Der Tag des 1. Mai wurde in Österreich nach dem Ende des 2. Weltkriegs zum Staatsfeiertag erklärt. Von diesem Zeitpunkt an konnte das Österreichische Arbeitervolk einen Tag im Kalender markieren, an dem das aktive Arbeiten zur Nebensache wird, aber dafür die Arbeitergemeinschaft in den Mittelpunkt rückt. Deshalb trägt dieser Feiertag den Namen „Tag der Arbeit“. An diesem Tag finden im ganzen Land Maiaufmärsche statt. Nebenbei werden noch andere Traditionen gefeiert.
In Österreich ist der 1. Mai seit 1919 offizieller „Ruhe- und Festtag“. Die erste Massendemonstration fand bereits in 1856 in Australien statt, erst 1890 wurde er weltweit mit Streiks und Demonstrationen begannen. Die Nationalsozialisten hatten den 1. Mai 1933 als „Feiertag der nationalen Arbeit“ vereinnahmt und führten dies mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich auch hier ein.
©Karl Gruber Owner my family photo after 1962 – Eigenes Werk
In der bäuerlichen Welt war der 1. Mai außerdem ein Termin für Wechsel und Neueinstellung von Mägden und Knechten. Der Wonnemonat Mai wird mit den schönsten Frühlingstagen in Verbindung gebracht, die Natur blüht und gedeiht intensiv. Schon lange vor den „Protest- und Gedenktag“ wurde der 1. Mai als Gedenktag der Heiligen Walburga, einer englischen Äbtissin des 8. Jh. gewidmet. Spätestens seit Goethes Faust ist die Nacht davor als Hexennacht bekannt. In manchen Gegenden steckten die Mägde, die in dieser Nacht Haus, Hof und Stall reinigten, Besen, Gabeln, Schaufeln und Rechen verkehrt herum – mit den Spitzen nach oben gerichtet – in die Erde, damit sich die Hexen, wenn sie durch den Kamin kamen, darin verhängen sollten.
Doch nicht nur die Hexen trieben in dieser Unruhenacht ihre Späße, sie war auch beliebt für die Ausübung von Rügebräuchen. Missliebigen Frauen wurden dürre Äste mit Strohbändern als Schandmal vor das Fenster gesetzt oder Häcksel vor das Tor gestreut. Unordentliche Bauern fanden ihre Arbeitsgeräte am nächsten Morgen oftmals auf Dächern und Bäumen wieder. Traditionsgemäß wird in dieser Nacht auch der Maibaum, eine hochgewachsene Tanne, Fichte oder Lärche, gefällt und aufgestellt. Mancherorts war es Brauch, dass der Maibaum um Mitternacht noch frisch im Walde stehen musste und erst beim Morgengrauen gehauen wurde.
Auch in Österreich, und mittlerweile auch in Vorarlberg, ist es üblich, am Vorabend des 1. Mai auf dem Dorfplatz einen Maibaum als Fruchtbarkeitssymbol zu errichten. Maibaumkraxeln, das Stehlen des Maibaumes oder Maiumzüge mit Blaskapellen sind in den meisten Regionen Österreichs lebendige Bräuche.
Beim Maibaumstehlen gibt es klare Regeln: Dieser darf ausschließlich in der Nacht gestohlen werden. Der Diebstahl darf nicht von Maibaumwächtern entdeckt werden. Widersetzt sich der Dieb diesen Regeln, kann das mitunter zu einem Gerichtsprozess führen, wie ein Fall von 2009 zeigte. Dabei erstatteten die Bewacher Anzeige, da statt einer Handsäge eine Motorsäge verwendet wurde – die Richterin ließ jedoch Milde walten und die Bewacher mit einer Kiste Bier besänftigen. Beim Auslösen gestohlener Bäume wird über den Preis, der üblicherweise in Naturalien (Essen und Getränke) entrichtet wird, verhandelt.