Susis Gedankenwelt #157: Erstens denkt man ander’s und dann kommt’s

Die kleine Bronchitis hustet mir ins Ohr: „Mama, könnan ma hüt ins Schwimmbad go?“

Der kleine Scharlach flüstert mir zu: „Ja, könnan ma hüt ge Bada go oder zum Spielplatz?”

von Lydia Gaßner:

Ja, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie es auch bemerkt? Die Wärme? Haben Sie es auch gerochen trotz Allergieschnupfen? Den Frühling? Den Grillgeruch? Haben Sie es schon gesehen? Die Schlange vorm Eisgeschäft? Haben Sie es auch? Das Bedürfnis, das Verlangen nach Sommer, Koffer packen, Bewegung, Lillet Wild Berry und Mango-Eis im Kolibri und Fortpflanzung im Hochbeet und Hüftschwung mit dem neuen Tinderdate und und und…. und dann BÄM – Alles anders gedacht und alle Pläne müssen über den Haufen geworfen werden:

Ein unerwartetes Bakterium nistet sich ein und dann kommt das viel zu helle Licht am Morgen, obwohl man eigentlich sich schon längst mit seinem Liebsten und so, und das nervige Vogelzwitschern, obwohl man eigentlich eine Ruhe haben möchte, weil der Kopf pocht, weil verkatert und verkühlt und auch natürlich hi und da und dort das eine oder andere Kind am Husten und am Jammern – und alle haben im Fieberwahn die grandiosesten Ideen vom Baden und Eis essen und Reisen und Partys und Ausflüge.

Und nun ist er da, der Herr Josefi und seine Arbeit und das am Sonntag, zum Leidwesen vieler Schülerinnen und Schüler (und vor allem für mich als Lehrer) geht uns da ein freier Tag durch die Lappen. Nix da mit Lücken in den Arbeitswochen bis zu den Sommerferien.

Gut, die, die einer richtigen Arbeit nachgehen, merken davon nichts. Wurde ja schließlich als Feiertag abgeschafft. Und wer sich da jetzt aufregt, ist selber schuld – hättest halt Lehrer werden müssen. Ein Traumjob schlecht hin mit Juli und August. Vom Rest des Jahres reden wir nicht, weil da tut man ja auch nicht viel, da gibt es ja auch noch massig Ferien und die Vorbereitungen nimmt man ja schon seit 15 Jahre lang, da lacht der kleine Justin und sein Pythagoras kniend in seinem rechten Winkel und das He-She-it geht über den Wolken.

Da hätte man jetzt wieder nach Finnland gehen sollen, oder nach Schweden, da mögen sie noch die Lehrer, quasi ein bisschen Stockholm Syndrom und da hätten gleich noch mehr den Stockholmer Appell unterschreiben sollen.

Aber gut, hätte es etwas gebracht? Aus Erfahrung klafft Vorstellung und Realität weit auseinander und meistens kommt es anders als man denkt und wenn die ersten Regentropfen herunterfallen und die Pollen weggeschwemmt werden, und man seine Lieblingssendung das ganze Wochenende durchsehen konnte, und wenn man den Typen dann doch in real Life zufällig über den Weg läuft – unattraktiv und schräg – dann kommt’s: Die Erkenntnis, dass es mal ganz gut war! Dann merkt man, es war gar nicht schlecht, zu Hause zu bleiben – Hand in Hand mit seinen lieben Grippevieren und meinen und ihren Spielsachen die Frühlingszeit genießen.

In diesem Sinne wünscht die SUSI noch einen schönen Sonntag!

Die mobile Version verlassen