen Tourismus in Vorarlberg mit Zukunft. Nicht mehr nur Pistenkilometer und Bettenkapazitäten sollen als Parameter für Erfolg dienen, sondern auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden.
Mobilität: autofreie Destinationen und eine Mobilitätsgarantie für alle
Urlaub ohne Stau, Verkehrslärm und Suche nach einem Parkplatz – so soll in Zukunft die entspannte Anreise aussehen: „Bieten wir den Gästen mehr Anreize, ohne eigenes Auto nach Vorarlberg zu kommen“, so Nadine Kasper. „Bieten wir ihnen eine Mobilitätsgarantie in Form von Carsharing, E-Bikes, Transfers ab Bahnhof, kostenlose Nutzung des Öffi-Angebots und Shuttleservice zu den Skigebieten und Langlaufloipen.“
Autofreie Tourismusdestinationen nach den Vorbildern Blatten-Belalp, Wengen oder Zermatt in der Schweiz sollen auch in Vorarlberg entstehen, zeichnet Kasper ein Bild eines neuen Urlaubserlebnisses: „Stellen Sie sich Gargellen oder Brand ohne Autos vor! Mit strahlend weißem Schnee auf den Straßen und den Hausdächern, mit viel Platz für die ganze Familie auch abseits der Piste und Ruhe für Erholung, um den Alltag hinter sich zu lassen – das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Vorarlberger:innen und Gäste gleichermaßen anzieht.“
Vorarlberg als Kulinarik-Destination positionieren
Kulinarik und regionale Lebensmittel gewinnen im Tourismus zusehends an Bedeutung. „Die Landwirtschaft fungiert hier quasi als Kitt zwischen Tourismus und Nachhaltigkeit“, betont Daniel Zadra, „Ob gesunde, regionale Lebensmittel oder der Erhalt von Kulturlandschaften – vieles steht und fällt damit, ob wir die Landwirtschaft bei touristischen Entscheidungen konsequent mitdenken und miteinbinden.“
Zadra wünscht sich, dass noch mehr heimische Zutaten in den Küchen des Landes zum Einsatz kommen. „Eine verbindliche Herkunfts- und Haltungskennzeichnung von tierischen Produkten bringt mehr Transparenz und wäre ein Gewinn für die Gäste und Gastronom:innen.“ Außerdem will der Grüne Landessprecher die Netzwerke zwischen regionalen Produzent:innen und Tourismusbetrieben stärken sowie regionale Vermarktungsstrukturen für einen unkomplizierten Ein- und Verkauf regionaler Produkte aufbauen. „Die regionalen Produkte landen in den Küchen der Gasthäuser und im Gepäck der Gäste als nachhaltige Souvenirs und Botschafter Vorarlbergs. So positionieren wir Vorarlberg als Kulinarik-Destination.“
Tourismusbranche als attraktiver und familienfreundlicher Arbeitgeber
„Vorarlbergs Tourismusdestinationen sollen Orte sein, an denen sich Gäste und Angestellte gleichermaßen wohlfühlen“, unterstreicht Kasper das Potenzial der Vorarlberger Tourismusbranche für den Arbeitsmarkt. Sie will niederschwellige Zugänge für Quereinsteiger:innen und die Möglichkeit verkürzter Ausbildungszeiten fördern. Und nicht zuletzt soll die Tourismusbranche familienfreundlicher werden. „Dafür müssen wir weiter an einer flächendeckenden und flexiblen Kinderbetreuung arbeiten, touristische Betriebskinderbetreuung fördern und neue Dienstplan- und Arbeitszeitmodelle entwickeln, die die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit ermöglichen.“
Zeit für ein touristisches Raumordnungsprogramm
Die Grüne Tourismussprecherin will Schluss machen mit Investorenmodellen und dafür kleinstrukturierte Familienbetriebe fördern. Daher steht für Kasper die Entwicklung eines touristischen Raumordnungsprogrammes, in dem auch Zweitwohnsitze, Chalet-Dörfer und Investorenmodelle abgebildet sind, an erster Stelle. „Land und Gemeinden sollen künftig aktiv mit verbindlichen Plänen zur räumlichen Entwicklung, der Bebauung und Flächenwidmung sowie Gesetzen zum Schutz von Wohnraum eingreifen.“
Ganzheitliches Verständnis von Tourismus
„Tourismus ist mehr als nur ein Wirtschaftszweig. Für eine ganzheitliche Planung braucht es eine abteilungsübergreifende Stabsstelle Tourismus im Land, die auch die Bevölkerung vor Ort, die kleinstrukturierten Familienbetriebe und Privatzimmervermieter:innen, die SDGs und die Natur sowie die heimische Landwirtschaft und Gastronomie im Fokus hat“, richtet sich Zadra abschließend an die Landesregierung. „Denn nur mit einem ganzheitlichen Verständnis von Tourismus können wir Vorarlberg zur nachhaltigsten Destination Europas machen.“