Von Albert Wittwer
In den Achtzigerjahren erkannten wir: Die Tätowierten, die Dauer-Kiffer, die nahtlos gebräunten Sonnenanbeter, die Unsteten und Wechsel-Liebhaber sind Spießer. Hingegen war kein Spießer: Wer seinen Kindern die Zähne putzte, im Unterricht und der Vorlesung mitschrieb, Vorschläge zur Verbesserung in seinem Unternehmen, seiner Arbeit machte, die Waschmaschine bedienen konnte, seiner Frau, seinem Mann, der Geliebten treu war.
Wie ist das heute?
Sind heute die Unbeirrten die Spießer? Jemand, der die Qualitätszeitungen und –Medien, die über ein Statut verfügen, liest, deren Redakteurinnen reale Personen sind, die einen Beruf erlernt haben? Bürger, die ihrem Landeshauptmann vertrauen, daß er im Sinne der Bevölkerung verwaltet? Leute, die sich freuen, daß die Bio-Abteilungen im Supermarkt immer größer werden und die trotzdem noch den Landwirt in zehn Kilometer Entfernung mit dem Fahrrad aufsuchen? Sind wir, die ohne Murren die Steuern zahlen und in der Ortsfeuerwehr mitmachen, die Spießer? Wenn wir ein Öffi-Abo kaufen und keinen SUV fahren? Wenn wir Ambiguität, Uneindeutigkeit, Widersprüchlichkeit aushalten, dennoch gesicherte Fakten (die gibt es) von Meinungen, Hypothesen unterscheiden können?
Oder muß man – um kein Spießer zu sein – im Metaverse eine Wohnung kaufen oder eine der zehn besten Alternativen zu „World Of WarCraft“ im Internet spielen, natürlich jeden Abend, jede Nacht? Ganz clever seine Ersparnisse in Kryptowährung anlegen. Täglich ein Selfie in Instagram posten? Oft über die Dummheit (immer die Dummheit der anderen) schimpfen? Einen dieser niedlichen kleinen Hunde, die seit den Lockdowns in größerer Zahl ihre Frauchen und Herrchen spazieren führen, abgöttisch lieben und mit Leckerbissen verwöhnen?
Auflösung:
Einen Hinweis erhalten wir durch das Lösen eines älteren Rätsels:
Wer oder was ist Schopenhauer:
a) indogermanischer Wurfspieß?
b) altdeutsches Trinkgefäß? oder
c) Philosoph des 19. Jahrhunderts?