Katar und die WM

sdr

Von Beatrice Längle-Hagen, MA, MA
Jugendbotschafter:in für UN-Kinderrechte und SDG

Das Gastgeber:innenland der Fußball WM 2022 bietet auf ganzer Länge Konfliktpotential.

Auf der einen Seite wurde die Transparenz des Wahlvorgangs kritisiert, auf der anderen Seite hinterfragt, ob Länder, die keine notwendige Infrastruktur besitzen, als Austragungsland überhaupt in Frage kommen sollten. Nur kurze Zeit später wurden Vorwürfe der schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen laut.

Wenn wir diese Fragen betrachten, erkennen wir, dass wir es hier mit aktuellen Debatten wie dem Kampf gegen Korruption, dem Problem des fortschreitenden Klimawandels und den Diskussionen über die Wahrung der Menschenrechte zu tun haben.

Es ist notwendig, dass die Menschenrechtsverletzungen in Katar verurteilt und Handlungen gefordert werden. Es ist unerlässlich, dass die Bedingungen der Arbeiter:innen, die für die WM im Einsatz sind, verbessert werden, doch nicht nur hier. Wenn Menschenrechte eingefordert werden, müssen diese global gelten. Das heißt für alle Menschen, also ebenso für jene, die unseren Wohlstand hier in Österreich mitgewährleisten. Zum Beispiel indem garantiert wird, dass sämtliche Fußballbezogenen Güter, all unsere Alltagskleidung, aber auch unsere Handys, mit denen wir die WM streamen können, in menschenwürdigen gerechten Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Und ich frage an dieser Stelle, können wir das?

Dies führt zum erwähnten Problem des Klimawandels. Dass in Zeiten wie diesen Stadien aus dem Nichts erbaut werden, ist klimatisch betrachtet katastrophal. Doch bedeutet dies im Umkehrschluss, dass nur noch Länder, die bereits ihre Stadien gebaut und Rohstoffe verbraucht haben, diese Events ausführen dürfen und einen Teil des westlichen Kuchens abbekommen? Oder sind es nicht wir, die wesentlich zum Klimawandel beigetragen und durch Kolonialisierung und Ausbeutung unseren Reichtum erhalten haben?

Es sind diese Fragen, die mich 2019 bei einem Praktikum an der österreichischen Botschaft in Katar verstehen ließen, dass wir unsere stereotypen Meinungen, z.B. dass Frauen in Katar ihre Abayas unfreiwillig tragen würden oder Alkohol überall auf der Welt getrunken gehöre, viel zu schnell auf andere Länder anwenden. Wir vergessen dabei, dass wir keine Hegemonie besitzen die Lebensweisen anderer Länder zu bestimmen.

Wir aus dem globalen Westen leben eine Lebensweise, an denen andere Länder teilhaben wollen. Und die Frage, ob es uns zusteht darüber zu entscheiden, welches Land Teil dieser Welt sein darf, sollten wir in Anbetracht der Tatsache, dass ein Großteil unserer Konsumgüter in anderen Ländern unter schwierigen menschlichen Bedingungen hergestellt wird, überdenken.

Menschenrechte müssen eingehalten werden, dies betone ich mit aller Vehemenz. Wir sollten die aktuelle Brisanz folglich nutzen, um die Agenda der Menschenreche auch bei uns wieder in den Fokus zu rücken.

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