„Abr Mama!!! Abr Mama! Abr hüt isch doch gär ned Silvesch’dr, warum gibt’s hüt a Feuerwerk!?“
Völlig entsetzte, verklebte Blicke und verrotzte Nasen an mich gerichtet. Die Pollen und Grippedinger machen auch bei uns nicht halt. Ist etwa schon wieder Silvester?
„Nein, aber heute wird in Vorarlberg der Winter ausgetrieben.“
von Lydia Gaßner
… oder willkommen geheißen. So ganz genau weiß das Wetter momentan nicht, was es jetzt machen soll: Winter mit Schnee und Sturm und Eiseskälte oder Frühling mit Pollen und lästigem Vogelgeschrei um 5 Uhr am Morgen, oder doch mal ganz spontan 30 Grad und Saharafeinstaub. Die Erde könnte ja mal umdrehen. Und natürlich als Mama ist das auch ganz super: Schneestiefel und Wintermantel in den Keller, Schneestiefel und Wintermantel wieder ‘rauf. Bikinifigur und Frühlingsgefühle im Keller, Bikinifigur und Frühlingsgefühle wieder ‘rauf… Aber gut, auch als Mann muss man schließlich einen Grund haben, Sonntagvormittag zur Waschanlage fahren zu können und der Frau die Entscheidung, oder die Wahlmöglichkeit der gemeinsamen Haushaltsführung abzunehmen. „I würd ja scho gära s‘Bad putza, abr woasch eh… es passat e nia wia i‘s mach. Du machsch des ja so guat, des machsch du jo so gern. Und wenn i jetzt nit gang, bruch i bis Mittag mit minam Früahshoppa.“
Es hapert etwas mit dem Selbstwert bei Herr und vor allem Frau und auch beim Wetter und in der Welt, mit der Entscheidungskraft oder mit dem Durchsetzungsvermögen. Ned g’rad und ned krumm, eine gerade Kurve sollte es sein und ein viereckiger Kreis und natürlich soll die typische Rollenverteilung in vielen Bereichen eigentlich überhaupt nicht umverteilt werden. Ein bisschen Weaponized Incompetence – Strategische Inkompetenz. Ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt vorkommt, liebe Leserinnen und Leser? Ein bisschen extra dumm stellen, damit man es nicht machen soll. Und Frauen machen dann in ihrer Naivität und geglaubter Abhängigkeit mit. Ein bisschen Erpressen, damit man nicht seine Inkompetenz und Schwächen zeigen muss. Ein bisschen viel Arm und Armseligkeit und wenig zufrieden und Frieden, ein bisschen viel Krieg und Ignoranz und ein wenig Raketen und Feuer auch fürs Vergnügen.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Funkensonntag!