Von Thomas Bertram
Die Antwort auf die Frage aus der Überschrift lautet natürlich überwiegend “Nein“. Mit genau dieser Einstellung, mit diesem Vorurteil, bin ich an den Spielfilm aus dem Jahr 2015, den es jetzt auf Amazon Prime für Mitglieder kostenlos zu streamen gibt, herangegangen. Und ich wurde sozusagen positiv enttäuscht. Der Film ist besser als befürchtet.
Er kann dem Original zwar nicht das Wasser reichen, aber er interpretiert diese Geschichte des „Transporters“, der mit klaren Regeln jeden Fahrauftrag erfüllt, anders, nicht etwa neu. Er setzt andere Akzente. Frank Martin (Ed Skrein) und sein Audi, seine wahnwitzigen Autostunts und Verfolgungsjagden, seine Skills im Nahkampf, das sind weiterhin tragende Elemente der Geschichte. Doch anstelle eines ihm letztlich wohlgesonnenen Kommissars gibt es hier einen Frank Martin Senior, gespielt von Ray Stevenson, der gerade in Rente geht und vorher angeblich als Evian-Vertreter tätig war, tatsächlich aber internationale Spionage betrieben und es faustdick hinter den Ohren hat.
Die Geschichte in Kurzform: eine Zwangsprostituierte dreht den Spieß um und rächt sich an ihren Bossen. Mit drei anderen Leidensgenossinnen beraubt sie einen nach dem anderen und sorgt für Misstrauen innerhalb der Hierarchie der russischen Mafia an der Cote d‘ Azur. Zuerst ist es nur ein Fahrauftrag für Frank, der dann aber seinen entführten Vater aus der Hand der Mädchen befreien muss, indem er einen weiteren Auftrag annehmen muss. So wird er immer tiefer in das Geschehen verstrickt um schließlich zwangsweise an der Seite der Mädchen zu stehen.
Was ist neu bzw. richtig gut?
Erstens: „Neu“ – Frank Martin steckt in einem Kampf richtig heftig Prügel ein und sieht danach auch ziemlich ramponiert aus. So ist Jason Statham nicht herumgelaufen. Seine Autos fahren schon intelligent selbst. Sein Vater redet ihm ins Gewissen Position zu beziehen. Es gibt eine Rahmenhandlung außerhalb des Universums von Frank und der strahlende Held ist er am Schluss auch nicht.
Zweitens: „Richtig gut“ – Hier ist an erster Stelle die wahnwitzige Verfolgungsjagd auf dem Flugplatz zu nennen, wo Frank zunächst seinen Vater und eines der Mädchen aus einem schnell fahrenden Flugzeug evakuiert um danach seinen Audi in eine Fluggastbrücke zu katapultieren und mit (!) dem Auto durch die Gänge des Flughafengebäudes zu flüchten. Der Stunt, mit dem der letzte verbliebene Bösewicht aus seinem Auto geworfen wird, ist auch nicht von schlechten Eltern. Dazu kommt die Wandlung seines Vaters vom Gefangenen, angeblich Vergifteten zum freiwilligen und kompetenten Mitstreiter für die Sache der Frauen. Da ist er seinem Sohn ein gutes Stück weit voraus.
Zusammengefasst: es gibt also viele gute Einzelheiten, die den Film sehenswert machen. Er ist nicht schlechter als die Fortsetzungen des Original „The Transporter“. An das Original kann er nicht heranreichen, weil er -in bester Absicht zwar, aber „Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht“- versucht zu viel zu kopieren. Immerhin hat er durch die Figur seines Vaters und den Schluss Potenzial für Fortsetzungen, die vielleicht die Grundidee stärker variieren.