Von Thomas Bertram
Das Genre des Buddy-Movies ist noch längst nicht auserzählt, Hollywood und anderen Studios weltweit fallen immer wieder neue Varianten dieses Genres ein, in dem zwei Typen, die nicht zusammen passen, zusammen arbeiten müssen. In Killers Bodygard wird nun eine weitere Seite in diesem Filmkapitel geschrieben, ein international gesuchter Auftragsmörder, der aber gleichzeitig ein wesentlicher Zeuge für den internationalen Gerichtshof in Den Haag ist, benötigt einen Bodygard, um ihn sicher eben dorthin zu bringen. Denn in Interpol gibt es einen Maulwurf, der über alle Schritte der offiziellen Behörden Bescheid weiß. Natürlich kennen sich die beiden und sind sich spinnefeind.
Soweit die Ausgangslage; über den weiteren Inhalt des Filmes gibt es nicht mehr viel extra zu erzählen, das ergibt sich aus den folgenden Ausführungen.
„Spitze“ ist der Film, in so gut wie allem, was er zeigt. Zwei glänzend aufgelegte Hauptdarsteller, die ihre Rollen wirklich leben, sorgen permanent für gute Stimmung beim Zuschauer. Samuel Jackson ist der Killer Darius Kincaid und Ryan Reynolds ist sein Bodyguard Michael Bryce. Michael braucht für alles eine Struktur, er liebt Ordnung, Darius improvisiert und macht einfach was ihm gerade einfällt. Jack Lemmon und Walter Matthau lassen schön grüßen! Michael ist inzwischen längst nicht mehr ein Top-Bodyguard sondern muss zwielichtige Leute vor noch zwielichtigeren schützen – man sieht in der Retrospektive seine tolle Jagd durch ein Hochhaus voller Killer, die er alle ausschaltet aber nicht tötet, um dann seinen Auftraggeber sicher aus dem Haus zu begleiten.
Später im Film beschattet er Darius und räumt alle aus dem Weg, die ihm auflauern. Herrlich überdreht. Spannende, lange Verfolgungsjagden zu Wasser und zu Lande, auch kombiniert und jede Menge Ballerei runden diesen Actionfilm ab. Und bei allem kommt der Humor nicht zu kurz. Als sie auch ihr letztes Transportmittel verlieren, müssen sie per Anhalter weiter und landen in einem Bus voller Nonnen. Michael weiß nicht, was er tun soll, doch Kincaid reißt die Stimmung sofort an sich. Gemeinsam singend und schunkelnd erreichen sie den Hafen. Und an dieser Stelle wird es dann sogar ausgesprochen ernst, denn Darius hat offensichtlich einen gewissen Ehrenkodex: er tötet nur „böse Menschen“, während er Michael vorhält, dass er diese beschützt. Und fragt jetzt, wer von ihnen beiden eigentlich „der Böse“ ist. Da gibt es plötzlich Tiefgang.
Und eine eigenständige Erwähnung erhält Salma Hayek als inhaftierte Ehefrau von Darius, der nur um sie frei zu bekommen, mit den Behörden zusammenarbeitet. Ihr Auftritt ist einfach nur wunderbar, wie sie mit ihrer Mitinsassin umspringt, ist so aberwitzig, dass es den Ernst dieser Situation vollkommen überspielt. Wie sie sich den Untersuchungsbeamten präsentiert, hätte einen Oscar für die beste Nebenrolle verdient. Das müssen die Produzenten ähnlich gesehen haben, denn im zweiten Teil von 2021 bekommt sie eine weitaus größere Rolle zugespielt.
Nach so viel Lob – Was ist denn jetzt „grauenhaft“? Es ist die Geschichte, die nicht vorhandene Logik in beinahe jeder Episode. Ein Profikiller, der tatsächlich nur „böse“ Menschen tötet? Wer soll den denn anheuern? Ein Personenschützer, der mit monströsem Aufwand einen Wirtschaftsboss zum Flughafen geleitet? Wer kann das bezahlen? Nur Darius hat echte Beweise für die Schuld des Diktators, obwohl er doch dessen Auftrag gar nicht angenommen hat? Dieser abgesetzte Diktator (Gary Oldman – erneut in Hochform) hat immer noch so viele Freunde, Macht, Einfluss und Geld, dass er sich kleinere Armeen von Söldnern leisten kann, die überall auf Darius und Michael warten bzw. sie verfolgen? Und die brauchen ständig Nachschub, denn ihr Aderlass ist enorm. Das stimmt einfach hinten und vorne nicht. Und wieso weiß Interpol, dass der gesuchte Killer Darius stichhaltige Beweise gegen den Diktator hat? Und dann sperren sie seine Frau als Druckmittel ein? Um ihn zu einer Aussage zu bringen? Und das kann der Diktator nicht unterbinden?
Zusammengefasst: wer sich darauf einlassen kann, sein logisch arbeitendes Gehirn vorübergehend auszuschalten, wird wunderbar unterhalten. Und da auf Amazon Prime auch schon der zweite Teil aus dem Jahr 2021 zu sehen ist, wird man sich den gleich danach reinziehen. Zu sagen, dass der noch unlogischer ist, macht keinen Sinn. Immerhin werden hier mit Morgan Freeman als Adoptivvater und Mentor von Michael und Antonio Banderas als Bösewicht und Ex von Darius Frau zwei weitere Schwergewichte in tragende Nebenrollen eingebaut. Wobei Banderas dabei leider total floppt.