von Lydia Gaßner:
„I nimm da Rote!“
„Na, i will da Rote!“
„Dann nimm i da Grüne!“
„NAAAA, I NIMM DA GRÜNEEEEE!“
Guten Morgen, schönes Leben, bist du auch schon aufgewacht? Meine Kinder Chip und Chap sind es schon längst und sind schon voll in Fahrt, ihr biologisches Steinzeitniveau mit Stein und Geschrei auszuleben. Die „Meins-Phase“, die geschwisterliche Rivalität. Jippi! Während ich das Frühstück richte, kämpfen meine Kinder um … irgendwas.
„Ich bringe dich um!“ – „Aber nicht, wenn ich dich vorher umbringe“…
Nein, so schlimm ist es nicht. Nicht so schlimm wie bei Kain und Abel, quasi Mord und Todschlag. Ich weiß nicht, ob Sie die Geschichte kennen, weil der Abel ist immer so scheißfreundlich und auch noch selbstlos, während der Kain doch eher ein kleiner Egoist, ein bisschen neidisch sei. Da muss der halt einfach weg, der freundliche Depp. Ratzfatz, Kain konnte halt nicht von einer TV-Nanny mit wertvollen Pädagogentipps erzogen werden. Bei Kleinkinder eher noch ganz normal das ganze Gezanke, bei Erwachsene mittlerweile sowieso erschreckend auch. Frage nicht. Wer teilt schon seinen Besitz? Und wer sieht gerne zu, wenn ein anderer Spaß hat. Das geht gar nicht, wenn der eine tolle Terrasse hat, brauche ich gleich ein ganzes Königreich. Scheiß auf die sieben Todsünden. Der Stärkere überlebt.
Da sitzt man wie ein dickköpfiger Kampfhahn mit stinkenden Eiern darauf, auf seinem Besitz, verreckt vor lauter Gier und Eifersucht, wie ein Gollum. Wer zahlt gerne Steuern, aber nützt selber jede soziale Quelle beim Mehrkindzuschlag und diversen Förderungen? Wer lässt da auf keinem Fall im Krankenhaus einen Motorradfahrer mit halb abgetrennten Gliedmaßen und Verbrennungen dritten Grades vor? Was ist das für ein Personal, schließlich hat man den Termin für die Fettabsaugung schon vor Monaten ausgemacht und der Motorradfahrer ist schon ein bisschen selber schuld, wenn der einem alten Capriofahrer ausweicht und durch die Leitplanke und so…
Aber schon klar. Evolution. Babys wollen nicht alleine gelassen werden und wachen alle Nase lang auf, damit sie von der wandernden Horde nicht vergessen werden. Sie wollen nicht alleine schlafen, um nicht schutzlos vom Säbelzahntiger gefressen zu werden und sie wollen ihren Besitz nicht teilen, weil sie größer Chancen haben, um zu überleben. Evolution, Instinkt.
Aber das gibt es ja super „sanfte“ Einschlaftipps, habe ich mitbekommen: Sperr das kleine 3 monatige Baby einfach die ganze Nacht ins kalte Zimmer und füttert es nicht mehr. Weil Körperwärme und zu viel Kuscheln, das geht gar nicht – außer mit dem Hund, weil der ja sonst jault, wenn er nicht bei Herrchen und Frauchen liegt. Das ist ja schließlich ein Rudeltier, das kleine süße Hündlein mit den Flöhen und den ganzen Zecken. Und das Baby, ja das muss es schon lernen, dass man ihm nicht immer hilft. Nach 3 Wochen schreit es dann eh nicht mehr – Überraschung – und spätestens mit 12 ist es verhaltensauffällig und bringt keinen geraden Satz zuammen. Komisch. Die Eltern haben doch immer alles für das Kind getan.
Wie auch immer, ich bin abgeschweift. Chip und Chap sind wieder ein Herz und eine Seele. Jetzt gibt es Frühstück.
„Du bist die Beste!“
„Du bist die Beste!“
Die SUSI wünscht einen schönen Sonntag!