„Jo, wos willsch jetza no do hinna?“
Mit hängenden Ohren und vollbepackten Händen trottet der Anabolika-Trottel hinter seine Königlichen Hoheit nach.
„Jo, luaga!….“
„Jo, du kofsch jo e nüt..”
„Jo, jo, aber luaga darf i scho noch.”
„Jo, oba du heasch jo scho voll viel Täschana….”
von Lydia Gaßner:
…….
Hinter mir macht es einen Rumpler.
Ich weiß nicht. Hat sie ihn erschlagen und hinten in hintersten Eck des Geschäftes auf dem Taschen-Wühltisch vergraben mit all dem bisherigen Eingekauften? Ich weiß es nicht.
Sie jedenfalls richtet sich auf, steckt ihre Sonnenbrille auf den Kopf, streift sich ihre Bluse wieder glatt, nimmt elegant ihre zick Tascheneinkäufe, schwingt sie mit gekonnter Bewegung über ihre Schulter und läuft mit blutunterlaufenen Augen und griesgrämigen Gesicht an mir vorbei. An ihren Mundwinkel hängt noch Speichel vom Zähnefletschen. Pullterrier mit Bit auf 180.
Ich schüttle das Gedankenkino aus meinem Kopf und konzentriere mich wieder auf meinen Einkauf. Irgendeine Sonnenbrille wird ja da wohl für mich dabei sein.
Ah, ne. Jetzt taucht er wieder auf. Er springt wie ein Pavian über die Kleiderständer, windet sich von Stange zu Stange, „Uahh, du weißt doch, wenn ich so lange warten muss, wird mir laaaaaaaaangweilig!“
Schreiend schwingt er sich mithilfe des an der Decke mit Stahlseilen herunterhängendem Verkaufsschildes hinüber zum Ausgang, rutscht über das Rolltreppengeländer abwärts und rennt schnurstracks in das kleine Eckcafe, in dem das Sportprogramm läuft. Auf der Couch liegend wird ihm ein Bier gebracht.
Die Passanten auf der Rolltreppe wurden dabei wie Kegel umgestoßen. Geschreie, Getöse. Menschen kullern rückwärts hinunter. Zähne und andere Utensilien verteilen sich im Foyér. Einem kleinen Kind wird die Hand im Rollsystem abgefräst und schließlich eingeklemmt. Vorbei ist’s mit der Virtuosenkarriere. Die Rolltreppe stoppt. Schreie klingen durch die Halle.
Klirrendes Glas ist zu hören. Ein kleiner zukünftiger Diener des Proletariats nutzte die Gunst der Stunde, schnappte sich die nächstbeste Obstschüssel und warf sie freudestrahlend gegen die Küchenutensilien. Gläser, Teller und Werkzeug fallen mit betörendem Lärm auf den Boden. Die Mutter schreit, schlägt mit ihrer Beton-Handtasche umgehend auf ihren verpeilten Ehemann ein. Dieser fällt sofort mit einem Nock-out zu Boden. Eine Blutlache. „Wie kannst du nur so dämlich sein und nicht auf unseren Sohn aufpassen. Was soll aus ihm einmal werden mit so einem Vorbild?“
Der Pavian kichert. Nächstes Mal darf er sicher zuhause bleiben.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Sonntag!