Von Thomas Bertram
Er kann es nicht lassen
Bruce Campbell? Nie gehört? Dann macht es wenig Sinn, diese Rezension weiter zu lesen. Oder vielleicht doch und hier kommt ein wenig „Nachhilfe“. Bruce Campbell war 1981 der einzige Überlebende des Kultschockers: Tanz der Teufel. Dieser Film war sogar lange Zeit indiziert, bis ein oberstes Gericht beschied, dass „Zombies“ ja gar keine richtigen Menschen seien, wenn man diese also vor der Kamera zerstückelt, dann ist das kein Grund, den Film zu verbieten. FSK 18 bleibt, aber sonst: bitte sehr. Dieser Film hatte später diverse Fortsetzungen und immer war Bruce Campbell der Held. Filme, die sich mehr und mehr selbst zitierten und schon persiflierten. Eine recht gute Serie gab es ebenfalls und wieder mimte Bruce den Zombiekiller mit dem Kettensägenarm.
Und 2021, 40 Jahre später, steht dieser Bruce Campbell erneut vor der Kamera und ratet mal, worum es geht? Um Zombies! Doch er steht nicht nur vor der Kamera, er ist auch noch einer der beiden Produzenten. Worum geht es? Irgendetwas Außerirdisches kracht auf die Erde, rein zufällig am liebsten in große Kaufhäuser, infiziert dort Menschen, die sich verwandeln und selbst Jagd auf andere Menschen machen. Schlussendlich wollen sie alle zu einem großen Übermonster verschmelzen. Bruce ist der Filialleiter Jonathan eines großen Spielzeugladens, der um Mitternacht seine Pforten für einen Schnäppchenverkauf („Black Friday“) öffnen wird. Der Wahnsinn beginnt, doch bald übernehmen die Zombies das Regime. In diesem Geschäft sind anfangs die Preise, dann die Überlebenschancen „stark reduziert“, worauf der Untertitel des Filmes hinweist.
Das anfangs kaum dezimierte Personal versucht zu überleben und den Laden dicht zu machen. Doch da haben sie die Rechnung ohne ihre verwandelten Kunden gemacht. So lichten sich die Reihen. Jonathan ist hier nicht der große unbesiegbare Zombiekiller und Anführer, sondern einfach nur ein dummes A…-loch, das erst ganz zum Schluss aktiv in den Kampf einsteigt. Da hat sich Bruce Campbell eindrucksvoll fast vollständig von seiner alten Rolle getrennt. Die Hauptrolle spielt Devon Sawa als Ken, der Verkäufer, der sich selbst für unglaublich cool hält, dabei aber eine geschiedene Frau und zwei Kinder von seinem mickrigen Gehalt unterstützen muss.
Der Film hat eine grenzwertige FSK 16, denn an einigen Stellen wird es doch sehr drastisch, blutig und die Splatter-Effekte sind nicht von schlechten Eltern. Also bestimmt kein Film für jedermann. So richtig ernst nimmt sich der Film zum Glück nicht, etwa ein Drittel ist eher amüsant und ironisch.
Wer den Tanz der Teufel kennt und/oder Fortsetzungen kann sich diesen Streifen, den es gerade auf Amazon Prime zu sehen gibt, gerne anschauen Das Zombie-Genre wird hier nicht neu erfunden, aber insgesamt doch etwas anders interpretiert als die breite Masse dieser Filme. Und Bruce Campbell ist einfach Kult, das lebt er hier in neuer Rolle trefflich aus.