Polizeistatistik Vorarlberg: Zunahme an Straftaten – Internetkriminalität um 25 % gestiegen

Symbolbild. Urheberrecht: BMI/Gerd Pachauer

Gesamtkriminalität und Aufklärung

Die Sicherheitslage in Vorarlberg ist trotz einer Zunahme an Straftaten im Jahr 2022 weiterhin stabil. Die auffallende Zunahme der Deliktszahlen gegenüber dem Jahr 2021 ist insbesondere durch den Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben während der Coronazeit zu erklären.

Werden die Zahlen 2022 mit den Zahlen vor Ausbruch der Pandemie verglichen, ergibt sich ein lediglich leichter Zuwachs von 0,5 Prozent der Straftatenanzahl.

Gesamtkriminalität

GesamtkriminalitätStraftatenanzahlAnzahl geklärtAufklärungsquote
Jahr 201319 88711 39557,3 %
Jahr 201419 59511 40958,2 %
Jahr 201519 04410 92657,4 %
Jahr 201619 92612 28561,7 %
Jahr 201720 03712 01560,0 %
Jahr 201819 87512 69263,9 %
Jahr 201920 99013 50464,3 %
Jahr 202020 31912 63962,2 %
Jahr 202118 43711 67763,3 %
Jahr 202221 10312 96061,4 %
Veränderung z VJ14,5 %11,0 %-1,9 %-Punkte

Nach zwei pandemiegeprägten Jahren, in denen die Gesamtkriminalität zurückging, stieg 2022 die Zahl der Anzeigen im Vergleich zu jenen 18.437 des Vorjahres um 14,5 Prozent auf 21.103 Delikte an (2019: 20.990) Im Vergleich zum Vorpandemie-Niveau im Jahr 2019 stieg die Gesamtkriminalität im Jahr 2022 nur geringfügig um 0,5 Prozent an.

Die Aufklärungsquote ist um 1,9 Prozentpunkte auf 61,4 Prozent gesunken. Sie stellt im Bundesländervergleich weiterhin einen Spitzenwert dar. Die Aufklärungsquote weist bereits seit dem Jahre 2016 einen Wert von über 60 % auf.

15.190 Tatverdächtige konnten angezeigt werden, 13,6 Prozent mehr als bei den im Vorjahr angezeigten 13.373 (2019: 15.796).

Der Anteil der Tatverdächtigen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft erhöhte sich von 37,7 % im Jahr 2021 um 6,1 % Punkte auf 43,8 % im Jahr 2022. Die größte Gruppe fremder Tatverdächtiger stammte dabei aus Deutschland, gefolgt von der Türkei und Rumänien.

„Dass die Polizistinnen und Polizisten in Vorarlberg trotz der angespannten Personalsituation und teilweiser auch im Jahre 2022 pandemiebedingter Zusatzaufgaben weiterhin diese hohe Anzahl an Klärungen bewerkstelligen konnten, spricht für ihre professionelle und ambitionierte Einstellung zum Polizeiberuf. Ein großes Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen auf den Polizeidienststellen im ganzen Land für den hervorragenden Einsatz und das persönliche Engagement jedes einzelnen“, sagt Landespolizeidirektor Dr. Hans-Peter Ludescher.

Internetkriminalität

2022 ist auch die Internetkriminalität wieder gestiegen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Anzahl der Anzeigen beinahe versechsfacht. 2022 stieg die Anzahl der Anzeigen um 24,7 Prozent von 1.746 auf 2.178 Straftaten an (2019: 1.010). 415 Anzeigen entfielen dabei auf den Bereich Cybercrime im engeren Sinne, ein Plus von 30,5 Prozent zum Vorjahr mit 318 Anzeigen (2019: 161). Der Internetbetrug ist im Berichtsjahr ebenfalls gestiegen. Mit 1.223 Delikten wurden 20,1 Prozent mehr zur Anzeige gebracht als im Jahr 2021 mit 1.018 (2019: 692). Die Kriminalität mit Tatort Internet macht inzwischen mehr als 10 Prozent der Gesamtkriminalität in Vorarlberg aus.

Auffallend ist dabei auch wieder der Anstieg von Erpressungen im Internet um 49,2 Prozent. Beinahe jeden zweiten Tag wird bei der Polizei in Vorarlberg eine Erpressung über das Internet oder Soziale Medien angezeigt. Opfer sind dabei zumeist Männer, die sich gegenüber ihnen unbekannten Personen vor einer Kamera im Internet entkleiden und sich damit zu leichten Erpressungsopfern machen.

Gewaltkriminalität

4.067 Gewaltdelikte wurden 2022 angezeigt, eine Zunahme von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 3.817 Delikten in diesem Bereich.  (2019: 4.062). Dabei entfielen 1.061 Straftaten auf den Bereich Gewalt in der Privatsphäre (2021: 1.088, 2019: 927). Bei 65,3 Prozent der begangenen Gewaltdelikte ging der Tat eine Beziehung oder Bekanntschaft zwischen Täter und Opfer voraus (2.839 Täter-Opfer-Beziehungen).

Waren bei Gewaltdelikten Waffen im Spiel, so waren es auch 2022, wie schon in den Jahren zuvor, am häufigsten Stichwaffen (111 Fälle).

Im Berichtsjahr wurden vier vollendete Morde verzeichnet. 46 Anzeigen wegen Vergewaltigung wurden 2022 erstattet, eine Zunahme von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 43 Anzeigen (2019: 49). In Bezug auf das Delikt Vergewaltigung fällt auf, dass bei 46 Anzeigen nur in einem Fall vor der Tat keine Täter-Opfer-Beziehung bestand. Die Klärungsquote bei Vergewaltigungen ist mit 95,7 Prozent sehr hoch, wenngleich sie im Vorjahr noch bei 100 Prozent lag.

Gestiegen ist im Vergleich zum Vorjahr auch die Anzahl der angezeigten Raubdelikte: 53 Straftaten wurden 2022 angezeigt, im Vergleich zu den im Jahr 2021 angezeigten 38 Delikten ein Plus von 39,5 Prozent (2019: 58).

129-mal kam es im Jahr 2022 zu Gewaltdelikten gegen Beamte – ein Plus von 8,4 Prozent (2021: 119, 2019: 94).

Eigentumskriminalität

In den pandemiegeprägten Jahren konnte aufgrund der Beschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ein deutlicher Rückgang bei den Anzeigen wegen Eigentumsdelikten registriert werden. So wurden 2020 insgesamt 5.703 Eigentumsdelikte und 2021 insgesamt 4.417 Delikte angezeigt. Nachdem im vergangenen Berichtsjahr die Rückkehr zum normalen Leben stattfand, stiegen auch die Anzeigen wieder. 2022 wurden bei der Polizei in Vorarlberg 4.609 Anzeigen erstattet, ein Plus von 4,3 Prozent. Trotz des Anstiegs wurde das Niveau von 2019 nicht erreicht (2019: 5.860).

Bei den Einbruchsdiebstählen in Wohnhäuser und Wohnungen ergab sich 2022 ein Anstieg um 5,2 Prozent auf 122 Delikte (2021: 116). Das Vorpandemieniveau wurde aber auch bei den Einbrüchen in Wohnräumlichkeiten bei weitem nicht erreicht (2019: 178). Die Aufklärungsquote bei Einbruchsdiebstählen in Wohnräumlichkeiten ist mit 39,3 Prozent nirgendwo in Österreich so hoch, wie in Vorarlberg.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Kfz-Diebstahl ab. In den Pandemiejahren waren die Anzeigen rückläufig, bis sie 2022 um 22,2 Prozent von 27 auf 33 Delikte angestiegen sind. Trotzdem haben sie den Höchstwert der letzten zehn Jahre aus 2019 mit 50 erstatteten Anzeigen in diesem Bereich bei nicht erreicht. Gesunken ist hingegen die Anzahl von Taschen- und Trickdiebstählen. Im Berichtsjahr wurden 71 Delikte angezeigt, was im Vergleich zum Vorjahr bei 108 Delikten einen Rückgang von 34,3 Prozent bedeutet (2019: 211).

Suchtmittelkriminalität

Im Jahr 2022 wurden 1.781 Delikte nach dem Suchtmittelgesetz angezeigt, ein Plus von 10,6 Prozent im Vergleich zu den im Jahr 2021 erstatteten 1.610 Anzeigen (2019: 2.071)

Wirtschaftskriminalität

2022 ist die Wirtschaftskriminalität von 2.745 angezeigten Straftaten auf 2.820 angestiegen, ein leichtes Plus von 2,7 Prozent (2019: 2.681). Der Großteil der Fälle entfiel auf Betrugsdelikte (2022: 1.933). 50 Anzeigen wegen Sozialleistungsbetrug wurden im Jahr 2022 erstattet (2021: 102, 2019: 86). Nachdem die Anzeigen beim Trickbetrug in den pandemiegeprägten Jahren gesunken sind, stiegen sie 2022 um 93,4 Prozent von 121 auf 234 Delikte an (2019: 138). Die echten Wirtschaftsdelikte sind von 63 auf 44 Anzeigen im Jahr 2022 gesunken (2019: 94). Auch im Bereich der Urkundenkriminalität wurde ein Rückgang von 445 Anzeigen im Vorjahr auf 437 Anzeigen verzeichnet (2019: 464). Im Berichtsjahr wurden 100 Anzeigen wegen Delikten im Zusammenhang mit unbaren Zahlungsmitteln erstattet, ein Plus von 42,9 Prozent im Vergleich zu den 2021 erfassten 70 Anzeigen (2019: 92).

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