Wolfgang Mittermayr geht singend durchs Leben

Wolfgang Mittermayr im Kreise seiner Liebsten

Unser heutiger Kopf der Region heißt Wolfgang Mittermayr aus Feldkirch-Tosters. Für ihn ist Musik nicht mehr aus dem Leben weg zu denken.

Von Bandi Koeck

Gsi.News: Welche besonderen Anekdoten sind dir aus deiner Kindheit heute in steter Erinnerung geblieben?

Wolfgang Mittermayr: In der späten Volksschulzeit stand ich mit dem Kinderchor von Irmgard Kieber in Schruns auf der Bühne. Ein Foto aus dieser Zeit zeigt zahlreiche Mädchen, einheitlich gekleidet mit weissen Strümpfen, dunkelblauem Rock und Oberteil. Unterbrochen wird die Reihe von zwei dunklen „Strichen“, einer davon Wolfgang Mittermayr im dunklen Anzug (von der Erstkommunion). Frau Kieber war angetan von meiner hohen Stimme, ich war ihr „Vögele“.

Zum Leidwesen meines Vaters Erwin Mittermayr und vor allem meines Geigenlehrers Joachim Pfefferkorn – später Kirchenmusikreferent der Diözese – erinnere ich mich noch an den Schulbeginn im September, als ich den leicht verstaubten Geigenkoffer erstmals nach neun Wochen Sommerpause wieder öffnete. Tja, auch damals sind noch keine Meister vom Himmel gefallen! Das stetig wachsende Interesse an Sport und dem Pfadfinderverein machte den Erfolg im Geigenspiel während der doch 6 Jahre dauernden Zeit zu einem sehr geringen.

Besonders berührend habe ich das alljährliche Musizieren mit meiner Familie – insbesondere mein Vater, mein älterer Bruder Gerhard und meine zwei jüngeren Schwester Helga-Maria und Karin – zu Weihnachten in Erinnerung. Meine Mama war stets eine begeisterte Zuhörerin. Noch heute packe ich zu Weihnachten ab und zu die Blockflöte aus – seit über 20 Jahren bei meinem Papa ausgeliehen – um mein grosses Glück zu probieren. Lustigerweise werde ich an meinem Arbeitsplatz immer wieder von Schülern oder Lehrpersonen auf meine „Ohrwürmer“ angesprochen. Tatsächlich merke ich es manchmal gar nicht, wenn ich im Lehrerzimmer singend bei der Kaffeemaschine stehe oder durch den Schulgang laufe.

Gsi.News: Du arbeitest seit vielen Jahren als Lehrer. Was gefällt dir an diesem Beruf und würdest du als junger Mensch einen anderen Beruf ergreifen?

Mittermayr: In 34 Jahren Unterrichtstätigkeit habe ich sehr viele unterschiedliche Fächer unterrichtet, zahlreiche Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen kennen und schätzen gelernt. Den Beruf Lehrer empfinde ich manchmal als recht fordernd und anstrengend, da unterschiedliche Erwartungen aufeinandertreffen. Und nicht zu vergessen die aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen wie Klimakrise, Teuerung, Krisengebiete die langsam in Vergessenheit geratende Corona-Pandemie mit ihren vielfältigen Spätfolgen. Aber wie sagt man so schön, man wächst mit den Anforderungen!

Es ist eine der wertvollsten Aufgaben, junge Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten und ihnen ein Rüstzeug für später mitzugeben. Manche Früchte erkennt man bald, manche brauchen etwas mehr Zeit, bis sie sichtbar werden. Ich würde auf alle Fälle wieder ein Lehramtsstudium anstreben, denn Lehrer zu sein ist einer der schönsten Berufe der Welt.

Gsi.News: Wie bist du zur Musik gekommen? Welches waren deine prägendsten Einflüsse?

Mittermayr: Mein Vater spielte, seit ich ihn kenne, immer mit Instrumenten wie Geige, Bratsche, Blockflöte und Altflöte oder auch Maultrommel und verzauberte unsere Familie und auch viele andere mit seiner schönen, weichen Tenorstimme.

Nach dem Kinderchor sang ich einige Jahre lang beim Kirchenchor in Schruns. Dort wechselte ich nach dem Stimmbruch vom Sopran zum Tenor, was mir anfangs einige Mühe bereitete. Der Wolfgang wollte in gewohnter Weise ganz oben singen, das ging jedoch nicht mehr.

Weitere Chor-Stationen waren der Davenna-Chor in St. Anton im Montafon (ca. 4 Jahre, unter der Leitung von Reinhard Müller und später Elisabeth Walch), ein Gospel-Workshop und später Musical-Workshop (bei Michaela Radakovics), und der Kirchenchor Frastanz (ca. 4 Jahre, unter Prof. Gerhard Dallinger).

Auch bei zwei „Sing mit im Stephansdom – Festivals“ durfte ich mitwirken: zum einen beim MOZART REQUIEM (vor etwa 10 Jahren, bei Prof. Markus Landerer), und zum anderen beim ELIAS von Felix Mendelssohn-Bartholdy (im Sommer 2022 bei Prof. Gerald Wirth, dem künstlerischen Leiter der Wiener Sängerknaben).

Seit gut 20 Jahren singe ich bei Panta Rhei in Tosters mit, unter der tollen Leitung von Dr. Georg Pfanner, und seit dem Jahr 2009 durchgehend bei der Chorakademie Vorarlberg, geführt vom charismatischen Prof. Markus Landerer, seit vielen Jahren Domkapellmeister im Stephansdom in Wien.

Neben dem Singen habe ich auch einige Musikkurse besucht und mir Grundkenntnisse beim Trommeln, Gitarre und Mundharmonika spielen angeeignet.

Gsi.News: Gibt es eine Melodie oder einen Song, der dein Dauerohrwurm ist?

Mittermayr: Wenn ich etwas weiter zurückdenke, dann bewegen mich zahlreiche Klassiker von Dire Straits, Supertramp, Bonnie Tyler, Tina Turner, Billy Joel, den Beatles oder auch Austropop-Größen.

Eine tiefe Spur haben zahlreiche große Werke der klassischen Chorliteratur hinterlassen, geformt durch stundenlanges Proben im stillen Kämmerchen zuhause und bei den Proben der Chorakademie.

Gsi.News: Kürzlich warst du beim Auftritt der Chorakademie und hast im Wiener Stephansdom gesungen. Was ist das für ein Gefühl und wie war das Konzert?

Mittermayr: Das Singen im Stephansdom vor über 1000 Menschen ist schon ein besonderes Erlebnis, das den meisten Chören vergönnt bleibt. Es fasziniert mich immer wieder, wie die semi-professionellen Sängerinnen und Sänger der Chorakademie mit den Berufsmusikern (Orchester und Solisten) zu einer wunderbaren Einheit verschmelzen und die Zuhörer berühren und staunen lassen. Letztendlich ist das Singen in einer solchen Gemeinschaft aber das größte Geschenk an mich selbst.

Aber auch das vorige zweimalige Musizieren in der Kapelle der Privat-Uni Stella Matutina vor jeweils gut 400 Menschen ist etwas Besonderes. Das Ambiente und der Klangraum sind hier sehr positiv hervorzuheben, dazu kommt, dass der Anteil an Verwandten und Bekannten dort höher ist, was gleichzeitig zu gesteigerter Anspannung aber auch Freude führt.

Gsi.News: Was gefällt dir an der Vorarlberger Chorakademie?

Mittermayr: Zum einen ist es die Tatsache, dort überhaupt mitsingen zu dürfen. Es machte mich stolz, dass ich das 15-minütige Einzelvorsingen zu ausgewählten Stellen aus der Messe in h-Moll bei Prof. Landerer damals erfolgreich bestanden habe.

Zum anderen ist es die außergewöhnliche Arbeit eines Markus Landerer, der in jeglicher Hinsicht besticht und alle im Chor begeistert. Auch die Geschichten, die man dann im Gasthaus nach der Probe erfährt, leisten einen positiven Beitrag.

Und zuletzt profitiert man als Sänger, wenn alle recht gut vorbereitet in der ersten Probe erscheinen und ihr Bestes geben.

Gsi.News: Du bist auch in einem anderen Chor aktiv. Welche Lieder singt ihr und wie oft probt ihr für Auftritte?

Mittermayr: Mit Panta Rhei probe ich jeden Mittwochabend, dazu kommen noch einzelne Probenwochenenden, meist im Vorfeld der Konzerte oder Messen. Das Repertoire ist dort sehr abwechslungsreich, es ist ein guter Mix aus weltlicher und geistlicher Literatur. In den 20 Jahren ist dieser Chor fast so etwas wie eine „Familie“ geworden, es sind dort wunderbare Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und freudvolle Momente erleben lassen.

Gsi.News: Welche Zukunftsziele hast du beruflich, gesanglich wie privat?

Mittermayr: Mein Sohn Aaron meinte vor einigen Tagen, dass er sich von mir mehr Präsenz auch im Ausdruck meiner Gefühle wünsche, mit so viel Power, wie sie bei mir beim Singen sichtbar werde. Voller Ehrfurcht verbeuge ich mich vor dieser Aussage, weil sie auch die Kraft und Heilsamkeit des Chorsingens zum Ausdruck bringt.

Bis zu meiner Pensionierung dürfte es noch so an die 10 Jahre dauern. Nachdem ich seit über 10 Jahren in Teilzeit arbeite, habe ich mehr Zeit für mich, für meine Familie, Verwandten und Freunde. Geld ist nicht alles im Leben, die Gesundheit geht vor!

Ich werde mich redlich bemühen, alles möglichst gut unter den Hut zu bekommen, und natürlich mit ganz viel Singen, und viel Zeit mit meiner lieben Frau.

Zur Person:

Wolfgang Mittermayr

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