von Lydia Gaßner:
„Wieso muss i des IMMER des macha? Du muast des NIE!“
„Pft! I mach des ständig!“
„Es han i nu nia gseha!“
„Du, do vorn isch grün!“
„Farsch du jetzt oder fahr jetzt i?“
Ja, klingelts bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Das mit dem NIE und IMMER und STÄNDIG und DAUERND, diese schönen Adverbien? Dass man NIE mal schön essen geht mit der Frau. Dass man NIE im Haushalt hilft, dass man IMMER nur in derselben Kneipe sitzt? Dass man IMMER nur am Nörgeln ist? Dieser Schulz von Thun – Kommunikationsheini? Kennen sie den?
Sender und Empfänger? Appell und Sachebene? Immer Ich-Botschaften senden? Na? Auch was in der Richtung jahrelang studiert und durchgeplagt oder sogar ein Eheseminar mal gemacht? Ganz wichtig, braucht man.
Während die Fetzen schon fliegen, der Fernseher vom dritten Stock freiwillig springt: Zeigefinger nach oben und schreien „DUUUU SENDEST DU-BOTSCHAFTEN! Achte auf das KOMMUNIKATIONSQUADRAAAAAAT!“ Und schon ist die zivilisierte Gesprächskultur wieder hergestellt. Easy – Tschisi! Der war schließlich auch zweimal verheiratet, der Friedemann. Der weiß, von was er spricht.
Während ich es nun für sinnvoll erachte, dass meine Tochter nun schon selber ihre sieben Zwetschen für den Badenachmittag einpacken muss – darf – kann, quasi ein bisschen Modalverben verwenden und quasi ein bisschen eigenständig werden, steht sie da, stemmt ihre Hände in die Hüften, reckt ihren noch nicht vorhanden Busen in die Höhe und versucht nun ihrem Empfänger auf der Beziehungsebene emotionale Signale zu senden. Oder mit anderen Worten, sie ist übernächtig, saugrantig und hat einfach keine Lust und ich soll ihr den Deppen spielen.
Aber der Sommer ist schon wieder da, schwupp di wupp. Nach zwei Tagen Weltuntergang, Horror und Armageddon – das halbe Unterland schon weggeschwemmt, das muss was heißen – lächelte die Sonne wieder von oben als ob nichts gewesen wäre. Diese Sau! Ein Zeichen von oben war das. Die wollten eindeutig zur Schweiz, die Unterländer, oder halt mal die Versicherungsprämie abkassieren oder man mag sie einfach nicht und sie gehören weg. Die Feuerwehr war fest daran beteiligt (vielen Dank!), die Flüchtlinge und Nachbarn natürlich auch, frage nicht. Im Dauereinsatz. Und dann natürlich bei Anruf heißt es bitte warten. Wo sind sie, die ganzen Freiwilligen? Jetzt ist nämlich Herr Anzug und Frau Luis Vuitton Täschchen froh, wenn ihr Marmoreingang nicht mit diesem grässlichen billigen Schlamm vom Nachbars drittbesten Humus bedeckt wird. Gärtner Diego ist froh um jeden Tropfen, den er nicht selber gießen muss. Manch ein Christ ist schon an einer Arche dran, ein anderer paddelt mit seinem Stand-Up-Paddel zum Bäck‘ ums Eck, weil a frisches Brötle doch am besten schmeckt. Volles Risiko. Klar. Die Mitglieder des inneren Teams finden das sicher nicht so toll und auch der Paddler wurde zum Teufel, weil auch wenn die Bude unter Wasser steht, ein Semmile werden die Waschlappen doch noch herkriegen. Schließlich verlieren sie wertvolle Kundschaft. Immer in Ich-Botschaft Freundchen!
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Sonntag!