Mit dem Tod eines geliebten Menschen stirbt immer ein Teil von uns selbst. Wie wichtig es ist, das Leben dennoch weiter zu leben, weiß Sonja Amann aus eigener Erfahrung. Ihr Mann starb vor zwei Jahren an COVID. Ihre verbindenden Momente über Audio-Files, damals aufgenommen für ihren Mann, halfen Sonja Amann dabei, zurück ins Leben zu finden. Sie ist heute stärker denn je und möchte gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Andreas Mühlmann über ihre BONDING MOMENTS Menschen in einsamen Situationen – gleich ob nach einem Tod, in Pflegeheimen oder auf Intensivstationen – helfen, verbindende Momente aufzubauen. Denn die Liebe bleibt.
Aus welchem Grund auch immer, um den Jahreswechsel sterben Jahr für Jahr besonders viele Menschen – denken wir nur an große Persönlichkeiten wie Papst Benedikt XVI., Christiane Hörbiger, kürzlich die noch viel zu junge Lisa Maria Presley, aber auch Personen aus unserem persönlichen Umfeld. Mit dem Tod eines geliebten Menschen stirbt auch ein Teil von uns selbst – besonders, wenn es eine Person aus der engsten Familie wie der Partner oder gar das eigene Kind war. So war es auch bei Sonja Amann, deren Mann Andreas Bartl im Dezember 2020 an den Folgen von COVID starb, nachdem er auf der Intensivstation wegen Lungenversagens in den Tiefschlaf gelegt wurde, und die Ärzte nichts mehr für ihn tun konnten.
Spannungsfeld zwischen Leben und Tod
Bereits als ihr Mann im Tiefschlaf lag, ist in Sonja Amann eine unendliche Leere entstanden, die ein enormes Spannungsfeld zwischen Leben und Tod auslöste. „Die Anspannung zwischen Hoffnung, dass er überlebt, und unendlicher Angst, dass er stirbt, war so unbeschreiblich groß“, erzählt Sonja Amann. Das Einzige, das ihr damals Halt gab, waren die Menschen um sie herum, vor allem ihre Kinder und Enkelkinder. COVID war stärker als Andreas Bartl. Sonja Amann saß nur wenige Meter von ihm entfernt im Wartebereich, als der Alarm ertönte. Sie wusste sofort, dass es ihr Mann war, der aus dem Leben gegangen war. Es entstand ein großer Nebel um sie herum. Auch den Arzt, der ihr Trost spenden wollte und ihr sagte, dass sie alles für ihn versuchte hatten, nahm sie nur vage wahr. Heute weiß sie, dass der Zustand, wenn plötzlich der Mensch gestorben ist und diese Anspannung weg ist, eine schräge Form der Erleichterung für sie war. „Es ist endlich die Entscheidung gefallen, die mich aus dem irren Spannungsfeld zwischen Leben und Tod rausholte“, so Sonja Amann, auch wenn es sie heute noch sehr bewegt.
Zurück ins Leben
Der Schritt zurück in den geliebten Rosenhof im Waldviertel, den sie mit ihrem Mann renovierte und umbaute, war nach seinem Tod für sie eine Katastrophe. Sonja Amann war unendlich wütend – auf ihren Mann und auf die Menschen in ihrem Umfeld, da deren Leben einfach weitergehen konnte. Sie jedoch musste ihr Leben komplett umstrukturieren und ihm neuen Sinn geben. Zurückblickend weiß sie, dass der Rosenhof sie gefordert und ihr somit geholfen hat, sich neu zu strukturieren und Routinen im Alltag aufzubauen. Nicht nur ihre Pferde, Hühner und Katzen wollten gefüttert und gepflegt werden. Auch sonst war für die Landwirtin am Hof sowie in ihrer Gemeinde, für die sie sich bis heute sozial sehr engagiert, viel zu tun. Heute spürt sie eine enorme Dankbarkeit, dass sie am Rosenhof leben darf. Was ihr neben ihrem Hof ganz besonders geholfen hat, zurück in ein freudvolles Leben zu finden, waren Bücher von Frauen, die wie sie ihren geliebten Partner verloren haben. Für deren Worte war sie so dankbar, da sie sich plötzlich „richtig“ und abgeholt fühlte. „Es kann niemand wirklich nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat“, so Amann. Daher möchte auch sie Menschen in einsamen Situationen helfen.
„Together“ verbindende Momente schaffen
Auf dem Weg zurück ins Leben tauchte im Kopf von Sonja Amann zum ersten Mal das Wort „Together“ auf. Sie spürte einen Arbeitsauftrag darin. „Ich habe immer gesagt, dass ich etwas für diese Welt zu geben habe“, erzählt Sonja Amann. „Der Tod meines Mannes hat mich gelehrt, dass es das Leben wert ist, so zu leben, wie ich bin. Dazu möchte ich auch andere dazu ermutigen und auf dem Weg dorthin unterstützen“.
Sonja Amann gründete 2022 mit dem langjährigen Freund der Familie und ihrem heutigen Geschäftspartner sowie Ton-Ingenieur Andreas Mühlmann TOGETHER.AUDIO. Mit ihren BONDING MOMENTS, einer Kombination aus gemeinsamen Geschichten, vertrauten Stimmen von Angehörigen und geliebter Musik als Audio-Files. Sie stellen das Gefühl der Verbundenheit und Nähe her und verstärken es, auch wenn man nicht (immer) bei dem geliebten Menschen sein kann. Die beiden entwickelten die Idee ihrer BONDING MOMENTS, als Sonja Amanns Mann auf der Intensivstation lag, um für ihn trotz Besuchsverbotes da zu sein. Die Liebe blieb bis heute.
Über TOGETHER.AUDIO
- TOGETHER.AUDIO wurde im Jahr 2022 von Sonja Amann, Landwirtin, Sprecherin, Coach und Andreas Mühlmann, Toningenieur und Entwickler, gegründet.
- TOGETHER.AUDIO komponiert gemeinsam mit Angehörigen verbindende Momente, um den befürchteten Verlust der Verbundenheit zu geliebten Menschen aufzuhalten. Mit der Lieblingsmusik des Betroffenen und durch Geschichten aus dem gemeinsamen Leben, erzählt von der vertrauten Stimme des Lieblingsmenschen, wird das Gefühl der Verbundenheit und Nähe für beide wieder hergestellt und verstärkt.
- TOGETHER.AUDIO eignet sich für den Einsatz an Menschen, die in den Tiefschlaf gelegt wurden, für an Demenz erkrankte Personen oder wenn man nicht rund um die Uhr für diese Person vor Ort sein kann.
- Unterstützt wird das Projekt von der Wirtschaftsagentur Wien, Echobell und Glücksaffe.
- Seit Ende 2022 kooperiert TOGETHER.AUDIO mit dem Klinikum Horn und dem Pflege- und Betreuungszentrum Wolkersdorf.
- Angehörige aus Graz können beim Lions Club Graz, Distrikt 114 Mitte, seit Jänner 2023 einen Antrag für eine Unterstützung für deren individuell aufgenommene Audio-Files stellen.
- Mehr unter https://www.together.audio/