Diese Herausforderungen hat das LKH Bludenz zu bewerkstelligen

2023 ist für das Landeskrankenhaus Bludenz ein Jubiläumsjahr: Zwei Jahrzehnte zuvor hat die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG) das vormalige Stadtspital übernommen und umfassend modernisiert. Im Augenblick macht sich jedoch auch am LKH Bludenz der Fachkräftemangel bemerkbar: Aufgrund fehlender Fachärzte wurde für die häuserübergreifende Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der LKH Feldkirch und Bludenz ein Sommermodell beschlossen. Indessen verfolgt der neue Chefarzt Prim. Priv.-Doz. Dr. Alois Süssenbacher schon konkrete Pläne, um das Spital in die Zukunft zu führen.

„Innerhalb der Vorarlberger Spitalslandschaft hat das LKH Bludenz einen Fixplatz“, sagt Direktor Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der KHBG. „Allein topografisch ist der Standort wertvoll und das Krankenhaus ist zudem gut in das städtische Gesundheits- und Sozialquartier eingebettet.“ Aus gutem Grund wurden in den vergangenen 20 Jahren insgesamt rund 48,6 Millionen Euro investiert, um die Infrastruktur stetig zu verbessern. Heute erwartet Patient:innen und Mitarbeitende ein modernes Ambiente und Medizintechnik auf dem neuesten Stand.

55.000 Ambulanzbesuche

Das LKH Bludenz beschäftigte 440 Mitarbeitende und verfügt über 141 Betten. Im Jahr 2022 brachten es die fünf Fachbereiche auf insgesamt 9.100 stationäre Aufnahmen, 3.950 Operationen und 55.000 ambulante Frequenzen. Überdies haben 500 Babys in Bludenz das Licht der Welt erblickt. „Wir haben ein großartiges Team vor Ort, das bestätigen auch die Patient:innen in ihren Rückmeldungen“, betont Fleisch. „Speziell während der Pandemie, als Bludenz zu einem Covid-Schwerpunktkrankenhaus wurde, haben die Mitarbeitenden Außergewöhnliches geleistet.“ Und auch der Aufgabe als akademisches Lehrkrankenhaus für Student:innen im klinisch-praktischen Jahr kommt man hier mit großem Engagement nach.

Als wichtigen Schritt bezeichnet der KHBG-Geschäftsführer das gemeinsame Management des Hauses durch Standortleiterin Fabiola Vallaster, BA, MBA und die Verwaltungsdirektion des LKH Feldkirch. „Dadurch können nicht nur Synergien genutzt, sondern auch Kompetenzen besser verteilt und eingesetzt werden.“ Die Leitung der Pflege liegt indessen seit Anfang 2022 in den Händen von Direktor Herbert Keim, BSc, MBA, der sich besonders auf der fachlichen Weiterentwicklung der Pflege und der Qualität in diesem Bereich widmet.

Alles in allem ist das Krankenhaus in der Alpenstadt gut aufgestellt für die Zukunft. Neben der Grund- und Notfallversorgung soll sich das Spital künftig verstärkt in den Bereichen der Konservativen Kardiologie, der Unfallmedizin, der Akutgeriatrie sowie der Tageschirurgie positionieren.

Neue ärztliche Leitung am LKH Bludenz

Die entsprechenden Schwerpunkte weiter aus- beziehungsweise aufzubauen, gehört auch zu den Aufgaben des neuen Chefarztes am LKH Bludenz: Prim. Priv.-Doz. Dr. Alois Süssenbacher, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin, hat mit 1. Juli 2023 die ärztliche Leitung des Hauses übernommen. Er folgte in dieser Funktion Prim. Dr. Ruth Krumpholz nach. Die Primaria für Anästhesie und Intensivmedizin war acht Jahre lang als Chefärztin tätig und begleitete Mitarbeitende und Patient:innen unter anderem durch die herausfordernde Zeit der Pandemie.

Prim. Dr. Alois Süssenbacher absolvierte das Medizinstudium an der Universität Innsbruck und die Facharztausbildung an der dortigen Universitätsklinik. Zusätzlich verfügt der gebürtige Kärntner über Additivfachausbildungen in den Bereichen Kardiologie und Intensivmedizin. Seine kardiologischen Schwerpunkte bilden die Herzschrittmachertherapie, die Rhythmologie und die Herzinsuffizienztherapie.

Ambulanz umstrukturieren – Onkologische Tagesklinik stärken

Der Chefarzt hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren eine Reihe konkreter Projekte voranzutreiben. Als Antwort auf steigende Ambulanzfrequenzen und knappe Personalressourcen steht zunächst die Umstrukturierung des Ambulanzbereiches inklusive Einrichtung einer zentralen Notaufnahme an: „Dadurch können wir unsere Mitarbeitenden effektiver einsetzen und auf diese Weise auch in Zeiten des Fachkräftemangels die einzige 24/7 notfallmedizinische Versorgung im Bezirk aufrechterhalten.“ Das Konzept hierfür hat Prim. Dr. Süssenbacher schon ausgearbeitet, ebenso wie jenes für den Aufbau einer Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation (AGR-Station). „Die Notwendigkeit aufgrund der demographischen Entwicklung ist zweifellos gegeben.“

Darüber hinaus plant der Chefarzt eine Neustrukturierung der aktuell provisorischen Onkologischen Tagesklinik (OTK): „Durch den Mangel an Fachärzt:innen auf dem Gebiet der Onkologie sind angesichts der zu erwartenden Zunahme von Krebspatient:innen Anpassungen notwendig, damit wir die Versorgung für die Bevölkerung sicherstellen können.“

Sommermodell für Gynäkologie und Geburtshilfe

Fehlende Ärzt:innen beschäftigen auch Primar DDr. Burghard Abendstein, Leiter der häuserübergreifenden Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der LKH Feldkirch und Bludenz: „In unserem Fachbereich ist die Personalsituation seit geraumer Zeit so angespannt, dass zur Entlastung der Mitarbeitenden ein Sommermodell eingeführt werden musste.“ Wie in den Medien bereits berichtet, haben Betriebsrat, Abteilungsleitung und Leitung der KHBG die temporäre Schließung von Kreißsaal und Mutter-Kind-Station von 14. Juli bis 14. August beschlossen. Entbindungen werden vorübergehend von den geburtshilflichen Teams in den anderen Krankenhäusern Vorarlbergs begleitet. Die Schwangerenambulanz sowie die gynäkologische Ambulanz bleibt von 15. Juli bis einschließlich 30. Juli geschlossen, während die Stillberatung jungen Müttern auch über den Sommer zur Verfügung steht.

Was gynäkologische Operationen betrifft, so bleibt die Tageschirurgie mit angepassten OP-Zeiten regulär in Betrieb. Größere Operationen, die eine stationäre Aufnahme erforderlich machen, werden zwischen 15. Juli bis einschließlich 14. August in Bludenz keine durchgeführt.

Neue Ausbildungsqualität durch Doppelprimariat

Der Personalmangel im medizinischen Bereich ist für Prim. DDr. Abendstein allerdings weder ein punktuelles noch ein kurzfristiges Problem: „Mediziner:innen, die über ausreichend Erfahrung verfügen, um eigenständig agieren zu können, ob im OP oder im Kreißsaal, sind generell rar.“ Umso wichtiger sei es, qualifizierte Ärzt:innen auf lange Sicht im Krankenhaus zu halten. Eine attraktivere Ausbildung für Jungärzt:innen in Verbindung mit einem spannenderen Arbeitsumfeld sind daher eine notwendige Investition in die Zukunft.

Das 2022 geschaffene Doppelprimariat mit der gynäkologischen und geburtshilflichen Fachabteilung am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch eröffnet diesbezüglich neue Möglichkeiten. „Mit diesen zwei Ausbildungsstandorten innerhalb einer Abteilung gelingt es uns, Jungmediziner:innen auf ideale Weise das ‚Einmalseins‘ der Gynäkologie und Geburtshilfe zu vermitteln und sie Schritt für Schritt an die Herausforderungen dieses Faches heranzuführen“, erläutert der Primararzt. Durch das Rotationsmodell können Ärzt:innen in Ausbildung auch tief in komplexere Erkrankungsbilder einsteigen. So ist die Gynäkologie in Feldkirch beispielsweise als Brustkrebszentrum, Zentrum für gynäkologische Tumore sowie Endometriosezentrum zertifiziert und führt die damit verbundenen Behandlungen beziehungsweise operativen Eingriffe durch.

Die neuen Qualität der Ausbildung macht sich laut Prim. DDr. Abendstein bereits bemerkbar: „Die Bewerbungssituation bessert sich, bei uns gehen vermehrt Anfragen für Ausbildungsplätze ein.“

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