„Leider Mama, dine Schnitzel schmeckn fast so guat wia dia vo dr‘ Oma.“
„Jo, oba nur fast, weil d’Oma,… weil d’Oma macht sie immer voll lecker. Voll geil!“
„W-W-WA..?!“
„Jo, und Mama kascht du üs denna zua schaua beim Barbie spiela, weil du kasch des so guat.“
von Lydia Gaßner:
Ja, danke, ganz lieb, ganz nett liebe Kinder. Ganz lieb! Sie können es dann schon, was viele Erwachsene nicht immer so graziös und souverän können: Dir eine reinwürgen und doch gleichzeitig Honig ums Maul schmieren und mega nett erscheinen. Von den Kleinen kann man noch lernen.
Aber ich weiß nicht, wie es bei Ihnen war liebe Leserinnen und Leser, aber als Kind hat es mir immer ganz sensationelle geschmeckt, das Schnitzel und der Kaiserschmarren mit den ganzen kleinen harten Rosinen am späten Abend, nach dem Spielen im Dreck und ganz klar bei jedem Wetter in der freien Natur – halt die Kindheit früher war ja immer sooo toll, und so blabla…. Alles mega alles supidupi.
Und jetzt beim Nachkochen („Du, Mama, bei der Rindsroulade, wie hast du da…“) stelle ich fest: Ne, das wird nicht so gut wie das Original. Ist es die Spucke von der Schwester und das alte Fleisch von damals, oder der Butter von der alten Kuhmilch, oder der alte verbrennte Topf, der mit seinen natürlichen Geschmacksaromen mit den jetzigen Fertiggerichten mithalten kann – oder ist es noch der richtige Kindeshunger ohne der ganzen Reiswaffelkacke dazwischen („Bis am Abend gibt es jetzt dann nichts mehr!“) und die Unbeschwertheit, dass es egal ist, ob die Kilos auf die Hüften wandern oder nicht? Wie auch immer.
Und vielleicht hat sie das Schnitzel gar nie selber gekocht, sondern beim Take Away vom Würstelstand bei der Tanke ums Eck geholt, frittiert im hundsalten Öl und das Kartoffelpüree war nur die Fertigmischung und statt dem Wasser nur der abgeschöpfte Rahm. Aber einfach zu geil geschmeckt, und wenn man mit der Gabel dann Spuren durch das Püree ziehen konnte und eine Erbse dazwischen zerdrücken konnte, und mit dem Ketchup alles verrühren…mmh…
Vielleicht gab es damals auch schon Fake-Essen und Fake-Fotos und Fake-Eltern und Fake-Meldungen, die heutzutage auf diversen Plattformen verbreitet sind. Und vielleicht waren die dürren Models von damals auch nur extrem geschminkt und die blauen Flecken gut abgedeckt, und vielleicht hat man damals auch auf den Familienfotos auch lachen müssen, weil man gewusst hat, danach gibt es vielleicht ein Eis und der Auszug der Kinder nähert sich mit jeder Geburtstagsfeier beim Fast Food Anbieter und das Kindergeschrei minimiert sich sich wie der Schweizer Zinseszins beim Kredit von dem Reihen-Doppelhaushälfte.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Sonntag, und eine gute Erholung von der Zeitumstellung.