von Lydia Gaßner:
“Entschuldigen Sie, i möcht jo ned lästig si, AAAABEEEEEER…“
Sie sind schon lästig! SIE s-i-n-d e-s s-c-h-o-n! Egal was jetzt kommt.
Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, liebe Leserinnen und Leser, aber wenn einer am Nebentisch schon so früh am Morgen mit einer lächerlichen Frisur einem doof ins Gesicht schaut und mit einer bescheuerten Fragen kommt, ob Sie denn das Ei auch kalt bekommen haben und das Brot so hart sei, und ob Sie denn wissen, ob es gratis W-Lan gibt – dann wissen Sie bereits alles: Untervögelt, Großkotz, Schlauberger.
Die Frau daneben ebenfalls eine an der Birne, weil sonst wäre das ja gar nicht auszuhalten mit so einem halb Neandertaler. Da hast du als Frau keine Chance mehr, da kannst du noch so intelligent, schlau und schön sein als junges Ding – mit so einem an der Seite – zack – bist du mit 35 hinüber: Hängetitten, Zellulite und 30 Dioptrien- und am Scheideweg: Entweder färbe ich mir die Haare in Zukunft immer blond und bleibe blöd und ‘ne graue Maus oder geh ins Leben.
„I will jo ned störa, aba.. I bin ned kompliziert, aba…”
Ja. Sie wissen jetzt schon, dass Ihr weichgekochtes Ei und ihr Heferlkaffee zum günstigen Sonderpreis von 36,90 € auch gleich mal kalt zu genießen sein wird, weil jetzt werden sie eine heiße Diskussion mit dem Schnösel beginnen können. Ob Sie wollen oder nicht. Da haben Sie keine Chance. Da können Sie dreimal mit der Gabel zum Mund fahren und wieder retour. Da wird sein gelerntes Repertoire hervorgeholt, alles natürlich jahrelang aus der Fernsehkochsendung gelernt. Super Truper Spitzenkoch. Kochen nicht als Mittel zum Zweck, um den Hunger zu stillen. Weil das wäre ja zu einfach, quasi einfach Reis und vor einer Mangelernährung ein paar gesunde Vitaminkapseln.
Nein. Kochen ist Unterhaltung und Wohlstand. Let me entertain you singt er wie der Robie Williams und tanzt Hüftschwingend seinen Wanderer durch den Raum zur nervösen Bedienung hin: Weil das Wiener Schnitzel nicht die Form eines U hat und das Salatblatt fehlt, auch ein bisschen Old-School Dekoration auf dem Teller sei. Und die Speisekarte hat dann doch zu wenig Auswahl und Tippfehler. Der Schlauberger hat selber noch keinen Topf von innen gesehen, aber weiß gleich, was in der Rindssuppe alles fehlt. Und er entscheidet sich, nächstes Mal wieder in sein alt bekanntes Lokal zu wechseln. Dort ist alles sensationell.
Da beißt er genüsslich in sein Schnitzelbrot. Beim Beiß‘l um’s Eck schmeckt das dann doch noch ausgezeichnet, auch wenn die 1970ger Bude im ABBA Style und Neuer Deutschen Welle ano dazumal mit Nena und Peter Maffays Facebook- Freundschaftsbänder immer noch gleich aussieht, die Menükarte verklebt ist und das Cordon bleu ranzig schmeckt. Obwohl es immer noch die erste Erdnussölflasche von seinem Erstkommunionsfeier ist und das Spiegelei vom Teller herunterrinnt. Aber keine Sorge: Es gibt gratis W-Lan.
In diesem Sinne wünscht die SUSI eine schönen Sonntag!