Im ersten Halbjahr 2023 wird die Ordensniederlassung der Franziskaner Missionsschwestern, das Bernardaheim in Frastanz, geschlossen: Ein Besuch bei den Schwestern.
Wolfgang Ölz
Schwester Edelburga Meranern (92) hat einen Text als „Rückblick und dankbaren Abschied“ verfasst. Die Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf aus Frastanz sagen: „Ein Jahr geht wieder dem Ende zu und es ist immer eine Gelegenheit, dankbar zurückzublicken und hoffnungsvoll Ausschau zu halten.“ Seit 1969 wohnten und wirkten die Schwestern im Bernardaheim – Maria Ebene. Wo anfangs mehr als 30 Schwestern wohnten, leben heute ein Dutzend, meist ältere Schwestern.Zur Situation des Gebäudes schreibt Schwester Edelburga: „Das Gebäude weist große Mängel und erforderliche Reparaturen auf, die von der Gemeinschaft nicht zu finanzieren sind. Nach verschiedenen Überlegungen kamen die Schwestern zum Entschluss, dieses Haus als Kloster aufzulösen und einer sozialen, gemeinnützigen Weiterverwertung zu überlassen.“ Der Nachnutzer ist die Vogewosi, die vermutlich leistbare Wohneinheiten im jetzigen Bernardaheim errichten wird.Die nahe Zukunft der Schwestern skizziert die Schreiberin so: „Im St. Josefshaus in Gaißau bestand die Möglichkeit, mit Einbindung und Hilfe der Stiftung Liebenau, den Klosterteil durch Umbau an das bestehende Alters- und Pflegeheim anzuschließen. Auf diese Weise ist für die alten und kranken Schwestern gesorgt und es besteht die Möglichkeit, in einem kleineren Rahmen Gemeinsamkeit und Selbständigkeit zu pflegen.“
Kein leichter Abschied
„Der Abschied vom Bernardaheim fällt uns nicht leicht“, hält Schwester Edelburga fest. „Wir lebten gerne hier, waren mit den Nachbarn und Bewohnern der ganzen Parzelle Maria Ebene – Fellengatter herzlich verbunden. Jetzt drängt es uns, für die vielen Beweise des Wohlwollens, der Hilfeleistungen und des friedlichen Miteinanders zu danken.“ Die Freunde des Klosters spricht sie direkt an: „Gott begleite euer Tun in Freude und Gemeinsamkeit. Wir möchten auch weiterhin mit euch verbunden bleiben. Vergelt‘s Gott!, sagen die Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf.“
Weltweit 550 Schwestern
Sr. Margarita Rojas (58) gehört zu den jüngeren Schwestern im Bernardaheim und stammt aus Kolumbien, wo heute das Zentrum des weltweit 550 Schwestern zählenden Ordens ist. Die Ordensgründerin, die heilige Maria Bernarda Bütler, war mit sechs Mitschwestern aus Altstätten in der Schweiz 1888 nach Südamerika ausgewandert. Nach ihrem Tod am 19. Mai 1924 breitete sich der Orden weiter aus. 1995 wurde Maria Bernarda von Johannes Paul II. selig- und 2008 von Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Spiritualität der Armut
Ihre Spiritualität, die geprägt ist vom „Armen aus Assisi“, dem heiligen Franziskus, prägt bis heute das geistige Leben der Gemeinschaft. Der Einsatz für die Armen ist aktueller denn je, auch Papst Franziskus, dem die Missionsschwestern kirchenrechtlich wie jedem aktuellen
Papst direkt unterstehen, mahnt: „Hört den Ruf der Armen!“ Demgemäß sind in der Ordensregel Armut und Gemeinschaft, neben Gehorsam und Ehelosigkeit, besonders wichtig. Sr. Margarita Rojas sind zwei Aussprüche der Heiligen besonders ans Herz gewachsen: „Lass mich eine Botin Deiner Liebe und Barmherzigkeit sein und allen Menschen verkünden wie gut Du bist“ und „Das Evangelium ist mein Leitstern.“
Spiritueller Rückzugsort
Zeitweise war das Bernardaheim in Frastanz sogar Provinzhaus. Geistliche im Land nutzen die spirituelle Atmosphäre für persönliche Exerzitien. Schwestern in der Mission haben das Bernardaheim oft als Rückzugsort für ihren Heimaturlaub in Anspruch genommen. Heute teilt sich der Orden weltweit in drei Regionen auf. Die Region „Mutter Bernarda“ umfasst Ecuador, Kuba und Teile Kolumbiens, die Region „Santa Klara“ Afrika und Teile von Kolumbien sowie die Region „Santa Franziskus“ Brasilien, Bolivien und Chile. Die Generalleitung des Ordens befindet sich in Bogota, der Hauptstadt von Kolumbien. In Europa betreibt der Orden vor allem Altersheime, in Afrika Kindergärten und in Südamerika Schulen. Von der Niederlassung in Gaißau sind seit 1904 rund 300 europäische Schwestern nach Südamerika in die Mission gegangen. Deswegen auch die Bezeichnung des Vorarlberger Volksmundes als „Gaißauer Schwestern“.
Das Leben hingegeben
Wichtig ist es Oberin Sr. Rita Eugster zu betonen, dass die Türen der Klöster, und eben auch die des Bernardaheims, immer offen stehen. Die Benützung des Hauses, zuletzt zum Beispiel für die Sternsinger, ist ihnen ein besonderes Anliegen. Sr. Margarita Rojas fasst zusammen: „Die Schwestern haben ihr Leben für die Kirche hingegeben.“