Die beiden Liechtensteiner Slapstick-Meister Beck und Biedermann spielen „Faust. Eine Tragödie“. Die Premiere im TAK in Schaan hat begeistert. Dem deutschen Urheber hätte die Adaption wohl ziemlich den Verstand geraubt.
Von Bandi Koeck
Eines gleich vorweg: Die Bezeichnung „Kabarett“ ist bei dem Stück recht irreführend. Aber welchem Genre kann man das Dargebotene zuordnen? Wohl einem humoristischen Bühnenstück. Und nein, bei Thomas Beck ist nicht der bekannte Fussballspieler gemeint, sondern der begnadete Schauspieler. Zusammen mit dem leidenschaftlichen Realschullehrer Nicolas Biedermann wollen sie es endgültig wissen, denn sie wagen sich an wahrlich harten Tobak, an ganz grosses Theater. Niemand geringeres als Johann Wolfgang von Goethe hat diese Weltliteratur verfasst, mit der sich viele Jugendliche an höheren Schulen heute noch beschäftigen (müssen). Der Tragödie erster Teil – oder kurz Faust I – wurde 1808 veröffentlicht und greift die Geschichte des historischen Doktor Faustus auf, der mit Mephisto, dem mächtigen Teufel, einen Pakt schliesst. Der Text gilt als eines der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschsprachigen Literatur.
Reichlich viele Emotionen
Auf der TAK-Bühne stehen fünf weiße Türen und davor ein kleiner schwarzer Schemmel mit einem Plüschhund und zwei Reklambüchlein drauf. Das ist schon mal recht vielversprechend. Zu sanfter Musik stehen die beiden Akteure noch vor der Bühne und rezitieren die erste Seite von insgesamt 135, was dann aber viereinhalb Stunden dauern würde. Biedermann wird dabei von Beck toujours unterbrochen. Sie streiten sich darum, ob der gute Goethe nun mit dem „von“ im Namen genannt werden soll oder eben nicht. Genau genommen sollte er, denn ab 1782 war das so im damaligen Deutschen Reich. Dass Biedermann im Alltag Lehrer ist, kommt immer wieder durch. Schulmeisterhaft will er seinen Schauspielkollegen, den er mit „Sie“ anspricht, ständig belehren und spart dabei nicht mit Tadel. Es folgt ein gelungener „Prolog im Himmel“, passend dazu der Soundtrack des Films „La Vita è Bella“. Nach der Szene auf der Mephisto auf Gott trifft, folgt eine weitere musikalische Einlage. Es wäre schön gewesen, wenn Beck und Biedermann hier selbst gesungen hätten. Kurz darauf verlässt Nicolas Biedermann wutentbrannt die Bühne. Beck wirkt verzweifelt und es überkommt ihn anschliessend auch die Wut. Er schmeisst den unschuldigen Plüschhund nach ihm. Als Wurfgegenstand zu dienen ist wohl auch die Bestimmung des kleinen Kuscheltiers auf der Bühne.
Irrwitziger Schlagabtausch
Nun spielt Thomas Beck eine ganze Weile solo auf der Bühne und greift dabei tief in seinen immensen Fundus an kongenialer Mimik, Gestik, Pantomime und Gibberisch. Das Publikum zerfetzt es fast vor Lachen. Dann kommt Biedermann zurück, ernst wie eh und je und sichtlich angefressen auf seinen tollpatschigen Kumpanen. Ganz grosses Theater gibt es zu Falcos „Tanz Mephisto“, das nicht nur durch den dramaturgischen Spannungsbogen, sondern besonders durch die Choreografie zu überzeugen weiss. Fazit: Eine äusserst unterhaltsame „Alternativversion“ von Weltliteratur, die für Krimi-Fans genauso wie für Hypochonder mit Tierklinkenwahn gemeinsam erleben sollen. Und das Beste dabei: Das Stück macht mächtig Lust, Goethes Faust wieder zur Hand zu nehmen. Nach zehnmaligem Verbeugen der beiden recht unterschiedlichen Schauspieler liessen die Besucher zusammen mit Dramaturg Jan Sellke den Abend im TAK-Foyer gemütlich ausklingen.
Das Stück wird am 22. sowie 25. Oktober erneut im TAK aufgeführt.