Die vierte Kränkung

Albert Wittwer im Weihertal

Es geht dabei nicht um die Wutbürger. Oder nur indirekt. Was sie ärgert, die unverzeihlichen Corona-Einschränkungen, die Klima-Kleber, die immer noch dräuende 100 km/h-Beschränkung auf Autobahnen, Zugewanderte, die Sozialhilfe beziehen. Die Ahnung, daß tatsächlich eine „neue Normalität“ Einzug hält, freiwillig oder unfreiwillig. Was für eine Zumutung. Das wird man doch wohl mit der „rechten“ Politik aus der Welt schaffen können!

Von Albert Wittwer

Als ich zu Beginn der achtziger Jahre kaufmännischer Projektleiter für einen Spitalneubau war, mußten wir Atom-Schutzbunker einplanen. Den gibt es noch im zweiten Kellergeschoß, allerdings schon damals mit Stahlbetonschiebetüre als Tiefgarage nutzbar, die Notfall-Operationssäle nicht ausgestattet. Wir waren uns einig, daß wir im Falle der Explosion der Bombe lieber draußen wären, als im Käfig zu überleben und irgendwann in eine apokalyptische Zivilwelt herauszusteigen.

Ähnlich sinnlos wird es sich mit der „Festung Österreich“ verhalten. Weder mit immerwährender Neutralität noch mit den Wiener Sängerknaben läßt sich die Überlegenheit unserer gegenwärtigen Lebens- und Wirtschaftsform verteidigen. Auch nicht durch Kanzler-Kuscheln mit einem Nachbarregime, das siebenhundert überführte, verurteilte, inhaftierte Menschen-Schlepper freiläßt, um „Gefängniskosten einzusparen“. Die Festung bräuchte eine Käseglocke. Oh, besser nicht, wir halten sowieso die Klimaziele nicht ein. Also genießen wir lieber die gute Luft der Nachbarländer.

Die vierte Kränkung ist die Zumutung, daß wir entgegen aller kulturell-religiösen Prägung leidvoll erleben: Wir sind nicht Herr der Natur, nicht Herrscher der Biosphäre. Die Bodenschätze, die Luft, das Wasser, wir müssen sie mit Pflanzen und Tieren teilen. Es dämmert uns, die Vorstellung einer bloßen Koexistenz mit Wölfen, Bären und Luchsen greift zu kurz. Es genügt nicht, ein par Reservate einzurichten. Wir haben die Bücher damals gelesen, die „Grenzen des Wachstums“ und der „Stumme Frühling“ und gründlich ignoriert. Das DDT haben wir zwar verboten, aber Glyphosat neu erfunden und üppig versprüht. Das Wachstum der Dienstleistungen schien ein Ausweg. Leider nicht der Pflege und des Unterrichtes.

Die unsägliche Dienstleistung des Minings, noch ohne Streaming und Posting, braucht mehr Strom als ein mittlerer Industriestaat. Die Internetfreiheit wird von den Diktatoren bei sich rigoros unterdrückt, bei uns für Cyberangriffe und Desinformation genutzt. Im Schutze der Meinungsfreiheit tummeln sich Trolle und Populisten hetzen und verabreden den Shitstorm.

Wir Demokraten werden das aushalten. Für das Aussitzen wird die Zeit aber nicht reichen. Handeln wir klug.

Zur Erinnerung die ersten drei Kränkungen:

Anmerkungen:

Die mobile Version verlassen