Mehr Bewerber als Ausbildungsplätze: Handwerksexperte verrät, wie das geht

Immer weniger junge Menschen ergreifen den Beruf des Handwerkers. Das liegt besonders am demografischen Wandel und am angekratzten Image der Branche. Gleichzeitig fordern Energiewende, Klimawandel und Digitalisierung Handwerker immer mehr. Folglich leiden sie unter zunehmendem Druck und sehen keinen Ausweg aus der Nachwuchskrise.

Tischler und Betriebswirt Sven Schöpker verrät den Gsi.News-Lesern, wie Handwerksbetriebe mit der richtigen Herangehensweise deutlich mehr Bewerbungen für offene Ausbildungsstellen erhalten. „Wir bekommen in unserer Tischlerei deutlich mehr Bewerbungen für eine Ausbildungsstelle, als wir annehmen können“. Im Gastbeitrag teilt der Experte seine Philosophie.

1. Unternehmensimage verändern

Dass die Handwerksbranche unter einem schlechten Image leidet, liegt vor allem daran, dass viele Betriebe nicht die Verantwortung bei sich selbst sehen. Dabei könnten sie dieser Entwicklung aktiv gegensteuern, indem sie mehr in ihre Auszubildenden investieren und ihnen den Beruf des Handwerks auf neue Weise vermitteln. Schließlich tragen die Lehrlinge die Qualität ihrer Ausbildung auch nach außen, was wiederum das eigene Unternehmensimage prägt.

2. In Azubis investieren

Betrieben ist oft nicht bewusst, dass ihr Unternehmenserfolg bereits bei den Azubis beginnt. Zufriedene Mitarbeiter bringen das Unternehmen nicht nur voran, sondern präsentieren es auch nach außen. Wer in seine Azubis investiert, ihnen einen Fahrplan für ihre Ausbildung an die Hand gibt und sie mit Wertschätzung durch die drei Jahre begleitet, gewinnt nicht nur ihre Treue, sondern langfristig eine Fachkraft, die man selbst ausgebildet hat.

3. Für das Handwerk begeistern

Schon kleine Kinder lieben es, Baumhäuser, Hütten und Höhlen zu bauen! Etwas selbst von Hand zu schaffen kann ein unglaubliches Erfolgserlebnis sein. Doch das muss den jungen Menschen von heute wieder nahegebracht werden. Handwerksbetrieben gelingt das, indem sie klare Konzepte für Lehrlinge entwickeln und ihnen Verantwortungsbereiche übertragen, auf die sie stolz sein können.

4. Auf Messen gehen

Besonders Berufswahlmessen sind für Betriebe, die nach Auszubildenden suchen, Gold wert! Hier können sie ihre Werte sichtbar in Szene setzen, sich von Wettbewerbern abheben und junge Menschen auf sich neugierig machen. Auch haben Unternehmen auf solchen Events die Chance, ihre Azubis für sich sprechen zu lassen, indem sie den Messestand betreuen und aktiv auf andere junge Talente zugehen.

5. Sichtbar auf sozialen Kanälen werden

Junge Menschen sollten dort abgeholt werden, wo sie sich größtenteils aufhalten. Und das sind heutzutage nun einmal Social Media Kanäle wie Facebook, Instagram & Co.! Betriebe, die in einer Zeit der Digitalisierung nicht auf sozialen Plattformen sichtbar sind, werden von potenziellen Kandidaten gar nicht erst wahrgenommen. Deshalb sollten Handwerker diese Chance nutzen!

Doch auch hier gilt: Gut Ding braucht Weile. Kontinuität und frühzeitige Planung sind auch bei diesen Maßnahmen entscheidend.

Über Sven Schöpker

Sven Schöpker ist Gründer der Architektur- und Handwerksunternehmung Raumfabrik. An den drei Standorten Münster, Düsseldorf und Norderney leitet er ein Team aus Architekten, Innenarchitekten und Handwerkern, die hochwertige Bau- und Umbauprojekte für Privatkunden in ganz Deutschland in einem einmaligen Konzept planen und umsetzen. Das vor 15 Jahren gegründete Netzwerk beschäftigt mittlerweile über 500 Mitarbeiter. Der gelernte Handwerker und studierte Betriebswirt hat das Handwerk in die Wiege gelegt bekommen und führt neben der Raumfabrik gemeinsam mit seinem Vater eine erfolgreiche mittelständige Tischlerei im Münsterland. Mittlerweile gibt er sein Wissen in Form von Vorträgen, Seminaren und Coachings an andere Betriebe weiter.

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