In unser neuen Serie „Wiki-Wows“ präsentieren wir unseren Lesern ausgewählte Schmankerln und wissenswerte Köstlichkeiten aus der Weltwissensseite Wikipedia. Den Auftakt macht die sog. „Tanganjika-Lachepidemie“.
Idee: Bandi Koeck
Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Lachen ist ansteckend. Zum Thema Lachen gibt es unzählige Weisheiten und auch eine Lachepidemie, welche im Jahr 1962 in Tanganjika, dem heutigen Tansania und Sansibar, auftrat. Mit den Lachanfällen, welche mehrere Monate andauerten, wurden unglaubliche tausend, meist junge Menschen „infiziert“. Dabei handelte es sich um nichts anderes als eine Massenhysterie, welche mit dem Jerusalem-Syndrom (im nächsten Teil zu lesen) Ähnlichkeiten besitzt.
Wie ist es dazu gekommen?
Drei Schülerinnen einer Mädchenschule aus Kashasha, welches am Westufer des Victoriasees liegt, brachen am 30. Januar 1962 in Lachen aus. Die drei Mädchen konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Innert kurzer Zeit wurden 95 der insgesamt 159 Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren davon angesteckt. Es artete dermassen aus, dass die Schule am 18. März geschlossen werden musste. Ein regulärer Betrieb war nicht mehr möglich. Als die Schule am 21. Mai wieder öffnete, waren noch immer 57 Schüler – jedoch keine Lehrer – betroffen, was zu einer erneuten Schließung Ende Juni führte.
Die zwischenzeitlich nach Hause geschickten Schüler sorgten für eine weitere Verbreitung der Lachanfälle. Zehn Tage nach der ersten Schließung der Schule in Kashasha kam die Epidemie auch im etwa 90 Kilometer entfernten Nshamba an, wo sich mehr als 200 weitere Personen ansteckten. Interessanterweise wurden mehrheitlich Schüler angesteckt. In der Regionshauptstadt Bukoba musste ebenfalls eine Schule geschlossen werden. Von dort breiteten sich die Lachanfälle ins 35 Kilometer entfernte Kanyangereka aus, wo weitere zwei Schulen für Jungen geschlossen werden mussten.
Die Lachepidemie übertrat sogar die Landesgrenzen nach Mbara ins benachbarte Uganda. Dort wurde im Februar 1962 ein Ausbruch festgestellt.
Im Zeitraum von sechs Monaten bis zwei Jahren breiteten sich die Lachanfälle in der gesamten Region aus und betrafen etwa tausend Personen. Allmählich klang das Phänomen wieder ab.
Welche Symptome wurden festgestellt?
Die Lachattacken wechselten sich mit Weinen, Schreien aber auch starken Angstzuständen ab und dauerten von wenigen Minuten bis hin zu einigen Stunden. Nach einer Pause begann das Prozedere meist von neu. Auch Gewaltausbrüche wurden festgestellt. Dies konnte bis zu 16 Tage lang andauern. Die hauptsächlich betroffenen Mädchen oder jungen Frauen zeigten dabei Symptompe von Angst, Schmerz sowie Ohnmachtsgefühle und hatten Atemprobleme. Bei den Betroffenen wurden geweitete Pupillen festgestellt. Erwachsene waren sehr selten betroffen. Es gab keine Todesfälle.
Welche Ursachen wurden festgestellt?
Die Betroffenen wurden nach möglichen Auslösern für die Epidemie untersucht. Blutuntersuchungen nach biochemischen oder bakteriologischen Ursachen brachten kein Ergebnis. Der Verdacht auf eine toxische Substanz in der Nahrung erwies sich als nicht zutreffend. Zudem fand die Ansteckung von einer Person auf die andere statt und ähnelte daher eher einer Virusinfektion. Währenddessen kursierten in der Bevölkerung Gerüchte um vergiftete Lebensmittel oder eine Verseuchung der Luft durch Atombombenexplosionen.
Christian F. Hempelmann, der die Vorgänge von 1962 im Jahr 2002 untersuchte, nennt als eine mögliche Ursache für die Massenhysterie den Stress der Schüler. Anscheinend wurde dieser durch die hohe Erwartungshaltung seitens von Lehrpersonen und Eltern verursacht. Dem vorangegangen war die gerade vollzogene Unabhängigkeit Tanganjikas im Dezember 1961.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tanganjika-Lachepidemie