In Feldkirch gibt es aktuell eine Vielzahl an politischen Agenden, zahlreichen Baustellen wie dem Stadttunnel, Kapfschlucht, Schattenburg und auch Zukunftsvisionen. Wir trafen uns mit Feldkirchs Stadtoberhaupt Bgm. Wolfgang Matt, der uns auch kritische Fragen sehr sachlich beantwortete und erläuterte, warum es auch in Zukunft kein Hallenbad geben wird:
Gsi.News: Herr Matt, welche zu bearbeitenden Themen respektive Projekte liegen aktuell auf Ihrem historischen Schreibtisch im Feldkircher Rathaus?
Wolfgang Matt: Es gibt immer genug zu tun. Neben dem politischen Geschäft muss ich viel vor- und nachbereiten, beispielsweise Sitzungen mit Mitarbeitenden der Stadt und der Tochterunternehmen oder mit anderen Akteuren des zivilen und politischen Lebens. Glücklicherweise sitze ich aber nicht den ganzen Tag am Schreibtisch. Auch Besuche bei Bürgern oder Veranstaltungen gehören zu meiner täglichen Arbeit und bereiten mir viel Freude.
Gsi.News: Fährt man durch Großfeldkirch, so entsteht der Eindruck, dass an allen Ecken und Enden gebaut wird. Müssen in Zeiten der Teuerung und Ressourcenknappheit so viele Baustellen gleichzeitig stattfinden und für Lärm und Verkehrschaos sorgen?
Matt: Wir befinden uns derzeit in der Umsetzungsphase lang geplanter und gut vorbereiteter Bauvorhaben. Das über 100 Jahre alte Kanalnetz in der Altstadt muss saniert werden, da gibt es keine Alternativen. Auch das Thema Hochwasserschutz nehmen wir in Feldkirch sehr ernst, denn die jüngsten Schadensereignisse in Nachbarregionen zeigen, dass auch wir vorbereitet sein müssen. Und natürlich sind derartige Baumaßnahmen für das direkte Umfeld mit Belastungen verbunden, dafür habe ich größtes Verständnis. Von einem Lärm- und Verkehrschaos aufgrund der Bautätigkeiten würde ich aber nicht sprechen.
Gsi.News: Kommen wir zum vielleicht größten Bauvorhaben, dass es seitens der Stadt Feldkirch bis dato gab, dem Stadttunnel: Wie zufrieden sind Sie mit dem Baufortschritt und was erwarten Sie sich beim Tag der Eröffnung?
Matt: Das Landesbauprojekt „Stadttunnel“ ist für die Menschen in und um Feldkirch von großer Bedeutung, wird es doch die Lebensqualität in unserer Stadt erheblich verbessern. Nach meinen Informationen liegen die Arbeiten in sämtlichen Bereichen im Rahmen der Planungen. Ich bin mir sicher, dass mit der Eröffnung und Inbetriebnahme des Stadttunnels auch die letzten Zweifelnden erkennen werden, wie wichtig der Stadttunnel für die Region ist.
Gsi.News: Werfen wir einen Blick nach Tisis bzw. auf die Letze, so gibt es zwar dort eine Ampel, aber die Anzahl der PKW, welche diesen beliebten Schleichweg nach wie vor als Umfahrung Feldkirchs nutzen, scheint sich nicht geändert zu haben. Von einer Ausweitung des Überfahrtsverbots am Nachmittag heißt es seitens der politisch Verantwortlichen immer, das sei Sache der BH und es scheint sich alles in Sand zu verlaufen. Ist dem so?
Matt: Grundsätzlich verläuft im Amt der Stadt Feldkirch nichts „im Sand.“ Es ist jedoch kein Geheimnis, dass sich die Verkehrswege auf der Letze nicht für ein großes Verkehrsaufkommen eignen. Auch darum brauchen wir den Stadttunnel. Eine spürbare und gute Verkehrsentlastung der Letze-Bewohner kann nur der Stadttunnel bringen. Die derzeitigen verkehrlichen Rahmenbedingungen sind allesamt mit der Nachbargemeinde Frastanz sowie der BH Feldkirch akkordiert. Ich habe Verständnis für die Situation, allerdings müssen alle Feldkircher den Verkehr anteilsmäßig mittragen. Die Letze-Bewohner genauso wie die anderen Feldkircher in den anderen Stadtteilen.
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Gsi.News: Ein weiteres „Generationenprojekt“ findet dieser Tage in der Kapfschlucht statt. Läuft dort alles nach Plan und konnten einige sich kritisch dazu äußernde Ardetzenbergbewohner sanft gestimmt werden?
Matt: Bei Bauprojekten dieser Größenordnung gibt es immer kritische Stimmen. Wir versuchen alles, um die Einschränkungen und Erschwernisse so gering wie möglich zu halten. Alles steht und fällt mit einer guten Kommunikation. Deshalb versenden wir regelmäßig unseren Baustellen-Newsletter. Weiters fungiert Ortsvorsteherin Elisabeth Pucher für das Bauprojekt als Ombudsfrau und trägt die Beschwerden auf schnellem und direktem Weg ins Rathaus. Auf unserer Beschwerdeplattform „Schau auf Feldkirch“ haben wir eine eigene Kategorie zum Bauvorhaben eingerichtet und vor jeder Sprengung erhalten die Anrainer auch eine Vorabinformation. Alle bisher eingelangten Anliegen und Beschwerden wurden von den jeweiligen Fachabteilungen bearbeitet.
Gsi.News: Wie gut oder schlecht wird bis dato der neu bewirtschaftete Parkplatz beim Wildpark angenommen? Denken Sie kann dadurch unerlaubten Campingurlaubern Einhalt geboten werden?
Matt: Unser Konzept für den Wildparkparkplatz funktioniert und wird gut angenommen. Der eigens eingerichtete Shuttlebus erfreut sich großer Beliebtheit, an starken Tagen werden bis zu 400 Personen transportiert. Abfahrt beim Bahnhof ist der Bussteig C, im Bereich Wildpark hält der Bus am Ende der Berggasse, in der Nähe des Wolfsgeheges. Die Parkgebühren müssen auch nur an den Wochenenden entrichtet werden, wenn der Shuttlebus verkehrt, was wir als Anreiz verstehen, den kostenlosen Shuttlebus zu nutzen. Immer mit dem Ziel, das Verkehrsaufkommen am Ardetzenberg möglichst gering zu halten. Das Campingverbot wurde verstanden und wird auch exekutiert.
Gsi.News: Neben dem Wildpark als über die Gemeindegrenzen weit hinaus beliebtes Ausflugsziel ist die Schattenburg mit dem Museum nicht nur das Wahrzeichen der Stadt schlechthin. Es wird zurzeit fleißig geplant, wie diese Immobilie, welche die Stadt einst erworben hat, zukünftig genutzt wird. Können Sie dazu schon etwas verraten? Oder was wäre für Sie eine gute Richtung für den ehemaligen Amtssitz der Grafen von Montfort?
Matt: Derzeit arbeiten Mitarbeitende der städtischen Verwaltung sowie Vertreter aller politischer Parteien gemeinsam an Konzepten und Strategien für die zukünftige Nutzung der Schattenburg. Es herrscht ein produktives Arbeitsklima und ich bin mir sicher, dass wir gute Lösungen präsentieren werden, wenn die Zeit gekommen ist. Wir haben keinen Zeitdruck und werden zu gegebener Zeit ein zukunftsträchtiges Konzept präsentieren und umsetzen.
Gsi.News: Gerade für den Tourismus sind besondere Veranstaltungen wie das Feldkircher Weinfest, das Gauklerfestival oder der Blosenglmarkt von größerer Bedeutung. Ist das Mittelalterspektakel, das zu Feldkirch wie die Faust zum Auge passte, für immer passé? Und wird die Lichtstadt weiterhin alle zwei Jahre stattfinden? Oder gibt es auch etwas Neues in Planung?
Matt: In der Tat, derartige Veranstaltungen verleihen unserer Stadt Charme und Charakter. Das Gauklerfestival und der Blosenglmarkt werden stattfinden, außerdem wird es im Herbst wieder das beliebte Lichtstadt-Festival geben und wir sind bereits in Planung für die „Vereinsmesse 2024“ oder die „100 Jahre Großfeldkirch“-Feier, die 2025 stattfinden wird. Das Montfortspektakel ist derzeit Gegenstand vieler Gespräche, die ich führe. Diesen Gesprächen möchte ich auch nicht vorgreifen. Jedoch wird die Durchführung des Montfortspektakels aufgrund der Arbeiten am Kanalnetz, die Stück für Stück in der gesamten Altstadt anstehen, erschwert. Denn eine Veranstaltung dieser Größenordnung bedarf einer intensiven und langen Vorbereitungszeit.
Gsi.News: Feldkirch hat vieles zu bieten – denken wir nur an die Vorarlberghalle oder die Freibäder. Doch es gibt auch Dinge – wie ein eigenes Hallenbad – die es nicht gibt. Über welche Erweiterung oder Innovation würde sich denn der Bürgermeister besonders freuen?
Matt: Da gebe ich Ihnen Recht, Feldkirch hat einiges zu bieten. Natürlich wäre beispielsweise ein Hallenbad schön. Allerdings kostet das auch (Steuer)Geld und es gibt in Bludenz, Dornbirn und Eschen bereits Hallenbäder, die allesamt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Feldkirch aus erreichbar sind. Wir versuchen daher, die Lebensqualität in Feldkirch hochzuhalten und gezielt dort nachzubessern, wo noch Bedarf besteht.
Gsi.News: Ihre Amtszeit neigt sich in Bälde dem Ende zu. Werden Sie sich erneut als Bürgermeister zur Wahl aufstellen lassen und bei einer Wiederwahl diese Amtszeit auch durchziehen?
Matt: Derartige Entscheidungen hängen von unterschiedlichsten Rahmenbedingungen ab. Meine Familie muss in diese Entscheidung miteingebunden werden, selbiges gilt für die Feldkircher Volkspartei. Ich bin jedenfalls bis zum Jahr 2025 gewählter Bürgermeister der Stadt Feldkirch. Ob ich noch einmal antrete oder nicht, werde ich zu gegebener Zeit bekanntgeben, wenn die Entscheidung gefallen ist.
Gsi.News: Bei unzähligen Terminen und Anlässen, die ein Bürgermeister zu bewerkstelligen hat: Womit verbringen Sie Ihre Freizeit und welche Wünsche oder Träume hegen Sie für die nahe Zukunft?
Matt: Die Arbeitswoche lässt meist wenig Raum für Freizeit. Die Wochenenden verbringe ich gerne mit meiner Frau, wir sind beide gerne unter Leuten. Ob wir nun Zeit mit unseren Familien, Kindern und Enkelkindern verbringen oder mal eine Veranstaltung besuchen, entscheiden wir spontan. Jedenfalls sind das gesellschaftliche Leben und der informelle Austausch mit der Bevölkerung für mich auch Quellen, aus denen ich Kraft schöpfe. Die Kunst der Freizeitgestaltung ist für mich eine gesunde Balance zwischen Aktivitäten in der freien Natur und passiver Regeneration im Privaten zu finden.
Gsi.News: Vielen Dank für das Gespräch!
Matt: Sehr gerne, danke für Ihre Zeit.
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Zur Person:
- Bürgermeister Wolfgang Matt
- Geboren am 16. September 1955 in Altenstadt
- Verheiratet mit Ingrid, zwei Kinder
- Erlernter Beruf: Bankkaufmann
- Seit März 2019 Bürgermeister von Feldkirch
- Politisches Vorbild: Franz Josef Strauß
- Hobbys: Golf, Familie und Freunde, Wandern
- An Feldkirch schätze ich: Das unermüdliche ehrenamtliche Engagement der Bürger; die kurzen Wege, die ökonomische Prosperität
- An Vorarlberg gefällt mir: Die schöne Natur, die vielen Berge und der Kontrast zwischen urbanen Lebensräumen und ländlichen Regionen
- Kontakt: buergermeister@feldkirch.at