Sao Bien. Room for Education ist eine von Österreichern gegründete Hilfsorganisation, die die Förderung von Bildung 6-11jähriger Kinder mittels Bau von Schulgebäuden in den ärmsten, entlegensten Provinzen Vietnams zum Ziel hat. Für viele Kinder entlegener Dörfer ist es schwierig mangels Straßeninfrastruktur die staatlich finanzierten Schulen in größeren Dörfern zu erreichen. Sao Bien ermöglicht mit dem Bau von Schulen den Kindern den Ausbruch aus dem Armutskreislauf. gsi-news sprach mit einem der Gründer über seine Beweggründe eine Hilfsorganisation in einem anderen Land zu gründen, die Schwierigkeiten dabei und die Ziele der Organisation.
Mein Name ist Thomas. Ich habe 15 Jahre in der Investmentbranche gearbeitet, 5 Jahre davon für eine britische Fondsgesellschaft in Gibraltar, ehe ich 2016 beschloss, als Volunteer nach Vietnam zu gehen, um dort Studenten und Schüler in Englisch zu unterrichten. Ich war davor nie in Vietnam, hatte keine Lehrerfahrung, und eigentlich keine Ahnung, was mich erwarten würde.
Dass es Vietnam war, war letztlich ein Zufall. Ich hatte eine emotionale Präferenz für Asien und wollte in eine Stadt. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich mich für ein Projekt in Vietnam entschieden habe, es hätte aber wohl genauso gut eines in Myanmar oder Laos sein können.Meine Zeit in Hanoi hat mich so beeindruckt – die ehrliche Gastfreundschaft der VietnamesInnen, die Aufbruchsstimmung, der Lernwille der jungen Vietnames:innen (bspw wird man bei einem Spaziergang rund um den nahe der Altstadt Hanoi gelegenen Koan Kiem See regelmäßig von jungen Vietnames:innen angesprochen, die ein bisschen Englisch üben wollen)– dass ich schon am Rückflug beschloss, mehr helfen und nach Vietnam zurückkehren zu wollen.
Es gelang mir, einige NGO-erfahrene Freunde zu begeistern, die seit Vereinsgründung als Vorstand den Verein großartig führen und erste Spendengelder aufzutreiben. In der festen Überzeugung, dass Bildung der beste, wenn nicht der einzige Weg ist, den Armutskreislauf zu durchbrechen, in dem viele Kinder gefangen sind, machten wir den Bau von Schulen in entlegenen Dörfern Vietnams zum zentralen Anliegen des Vereins.
Nach nur zwei Monaten in Wien kehrte ich also nach Vietnam zurück. Ich wusste nicht, ob wir tatsächlich jemals auch nur eine Schule fertigstellen würden, doch wusste ich, dass ich es bereuen würde, es nicht probiert zu haben. Wieder in Vietnam, suchte ich lokale Partnerorganisationen, mit denen ich meine ersten field trips in die bergigen Regionen nahe der Grenze zu China, Laos und Kambodscha unternahm, um potenzielle Schulstandorte zu besuchen.
Die field trips stellten sich als kleine Abenteuer heraus. Mit einem Nachtbus kommt man zur Bezirkshauptstadt. Mit einem deutlich kleineren Bus, der auf dem Dach auch mal lebende Hühner mitführt und in dessen Innenraum möglicherweise ein Motorrad zwischen die Passagiere geklemmt wird, geht es weiter zur Hauptstadt der Gemeinde. Und dann hilft meist nur mehr ein Motorrad oder ein Fußmarsch, um über die nicht ausgebauten Wege zu jenen kleinen Dörfern zu kommen, in denen Sao Bien Schulen baut. Bei Regen sind viele der Dörfer gar nicht erreichbar, und auch Strom ist oft regelmäßig (noch) nicht vorhanden.
Manche der Grenzregionen werden überdies vom vietnamesischen Staat als „sensitive“ Gebiete eingestuft, in diesen Fällen erfordert eine Einreise eine Genehmigung der lokalen Behörden bzw der Polizei. Diese Regionen werden durchwegs von ethnischen Minderheiten bewohnt. Diese sprechen ihre eigene, vom Vietnamesisch mitunter deutlich unterschiedliche, Sprache und haben ihre eigenen (leider teils fortschrittshemmende) Traditionen.
Als Schulen fungieren manchmal ein paar Bambusstäbe mit irgendwelchen Plastikplanen, häufig einsturzgefährdete Holzhütten. Bei einem unserer Projekte entschieden wir uns nach Besichtigung der alten Schule, ein neues Gebäude zu errichten, doch ehe wir mit den Bauarbeiten beginnen konnten, stürzte ein Teil des Daches ein. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Der vietnamesische Staat hat in den letzten Jahren viel unternommen, um die Schulinfrastruktur zu verbessern, jedoch liegen viele der Dörfer viele Kilometer entfernt von der staatsfinanzierten Zentralschulen und sind mangels Straßennetzes für die Kinder nur schwer oder nicht erreichbar.
Von Anbeginn eines Projektes beziehen wir die lokalen Behörden sowie die Lehrer in die Planung ein. Dies stellt sicher, dass jedes Projekt genau den Anforderungen des spezifischen Dorfs entspricht. Überdies hilft die lokale Bevölkerung beim Transport des Baumaterials und beim Vorbereites des Baugrundes. Dies hilft, die Kosten zu reduzieren und erhöht die Identifikation der Bevölkerung mit dem Projekt. Damit wird es wahrscheinlicher, dass die Eltern ihre Kinder auch tatsächlich zum Schulbesuch motivieren.
Vor Beginn jedes Projekts ist nicht nur eine Standortbesichtigung durch ein Teammitglied von Sao Bien unbedingt erforderlich, um die Notwendigkeit des Projekts vor Ort zu überprüfen, sondern auch eine Vereinbarung mit den Behörden, die sicherstellt, dass diese das Gebäude nach Fertigstellung widmungsgemäß verwenden, Lehrer zur Verfügung stellen und die laufenden Kosten tragen. Im November 2016 stellten wir das erste Schulprojekt fertig!
Viele positive Rückmeldungen – bspw der Gewinn des Publikumspreises der Sozialmarie (Europas ältester Preis für soziale Innovation, 2017), die Finanzierung zweier Projekte durch die United Nations Women’s Guild (2018, 2019) oder Berichte in diversen Medien und dem vietnamesischen Staatsfernsehen – haben uns motiviert, unsere Bemühungen zu intensivieren. Vor wenigen Monaten durften wir uns über ein Schreiben des vietnamesischen Botschafters in Wien freuen, der sich anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Vereins für unsere Bemühungen bedankte.
Ich selbst habe vier Jahre in Hanoi gelebt, und bin erst zu Beginn der COVID-Krise, dem Aufruf des österreichischen Außenministeriums an alle Auslandsösterreicher folgend, nach Wien zurückgekehrt.
Wir haben aber zeitgerecht mit dem Aufbau eines kleinen dynamischen und jungen Teams in Vietnam begonnen, das die Arbeit auch ohne meine Anwesenheit ausgezeichnet fortsetzt, und genießen die Unterstützung eines in Ho Chi Minh City wohnenden holländischen Architekten, mit dem wir derzeit an der Planung eines neuen Layouts unter Verwendung umweltverträglicher Baustoffe sind. Noch in der ersten Hälfte dieses Jahres wollen wir mit dem Bau einer derartigen Schule, die auch eine Begegnungszone zwischen den Klassenzimmern inkludiert, beginnen.
Mittlerweile stehen 36 Schulen (34 Schulen in Vietnam in 14 verschiedenen Provinzen und zwei in Laos), und vier weitere sind in Bau. Überdies planen wir heuer auch weitere Projekte in anderen Ländern der Region, und zwar in Myanmar, wo die Kinder unter der politischen Situation leiden sowie auf den Philippinnen, wo noch immer die Nachwirkungen des Taifuns (2021) zu spüren sind. Unser Schwerpunkt wird aber auch in den kommenden Jahren in Vietnam liegen.
Ein durchschnittliches Projekt mit zwei Klassenzimmern und Toiletten kostet, je nach Lage, rund 10.000 Euro. Um diesen Betrag kann man in Österreich nicht mal eine halbe Werbeseite in einer der führenden Tageszeitungen kaufen, und in Vietnam ermöglicht man damit 60 Schülern einen Platz in einer Schule!
Wir sind auf der Liste des Finanzministeriums der spendenbegünstigten Organisationen, Spenden an SAO BIEN sind also für Private und Unternehmen steuerlich absetzbar.
Spendenkonto:
- Erste Bank, SAO BIEN, AT69 2011 1829 1746 8500
- PAYPAL: donate@sao-bien.com
- https://www.sao-bien.org/donate/
Die Hilfsorganisation freut sich auch über Ideen und Anregungen, Kontakt unter lets-help@sao-bien.com
Homepage: www.sao-bien.org/