von Lydia Gaßner
„Woasch am Wochanend isch dr Funka!“
„Was ist ein Funka? I kenn nur ‚Funke Funke, kleiner Stern…‘“
Meinem vorarlbergischen gebürtigen Gegenüber fällt die rotfleckige halb rasierte Kinnlade herunter und sieht mich mit großen Augen an. Wie ist das wohl möglich? Da reist an einem frühen Faschingsmorgen des 28. Februars 2006 so ein rothaariges zerzaustes Schneewittchen mit ihrem grünen Lack-Handtäschlein vom New Yorker und ihren roten gläsernen Schuhen von Deichmann zu den kleinen Zwergen hinter den 7 Bergen. Hinter dem Arlberg erscheint sie, wo das mit der zweiten Lautverschiebung etwas verschwitzt wurde und das Mittelhochdeutsch noch immer irgendwie und so, aber ohne Zirkumflex, aber doch alles sehr nasàl.. Und wo die Bräuche und Regeln auch alle etwas anders laufen.
Schon beim Ausruf „Do kunt a Guggermusi!!“ flippen die Eingeborenen aus und springen auf die Bierbänke, werfen Sachen umher, reißen sich ihre Kleider vom Leib und klatschen auf ihre nackten Bäuche (so oder so ähnlich habe ich es in Erinnerung). Ein fast interessanter Anblick für das Wittchen. Ihr kleines Frauengehirn, das eigentlich konzipiert wurde, um gleiche Socken zu finden und wissen müsste, bei welcher Temperatur am besten die Schokoladenglasur über die dreistöckige Torte, natürlich mit fettarmer Butter gemacht wegen den Kalorien und so, gegossen werden sollte, wird nun mit seltsamen Verhalten und Namen wie Guggermusi, Funka, St. Gallner (bisschen perverse lange Knacker, dem männlichen Geschlechtsteil nachempfunden) und Sch’aaner Ried gefüllt. Das hätte die heute 85 jährige Walentina Tereschkowa wohl nicht brauchen können, und das Wittchen hätte mit Michael Bernd Schmidt wohl eher „MFG, Ich bin weg“ singen sollen.
„Jo, do wird dr Funka azündat. Die Hexe. Und Glühmoscht, St. Gallner und Funkaküachle gibt‘s…“…
„In der Fastenzeit!!!?“
Ungläubig kaut das Schneewittchen ihren Münsch-Krapfen und zerschneidet das Münsch-Törtle.
„Die Hexe wird doch heute am Faschingsdienstag verbrennt! Des schaut euch wieder ähnlich. Da wird die Fastenzeit etwas unterbrochen, damit sie dann doch nicht 40 Tage dauert…“
Und dass die Funkenküachle auch eigentlich nur Bauernkrapfen sind und dass beim Funken wiedermal haufenweiße Kohle mithilfe von Raketen in die Luft geballert werden, quasi eh wie auch manch größenwahnsinnige Eigenbrödler ein bisschen Herrscher und Gott in der Welt sein möchte, und dass es beim Funken ganz wichtig ist, nicht in der Richtung des Windes zu sitzen – da wird es ungemütlich. Das brennt dann ungemein in den Augen. Und dass der gepanschte Glühmost, der schon einem das Kopfweh für den nächsten Morgen direkt ins Gesicht schreit, und die St. Gallner doch schon sehr heiß ist und die Handschuhe dann doch noch nützlich sind – das alles wird das rothaarige Schneewittchen noch feststellen.
In diesem Sinne wünscht die SUSI noch einen schönen Funkensonntag!