Susis Gedankenwelt #119: Des Kaisers nackiges Kino

von Lydia Gaßner

„Mama, i woass wia ma a Baby kriagt!“

„Hä?“

„Do müasn a Frau und an Ma nackig nebaanander liega.“

„Und …..daaaaaaann?“

„Ja, und denn kriagt dia Frau a Baby. Sind du und da Papa oh nackig nebanander glega? “

„Mmh, möglich. Genau zwei Mal. Hast du vielleicht a Hausübung?“

Ich weiß nicht, liebe Leserinnen und Leser, ob ihr vielleicht meinen hervorragenden Ablenkversuch bemerkt habt, aber er hat funktioniert. Er hat funktioniert. Die Kleine sitzt mit ihrem rosaroten Plüschstift über ihr Blatt gebeugt, malt irgendwas mit Hexen und Walpurgisnacht und ihrer Bibi Blocksberg und hat offensichtlich das mit dem Nackig sein und „wie kommt da jetzt ein Baby in den Bauch“ vergessen.  

Glück gehabt mit den unangenehmen Fragen. Bisschen so wie beim Nackedei-Kaiser, der glaubt, er habe etwas an. Und sein kleiner Pimpi wedelt bei jedem Schritt freudig mit. Und nur der kleine Seppl in der ersten Reihe sieht es. Weil der sich wahrscheinlich auch gefragt hat, wie das denn genau funktionieren sollte mit den Teil. Und grad die jungen Burschen, die haben eh nur das eine im Kopf.

Kennen Sie überhaupt dieses Märchen vom H. C. – nicht der Strache – sondern vom leidenden Hypochonder Andersen, der anscheinend auch schwul gewesen sei, darum der nackte Alte im Märchen. Das wollte man ja irgendwie in seinen Texten und Märchen zwischen den Zeilen herausgefunden haben. Weil man ja sonst nichts Wichtigeres zu tun hat, völlig wurscht 200 Jahre später, wen der mochte. Die Experten. Genauso wie die Betrüger im Märchen, die gaben sich auch als Experten in ihrem Fach aus und ihnen wird blind geglaubt. Die sagen einfach was, und keiner denkt nach. Der König merkt, er kann den Stoff nicht sehen, will aber nicht dumm dastehen, aber da möcht man dann schon Mitleid haben mit dem Trottel. Das Volk, da will keiner die Wahrheit sagen, weil die Angst zu groß ist, eine auf den Deckel zu bekommen, quasi Gruppenzwang.

Keine Sorge, das kommt im echten Leben ständig vor, und das wird dann wieder verfilmt. Dann werden Geschichten wahr und Wahrheiten zu Geschichten. Und andersrum. Da weiß man dann nicht mehr so recht, kann der Spider Man das wirklich? Läuft der James Bond mitten durch ein Bombenfeuer hindurch ohne einen Kratzer? Muss stimmen!

Und wenn dann eine Frau vergewaltigt und umgebracht wird, oder einer am Bahnhof zusammengeschlagen wird, denkt man, man sitzt im Kino, weil in den kleinen Kopfhörern zufällig noch die passende Musik dazu läuft, mit voller Lautstärke, damit man ja nicht die letzten Hilfeschreie vom verbrennenden Kind hört. Da erscheint das Blaulicht vom Rettungswagen dann noch als Farbtherapie und Klangfeuerwerk. Mitgefilmt wird dann aber doch.

Wenn alle Bürgerinnen und Bürger nichts tun, dann kann das ja nicht mehr so schlimm sein, da ist keiner Schuld. Weil was zieht die denn einfach einen Rock an die blonde Kuh und was schaut der Schwarze denn so wie einer aus dem Urwald. Und mit der Angst kann man viele Menschen hemmen, da bewegt sich das Kaninchen nicht mehr und schwupp – schauts im Feuer wie ein Grillhenderl aus. Und mit Meinungen und Einstellungen in Gruppen kann ganz schnell eine Fehlentscheidung getroffen werden. Und schwupp – ist die Bombe schon wieder zu früh losgefetzt. Weil Machtgier und Angst vor Machtverlust führt zu irrationalem und risikoreichem Verhalten.

Nicht blind der Masse folgen, sondern für unsere Überzeugungen einzustehen. Wir sollten eingreifen und handeln, wenn wir die Notwendigkeit erkennen, lieber zu oft als einmal zu wenig, denn durch das Zeigen von Zivilcourage können wir das Leben und die Menschenwürde von betroffenen Personen schützen. Und das von Kaninchen.

In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen 1. Mai! Tag der Menschenwürde!

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