Reinhard Rauch ist ein Urgestein in der Gastro-Szene der Montfortstadt. Diesen März wird er 60 und beabsichtigt im Herbst einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
Doch zuerst gibt es noch eine „gute Nachricht“ respektive einen Wermutstropfen: Auch wenn Reini Rauch die Weichen für seinen wohlverdienten Ruhestand bereits vor drei Jahren mit der Schließung des Restaurants, 2021 mit der Schließung des Ox-Mini und Ox-Deli in der Ochsenpassage stellte und heuer Ende September auch das RIO (Bar, Restaurant und Kino; RIO steht übrigens für „Rauch im Oskar“ – ein Name, der nicht besser hätte gewählt werden können) schließen wird, so bleibt er – zumindest für fünf Jahre, so der Plan – noch im Rauch Club Mastermind. Dies zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter und Programmchef, dem heutigen Betreiber des „Kuche & Klub“ Daniel Schweighofer. So ein Abschied fällt sicherlich nicht leicht, schließlich war Reini, wie ihn Freunde nennen, kein gewöhnlicher Gastronom, sondern einer mit Leib und Seele, bei dem die Leidenschaft und das Herzblut vordergründig waren. Kenner sind sich einig, dass er „der geborene Gastronom“ ist. Und all jene, die bereits das Vergnügen hatten, von ihm bedient zu werden, sind sich einig, dass er nicht nur zuvorkommend und galant war, sondern ein richtiger Anpacker, der sich für nichts zu schade war. Er ist jemand von der alten Schule, der das richtige Gespür und ein Auge hatte – etwas, was heute vielen Jungen fehlt.
Der Weg in die Gastronomie
Rauch, der seit über 40 Jahren in der Gastronomie tätig ist, davon 30 Jahre selbstständig, hat sich international einen Namen gemacht. Zu Spitzenzeiten beschäftigte er um die 120 Mitarbeiter. Doch werfen wir einen Blick zurück in die Anfänge: Auf meine Frage, wie er denn in der Gastronomie landete, erfahre ich vom Abgänger der Handelsschule, dass ihm sein Bürojob beim Finanzamt zu eintönig wurde und er keine Perspektive darin sah. „Da es 1981 noch keine EU gab und ich unbedingt ins Ausland wollte, bot nur das Gastgewerbe Jobs um die Welt kennenzulernen. Seine Sporen verdient hatte er sich in vielen Ländern Europas, etwa in der Türkei, Griechenland, Italien oder Frankreich. Dem Globetrotter gefiel es, sich neue Sprachen anzueignen, vor allem italienisch, französisch und spanisch. Ebendort wurden die Weichen für seinen Werdegang gestellt und Rauch machte sein Hobby zum Beruf: Reisen und Feiern, gutes Essen und Trinken. In jungen Jahren trieb es ihn auf die See und so heuerte er auf einem Kreuzfahrtschiff an, auf dem er mehrere Jahre verbrachte und viel in der Welt herumgekommen ist – etwa Shanghai oder Australien waren Destinationen aus diesen Tagen.
Sonntags in der Sondi
Zurück in der alten Heimat hat Reinhard 1992 zusammen mit seinem Bruder Thomas Anton Rauch, der ebenfalls in der Welt umhergekommen ist, 1992 die Sonderbar an der Bärenkreuzung eröffnet, welche sich schnell einen Namen in der Alternativszene gemacht hat und für legendäre Partys und einzigartige Konzerte sonntagabends bekannt wurde. Rauch war es auch, der im Jahr 1997 die sog. „Sommerbar“ ins Leben rief – mit dem Ziel, die ausgestorbene Marktgasse mit Gästen und guten Drinks zu beleben. Nachdem die „Sondi“, wie sie von den Stammgästen liebevoll bezeichnet wurde, im Mai 2012 nach zwanzigjährigem Bestehen sprichwörtlich zu Grabe getragen wurde, ging es für Reinhard im Club weiter, der zunächst als Restaurant und Café diente. Dieser wurde mit zwei Hauben prämiert. Schön war auch, dass Rauch mit den anderen Gastronomen in der Stadt – allen voran Klaus Feurstein (Stone Club) oder Nani Mock (Bunt, Buntergrund) – keinen Konkurrenzkampf wie vielerorts anderswo, sondern eine wohlwollende Freundschaft pflegte. Die Krebserkrankung und der Tod von Klaus Feurstein hat auch bei ihm ein Umdenken verursacht.
Going to Ibiza
Der Pachtvertrag läuft Ende September aus und Rauch wird diesen nicht verlängern, denn dieser Dauerstress würde ihm der Körper nicht noch länger verzeihen. Auch wenn Reinhard Rauch bis dato sichtlich Freude am Beruf des Gastronomen hat, so wird ihm auch zukünftig nicht langweilig werden. „Ich bin gut vorbereitet“ sagt er und ist in Gedanken bereits in Mittel- und Südamerika, mit einer Ladung guter Bücher im Gepäck, die er noch lesen möchte. Die Gastroszene der Welt wird ihn auch zukünftig nicht loslassen, denn er ist stets an tollen Locations und Events interessiert. Als erstes Ziel nennt er die Hauptstadt Uruguays, Montevideo, die er bereisen möchte. Aber auch im Süden Europas, genauer gesagt auf der Baleareninsel Ibiza ist er ein gern gesehener Gast. Auch dort wird er wohl öfters anzutreffen sein. Also keine Rede von Pension oder Ruhestand – wer Reini kennt, der weiß, dass es bei ihm ein regelrechter Unruhestand werden wird. Vielleicht kauft er sich ein Weingut oder eröffnet eine Personalagentur, denn gutes Personal in der Gastroszene ist rar und kaum findbar. Ihm schwebt etwa vor, dass es dann dort auch Schulungen gibt. Was für ein Glück für zukünftige Gastronomen, vom Großmeister persönlich lernen zu können. Darüberhinaus hat er ja seinen Jungbrunnen an seiner Seite: Rauchs Freundin, eine Französin mit spanischen Wurzeln wird seine Reiselust an die schönsten Ecken und Enden der Welt bestärken und die beiden werden sicherlich viel Spaß zusammen haben. Doch zuvor will er es nach alter Manier krachen lassen: Das Line-Up für März im Rauch Club ist vielversprechend und international: DJ-Größen aus Berlin, Ibiza und Italien sind gebucht und das Team um Reinhard Rauch voller Vorfreude in den Startlöchern auf gute alter Club-Kultur für die Szene Feldkirchs.
Unvergessliche Partys
Wo auch immer Reinhard Rauchs Reisen hingehen werden, eines ist gewiss: Ohne die Rauch Brüder – und ganz besonders Reinis stetiger Weiterentwicklung – hätte es in Feldkirch keine richtige Clubszene gegeben und es gäbe für sehr viele nicht so schöne Erinnerungen und Erlebnisse an unvergessliche Partys, Sondersongcomposts, Love-is-in-the-Air-Clubbings und so fort. Vielen Dank für alles Reini und alles Gute für deinen bevorstehenden Unruhestand – du hast ihn dir richtig verdient!