Als der damalige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Paul Grosz, vor vielen Jahren gefragt wurde, was er von der Gründung eines Jüdischen Museums halte, stellte er eine bittere Gegenfrage: Ob Jüdinnen und Juden dort „wie ausgestopfte Indianer“ bestaunt werden sollten?
Weltweit gibt es heute über 120 jüdische Museen. Allerdings ist bereits die Definition des Adjektivs in ihren Namen keinesfalls einheitlich: Den einen gilt die Institution selbst als eine jüdische, für die anderen ist ihr Gegenstand das Judentum – aus verschiedensten Perspektiven. Für die einen ist das Adjektiv „jüdisch“ eindeutig, für die anderen ist es nicht nur mehrdeutig, sondern steckt gar voller Widersprüche.
Die Frage nach Definitionen und Perspektiven entscheidet maßgeblich über museale Inhalte und Praktiken – und damit auch über die Deutungshoheit des „Jüdischen“ in einer gesellschaftlichen Öffentlichkeit.
Die Ausstellung beleuchtet Geschichte und Gegenwart der Institution „Jüdisches Museum“, ihre Sammlungen und ihren Kanon – und reflektiert damit die drängende Frage nach ihrer gesellschaftlichen Rolle in der Zukunft.
- „Ausgestopfte Juden?“
- Geschichte, Gegenwart und Zukunft Jüdischer Museen
- 26. Juni 2022 bis 19. März 2023
- Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems
- in Kooperation mit dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Dresden und Herrnhut
- Kuratiert von Felicitas Heimann-Jelinek und Hannes Sulzenbacher