Adi der Antikatholik: Das Bild der Frau im Neuen Testament und in der Theologie

© Bandi Koeck

Es gibt massenweise evangelische und katholische Literatur über die Entstehung der Bibel, über Texteinschübe, über Eliminierung ganzer Evangelien, über Fälschungen, über Falschübersetzungen. In diesem Sammelsurium von Ideen aus verschiedensten Zeiten stehen über dreihundert konträre und kontradiktorische Aussagen, für Exegeten ist dies eine Selbstverständlichkeit. Der Theologe  Walter-Jörg  Langbein beschreibt in seinem Lexikon der Irrtümer (350 Seiten) die vielen Widersprüche und zieht den frappierenden Schluss, die Bibel sei trotzdem wichtig, weil darin die Nächstenliebe vertreten werde. Über die Weite und Problematik des Begriffs Liebe nachzudenken kommt ihm offensichtlich nicht in den Sinn. Die Masse der Gläubigen allerdings wird in dem Glauben gelassen, in der Bibel das ewige, unverfälschte Wort Gottes vor sich zu haben.

Von Adi Untermarzoner

Wiederholt wird großspurig erklärt, die Bibel sei das meistgelesene Buch. Diese Behauptung ist eine reine PR-Lüge. Man frage einmal in seinem Bekanntenkreis, wer die Bibel gelesen hat.

Die Bibel ist auf Grund der vielen sich widersprechenden Aussagen wie ein Selbstbedienungsladen, wo jeder sich nimmt, was er gerade braucht. Daher ist zu bedenken, wenn hier frauenfeindliche Schriftstellen angegeben werden, dass es auch einige gibt, die ihnen teilweise widersprechen. Wichtig ist eigentlich nur, wozu diese angebliche Hl. Schrift geführt hat, was sie bewirkt hat und immer noch bewirkt.

Ob Jesus gelebt hat, ist nach Kriterien wissenschaftlicher Geschichtsschreibung  nicht nachweisbar. Solche Wanderprediger gab es damals zuhauf. So wie Jesus im NT dargestellt wird, und das ist die Realität, mit der man konfrontiert ist, war er ein Freund der Frauen. Nur seiner Mutter gegenüber verhielt er sich miserabel. Sein Verhalten gegenüber Frauen war für einen jüdischen Gesetzeslehrer  absolut unpassend. Zurzeit Jesu konnte eine Frau von ihrem Mann verstoßen werden,  wenn sie mit einem Mann auf der Straße sprach. Umgekehrt galt es als Schimpf für einen Rabbi, mit einer Frau auf der Straße zu sprechen.

Luk. 8, 1-3  Und es begab sich danach, dass er wanderte durch Städte und Dörfer und predigte und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren bei ihm sowie einige Frauen, die er von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte: Maria, genannt Magdalena, aus der sieben böse Geister ausgefahren waren; Johanna, die Gattin des Chusa, eines Statthalters von Herodes; Susanna und viele andere Frauen, die mit ihrem Vermögen für ihn sorgten.

Jesu Unbefangenheit den Frauen gegenüber fiel auch seinen Jüngern auf. Er bittet eine Samariterin am Brunnen, ihm zu trinken zu geben.  Joh. 4,27  „Und währenddem kamen seine Jünger, und sie verwunderten sich, dass er mit einer Frau sprach. Keiner jedoch sagte: Was willst du? oder: Was sprichst du mit ihr?“

Jesus war ein Freund der Frauen, der erste und fast zugleich schon der letzte Freund der Frauen  in der Kirche.  Deshalb muss man nicht gleich der stereotypen Meinung vieler Pseudokritiker der Kirche verfallen: „Jesus gut, Kirche schlecht.“

Der Vater der perversen christlichen Sexualmoral und der Abwertung der Frau ist der Apostel Paulus. Er führte die Diffamierung der Sexualität ein, die Zurücksetzung der Frau, die Geringschätzung der Ehe und die Verachtung des Leibes, des Fleisches. In seinen Attacken gegen die Lust sind immer die zur Lust verleitenden Frauen eingeschlossen. So wie dieser Mensch im NT dargestellt wird, muss er randvoll von sexuellen Komplexen gewesen sein.

In der Kirche haben sich vor allem dessen frauenfeindlichen Aussagen durchgesetzt. Es gibt  auch den folgenden Schriftstellen  widersprechende Bibelstellen, die hier nicht erwähnt werden, weil sie erst mit dem Auftreten der Frauenbewegung von sogenannten progressiven  Katholiken zur  Apologie  zitiert werden.

Röm. 7, 2  „Denn eine Frau, die unter einem Manne steht, ist durch das Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei vom Gesetz des Mannes.“

1 Kor.  11, 2 – 15 

Davon Vers 5  „Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder prophetisch redet, entehrt ihr Haupt; denn es ist ebenso, als wäre sie eine Geschorene.“  Diese Verse werden in den Bibeln oft mit Verschleierung der Frau überschrieben. Wenn auch nach moderner Exegese das falsch sei, hat sich die Forderung, dass Frauen im sakralen Bereich eine Kopfbedeckung tragen, bis weit ins zwanzigste Jahrhundert durchgesetzt.

1 Kor. 11, 7  „Der Mann soll sein Haupt nicht verhüllen, weil er Gottes Bild und Abglanz ist; die Frau aber ist des Mannes Abglanz.“

1 Kor. 11, 8  „Denn nicht der Mann kam aus der Frau, sondern die Frau aus dem Manne; auch ist der Mann nicht der Frau wegen erschaffen, sondern die Frau des Mannes wegen. Darum muss die Frau einen Schleier auf ihrem Haupte tragen der Engel wegen.“

1 Kor.14, 34   „Frauen sollen in der Versammlung schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es sagt.“

Eph, 5, 22  „Die Frauen seien den Männern untertan wie dem Herrn.“

Kol. 3, 18  „Ihr Frauen seid untertan euren Männern, wie es sich ziemt im Herrn.“

1 Tim. 5, 11-12  „Jüngere Witwen dagegen weise zurück; denn regt sich bei ihnen im Widerspruch zu Christus Sinnlichkeit, wollen sie heiraten, und sie laden sträfliche Schuld auf sich, wie sie die erste Treue gebrochen haben.“

Es gibt noch mehrere die Frauen herabsetzende Aussagen in der Heiligen Schrift, welche in früheren Artikeln angeführt wurden. Für dieses Thema ist vor allem noch einmal auf Offb. 14, 1 – 4 hinzuweisen,  wo von 144 000 Jungfräulichen die Rede ist, die sich mit Frauen nicht befleckt haben.

Den amtlichen, oft heilig gesprochenen Kirchenmännern, ist im Laufe der Kirchengeschichte ein unbefangener Umgang mit Frauen niemals gelungen. Ihre Beziehung zu Frauen war geprägt von einem sonderbaren Gemisch aus verklemmter Furcht, Misstrauen und Überheblichkeit. In der Kirche, gemeint ist natürlich die katholische, denn nach Ratzinger gibt es die evangelische nicht, erscheint die Frau von Anfang an nur als Hindernis der Vollkommenheit, als fleischliches, niedriges, den Mann verführendes Subjekt, als Eva und Sünderin schlechthin. Immer wieder berufen sich die Theologen auf die Bibel, auf die Bildung des Weibes aus dem Mann und seine Verführung durch das Weib, und machen es so zur Magd des Mannes, zur Erzeugerin von Sünde und Tod.

Kirchenvater Tertullian degradiert die Frau zur Einfallspforte des Teufels und gibt ihr die Schuld am Tod Jesu. Sie habe den Mann, das Ebenbild Gottes, zu  Boden geworfen und  wegen ihrer Schuld musste der Sohn Gottes sterben, und da komme es ihr noch in den Sinn, über ihren Rock Schmucksachen anzulegen. Frauen sollen nur Trauerkleidung tragen und  jungen  Mädchen befiehlt er, bei Gefahr des Verlustes der ewigen Seligkeit ihr so gefahrbringendes Antlitz zu verhüllen.

Eine maßgebende Bedeutung für die  Beziehung zu Frauen in der Kirche und damit im ganzen Abendland hatte der über alles gepriesene  heilige Kirchenlehrer Augustinus. Er erhielt sogar den Titel  „lumen  ecclesiae“ also Schmuck, Glanz, Leuchte der Kirche.  Er erklärt das Weib als minderwertiges Wesen, das Gott nicht nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Diese für die Frauen verheerenden Diffamierungen findet man bei nachfolgenden maßgeblichen Theologen immer wieder.  Nach diesem Kirchenlicht findet sich die rechte Ordnung nur da, wo der Mann befiehlt, die Frau gehorcht.

Kirchenlehrer Chrisostomos sieht die Weiber hauptsächlich dazu bestimmt, die Geilheit der Männer zu befriedigen.

Kirchenlehrer Hieronymus dekretiert: „Eine Frau, die sich nicht ihrem Mann unterwirft, der ihr Haupt ist,  begeht dasselbe Verbrechen wie ein Mann, der sich nicht seinem Haupt (Christus) unterwirft. Bei der Synode von Mâcon (585) verhandelte man die Frage, ob verdienstvolle Frauen bei der Auferstehung des Fleisches nicht zuerst in Männer verwandelt werden müssten, ehe sie das Paradies betreten könnten.

Thomas von Aquin (gest. 1274) ist die maßgebende Autorität überhaupt. Er ist der Fürst der Scholastik, Doctor angelicus, der engelhafte Lehrer, Patron aller katholischen Hochschulen und Schulen. Für ihn liegt der wesentliche Wert der Frau in ihrer Gebärfähigkeit und im hauswirtschaftlichen Nutzen. Die Unterordnung der Frau gehe hervor aus dem göttlichen Recht und dem Naturrecht. Die Frau sei körperlich und geistig minderwertiger, wobei ihre geistige Minderwertigkeit aus der körperlichen resultiere, genauer aus ihrem Feuchtigkeitsüberschuss und ihrer Untertemperatur. Sie sei geradezu ein Missgriff der Natur, eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann. Diesen inhumanen Unsinn hat  sich der Engelgleiche von Aristoteles abgeschrieben. Seine Schüler haben in den folgenden Jahrhunderten diesen Nonsens weitergelehrt. Massenweise findet man in der Theologie solch frauenfeindliche, absurde, heute einfach lächerlich erscheinende Literatur.

Wie mühselig und langwierig der Weg der Befreiung der Frau war und immer noch gegen den Widerstand der Kirche ist, wird noch eigens aufgezeigt.

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