Von Thomas Bertram
Als 1999 Matrix in die Kinos kam, war das wie ein Erdbeben. Eine tolle Geschichte, nie zuvor gesehene Kamera- und Schnitttechniken und dahinter immer die lauernde Frage: Lebe ich / leben wir alle in der Realität oder in einem Traum?
Keanu Reeves wurde zum „Auserwählten“, der die Matrix durchschauen und dadurch quasi unbesiegbar durch sie hindurch marschieren konnte. Es folgten 2003 zwei mäßig intelligente Fortsetzungen, die noch ein wenig mehr mit der Technik spielten, dabei aber diese Kernfrage nach der Realität auf die Frage der „Bestimmung“ reduzierten. In der Erinnerung geblieben sind da eigentlich nur der Merowinger und die irrwitzige Verfolgungsjagd auf der Autobahn.
Und so war die Kinowelt zunächst überrascht und insgeheim auf ein grandioses Scheitern vorbereitet, als es dann 2021/22 einen 4. Teil geben sollte. Ein später 4. Teil nach einer Trilogie? Alien 4 und Terminator Genesis lassen grüßen. Während letzterer eher unter: „naja“ einzuordnen ist, war Alien 4 ja wirklich eine gelungene Geschichte mit einem guten Plot.
Und wie schlägt sich nun Matrix 4 „Resurrection“? Es gibt ein paar tatsächlich neue Ideen, die eine „Wiederauferstehung“ möglich machen. Neo ist wieder „Mr. Anderson“, arbeitet sehr erfolgreich in einer Firma, die Computerspiele programmiert, sein größter Erfolg sind die drei „Matrix“-Games. Hoppla, das ist doch mal was! Und in seinem Stammcafé verkehrt auch Tiffany, eine verheiratete Frau mit zwei Kindern, die aber von Carrie-Anne Moss gespielt wird, also von „Trinity“. Um seine immer mal wieder vorkommenden Wahrnehmungsstörungen besser in den Griff zu bekommen, hat er einen Therapeuten, der mit unendlicher Geduld mit ihm arbeitet. Dank der verordneten „blauen“ Pillen kommt er auch ganz gut zurecht. Und dann bekommt seine Firma von Warner Brothers (!!) den Auftrag, einen vierten Matrix-Teil zu produzieren. Und die Mitarbeiter flippen aus, nur Thomas Anderson (Neo) „is not amused“. Seine Flashbacks nehmen zu.
Und danach? Es wird geballert, was das Zeug hält, er schluckt die rote Pille, kommt wieder in die Stadt der echten Menschen ergänzt um jede Menge übergelaufener Maschinen, die von einer sehr alten Niobe (eine ebenfalls steinalte Jada P. Smith) geleitet wird. Er will Trinity retten und … habe ich schon erwähnt, dass sehr viel geballert wird? Ach ja, und unterwegs entpuppen sich sein Chef und sein Therapeut als wesentliche Figuren der Matrix-Führung. Und der inzwischen uralte Merowinger und seine Handlanger haben einen neuen Auftritt. Warum die aber gegen Neo kämpfen, ist aus der Gesamtgeschichte nicht mehr ersichtlich. Unterm Strich ist das aber auch völlig irrelevant, weil der Film sowieso einfach jeden roten Faden erfolgreich umschifft und damit unterm Strich vielleicht ein kleiner finanzieller Erfolg war, aber seinem Anspruch nicht gerecht wird.