Pflegekräfte als entscheidende Träger im multiprofessionellen Versorgungsteam
Heute Freitag, am 12. Mai 2023, ist „Internationaler Tag der Pflege“. Der Geburtstag von Florence Nightingale, der Begründerin der professionellen Krankenpflege, wird traditionell gerne genutzt, um den Pflegefachkräften weltweit die gebührende Anerkennung und Wertschätzung auszusprechen. Zum anderen dient der Tag auch einer kritischen Zwischenbilanz. Tatsache ist: Der Bedarf an Pflegepersonal wird auch in den kommenden Jahren weiter stark zunehmen, immer mehr Menschen werden immer älter und die Generation der „Babyboomer“ geht in Pension. Die gesellschaftliche und fachliche Bedeutung von Pflegekräften im Versorgungsverbund lässt sich allein schon an ihrer Anzahl in den Landeskrankenhäusern ablesen, wo das Pflegepersonal längst die größte Berufsgruppe darstellt: Über 2.230 Pflegefachkräfte, also rund die Hälfte aller Spitalsmitarbeitenden, sind an den fünf Standorten beschäftigt.
Die Ausbildung im Pflegebereich in Vorarlberg trägt dem großen Bedarf Rechnung und hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend deutlich gewandelt. Die neue Pflegeschule Vorarlberg (pflegeschule-vorarlberg.at) bietet mit ihrer breiten Palette an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten eine moderne Grundlage für vielfältige Berufs- und Karrierefelder: „Die Vielseitigkeit des Pflegeberufs und die Teamorientierung machen ihn für mich persönlich so attraktiv“, bringt es der Pflegedirektor am LKH Bludenz, Herbert Keim, BSc MBA, auf den Punkt: „Im Pflegealltag arbeiten wir Hand in Hand mit anderen Berufsgruppen und können so das Wohlergehen der Patient:innen gewährleisten.“
Vielseitiges und erfüllendes Berufsfeld
In seiner langjährigen Laufbahn im Pflegebereich hat Herbert Keim „eine positive Entwicklung in der Kultur des Zusammenarbeitens im multiprofessionellen Versorgungsteam“ erlebt. Das trägt in seinen Augen entscheidend zur Qualität der Versorgung bei. „Mir ist besonders der Aspekt der Menschlichkeit im Pflegeberuf wichtig. Die Arbeit mit Menschen, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind, erfordert Empathie und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein.“ „Diesen hohen Anspruch haben wir in unserem genau definierten Pflegeverständnis auch schriftlich fest verankert“, betont Bernd Schelling, MSc MBA, Pflegedirektor am LKH Feldkirch. „Das garantiert beispielsweise, dass unsere Patient:innen Pflege in individuell angepasster Qualität und nach aktuellem Wissensstand erhalten. Wir achten darauf, dass unsere Arbeit als tragende Säule in der Gesundheitsversorgung wahrgenommen und anerkannt wird. Und es muss auch das Bestreben sein, gut auf unsere bestehenden Mitarbeitenden zu achten, um ihnen Bedingungen zu schaffen, mit denen sie ihre qualitativ hochwertige Arbeit verrichten können.“
Dass der Beruf äußerst erfüllend ist, bekräftigt Elke Kovatsch, MSc MBA, Pflegedirektorin am LKH Rankweil: „Menschen dabei zu unterstützen, ihre Selbständigkeit wiederzuerlangen oder mit einer Beeinträchtigung leben zu lernen, sie zu begleiten und für sie da zu sein in speziellen, meist emotionalen Momenten, das alles gibt dem Berufsleben einen Sinn.“ „Die Arbeit in der Pflege ist (m)eine Berufung“, fasst der Pflegedirektor der LKH Bregenz und Hohenems, Arno Geiger, MSc, zusammen. „Es ist ein Beruf mit viel Sicherheit, aber auch ein Beruf mit sehr vielen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten und nicht zuletzt ein Beruf mit äußerst interessanten Themenfeldern, die nie enden. Kurzum: Ein Beruf, der unendlich viele Möglichkeiten bieten kann.“ Und Mario Wölbitsch, MSc, der Direktor der Pflegeschule Vorarlberg, ergänzt: „Es gibt kaum einen anderen Beruf, in dem so viele verschiedene Arbeitsfelder zur Verfügung stehen: Ich kann im OP, auf Intensivstationen, in der Psychiatrie, im Pflegeheim, in einem Hospiz, auf einer Palliativstation, im Management, in der Ausbildung und in der Wissenschaft arbeiten. Außerdem gibt es fast nichts Schöneres, als Menschen in schwierigen Situationen und Krisen helfen zu dürfen.“
© Karin Nussbaumer
Ausbildung und Berufsbild entwickeln sich positiv
Wie in vielen anderen Berufsfeldern, werden derzeit auch in manchen Bereichen der Pflege Fachkräfte händeringend gesucht. Die Langezeitpflege betrifft in erster Linie den Bereich außerhalb der Spitäler, aber auch innerhalb der Krankenhäuser ist das Stellenangebot bestens – ausgebildete Pflegfachkräfte finden meist sofort einen Arbeitsplatz.
Mit der Zusammenführung der drei Gesundheits- und Krankenpflegeschulen im Land zur „Pflegeschule Vorarlberg“ sowie dem neuen Studienbereich „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der Fachhochschule Vorarlberg wurden wesentliche strukturelle Schritte gesetzt, um eine qualitativ hochwertige Pflegeausbildung auf allen Ebenen anbieten zu können. Um auch in Zukunft eine ausgezeichnete pflegerische Betreuung der Vorarlberger Bevölkerung gewährleisten zu können, wird zudem laufend an vielen verschiedenen „Rädchen“ gedreht. So möchte etwa die Kampagne #meinjobfürsleben – Gute Gründe für einen Beruf in der Pflege in Vorarlberg (meinjobfuersleben.at) dazu beitragen, das Pflegesystem nachhaltig zu sichern.
„Weiter dranbleiben müssen wir derzeit unter anderem bei der Stärkung des relativ neuen Berufsbildes der Pflegefachassistenten, um dieses attraktive Berufsbild in der Öffentlichkeit zu etablieren“, verdeutlicht Pflegedirektor Herbert Keim an einem Beispiel. „Generell sehe ich als Pflegedirektor aktuell die Herausforderung darin, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern und ihnen die vielfältigen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“ „Der Pflegeberuf ist spürbar im Wandel“, schließen Elke Kovatsch und Arno Geiger: „Die Ausbildungen verändern sich, aber auch der Druck auf die – derzeit in vielen Bereichen zu wenigen – Personen, die in der Pflege tätig sind, wächst. Die täglichen Herausforderungen im gesamten System erweitern sich und fordern.“ „Der positive Aspekt“, so Geiger weiter, „der durch diese Bedingungen entsteht, ist, dass der Pflegeberuf und auch dessen Attraktivität wieder mehr in den Mittelpunkt rückt: Es bieten sich sehr viele Möglichkeiten in unserem Berufsfeld, das Portfolie für jeden einzelnen Mitarbeiter, jeden Bewerber ist somit sehr groß und vielschichtig. Ganz viele Mitarbeiter, die im Pflegeberuf tätig sind, sind sehr stolz darauf, diese Arbeit machen zu dürfen. Ich sehe diese Entwicklungen auch als große Chance für die Zukunft, unseren Beruf wieder vermehrt als Berufung sehen zu dürfen